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Der «Blick» zeigte ihn mit alter Kreditanstalt-Skimütze: Zurück zum Stolz der Schweiz. © ringier

Thiam macht weiter mit Ausverkauf der CS-Heimat

Lukas Hässig /  10 Milliarden Dividenden zahlte die CS seit 2008 den Aktionären aus. Gleichzeitig verkauft die Grossbank das Schweizer Tafelsilber.

Dieser Artikel erschien am 9. August auf Inside Paradeplatz.
Tidjane Thiam erhielt vor Jahresfrist den Ritterschlag. Der Blick zeigte ihn mit alter Kreditanstalt-Skimütze. Zurück zum Stolz der Schweiz.

Nun entpuppt sich Thiam als das Gegenteil. Statt die wertvollsten Schweizer Assets zu behalten, gibt er diese her. Gestern meldete ein anderer Blog den Verkauf des alten Bank-Leu-Hauptsitzes an der Zürcher Bahnhofstrasse. Damit setzt Thiam, der die Schweiz stärken wollte, den Ausverkauf der CS-Heimat fort. Statt rechtsumkehrt zu machen, folgt der neue CEO seinem Vorgänger Brady Dougan.

Dem Amerikaner war nichts heilig, um Boni für sich und seine Investmentbanker und Dividenden für seine Grossaktionäre zu scheffeln. So verkaufte Dougan fast alle Toppliegenschaften im Zürcher Bankenviertel und am Üetliberg, nachdem ihm die Nationalbank den Marsch geblasen hatte. Dougan brauchte sofort Kapital für seine Bank, um weiter das grosse Rad im Trading-Casino zu drehen. Er verhökerte die Prestigebauten für rund zwei Milliarden. Zugegriffen hatten zum Teil die Grossaktionäre der CS. Sie kamen dank Dougans Notverkäufen zu heiss begehrten Immobilien.
Thiam macht weiter im Takt. Der neue CS-Chef spricht gern von der Bedeutung der Schweiz. Wenn es dann aber um Taten geht, verfällt er ins Gegenteil. Nach dem Verkauf des Leuen-Gebäudes bleibt der CS noch das Edelhotel Savoy am Paradeplatz – und natürlich der eigene Prachtsbau mit der Adresse Paradeplatz 8. Wann werden diese Gebäude zu Geld gemacht?
Die Frage ist nicht mehr völlig abwegig. Die CS-Chefs Dougan und Thiam verkörpern in den letzten acht Jahren eine Konstante: alles für die (Gross-)Aktionäre, fast nichts für die Schweiz.
Das klingt bei miserablem Aktienkurs weit hergeholt. Doch ein Blick auf die Dividenden fördert genau dieses Bild zutage:

Ausbezahlte Dividenden der Credit Suisse seit 2008 (grössere Auflösung hier)
Um die Aktionäre bei Laune zu halten, haben Dougan und Thiam rekordverdächtige 10 Milliarden Franken an Dividenden ausgeschüttet, seit die CS im 2008 in eine schwere Krise geraten ist.

Aus dieser hat sie eigentlich nie wirklich herausgefunden. Die 10 Milliarden Dividenden hielten die Aktionäre bei Laune. Egal, ob die CS horrende Verluste schrieb oder Gewinne erzielte, die bei näherem Hinsehen auf Sand gebaut waren: Es gab Cash für die Eigentümer. Damit sicherten sich Dougan, Thiam und selbstverständlich CS-Präsident Urs Rohner ihre Position. Denn sie müssen nur gut ein halbes Dutzend Grossaktionäre zufriedenstellen.

Die Grossaktionäre der CS, welche die Dividenden kassierten (grosse Auflösung hier).
Die restlichen Aktionäre haben nichts zu sagen. Mit dem Ausverkauf der Prestigebauten an der Bahnhofstrasse geht ein weiteres Kapitel zu Ende. Die CS gibt immer mehr ihrer Substanz her, um weiter von den Kapitalgebern am Leben gehalten zu werden.
Es geht im Kern um eine Verschiebung der wahren Werte – weg von der CS hin zu neuen Eigentümern. Das sind nicht nur Ausländer. Das Gebäude «Metropol» an der Börsenstrasse landete bei der Nationalbank, der Leuen-Hauptsitz bei einer Schweizer Immobiliengesellschaft. Der Üetlihof hingegen gehört den Norwegern, die auch wichtige CS-Aktionäre sind. Und den alten Volksbank-Hauptsitz an der Bahnhofstrasse schnappte sich die französische Axa-Versicherung.
Was dann mit den Bauten passiert, ist unterschiedlich. Die CS bleibt meistens noch eine Weile drin. Dann aber zieht sie aus, wie der Fall des Grieder-Hauses zeigt. Dort herrscht anstelle der früheren CS-Messingschildern derzeit Leere.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Der Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig betreibt die Webseite «Inside Paradeplatz».

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2 Meinungen

  • am 9.08.2016 um 15:26 Uhr
    Permalink

    Und wie üblich trägt der Steuerzahler die Verluste infolge Bussgelder etc. Und wenn es wieder schief läuft, darf er die Bank, äh die Bezüge des Managements, auch gerne retten.

  • am 9.08.2016 um 15:50 Uhr
    Permalink

    Ständig sprechen die Banken CS, UBS und Co. vom Wiederschaffen des verlorenen Vertrauens. Solange die Aktionäre in der GV die Traktanden abwinken, weil sie, wie die CEO’s der Banken nur auf Gewinn aus sind, wird sich auch nichts ändern. Dieses System der Ausbeutung wird ja nicht nur bzgl. der Banken auch von den bürgerlichen Parteien gestützt. Ich bin sicher, dass die Quittung für dieses Politik, die die Schere zwischen arm und reich ständig vergrössert, in naher Zukunft auf uns alle zurück kommt. Gelernt haben die «tollen + teuren» CEO’s jedenfalls nichts. Ich empfinde es als eine lügende offen tollerierte Mafia.

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