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«Kühne Erwartungen befriedigt»: Kein kritisches Wort zum 20-Milliarden-Kauf der Investmentbank DLJ © tamedia

Medien hatten Milliarden-Flop der CS bejubelt

Mireille Mata /  Vier Milliarden musste die Credit Suisse schon abschreiben und muss sich bei ihren Kunden schadlos halten. Medien waren unkritisch.

Kürzlich gab die Credit Suisse einen massiven Abschreiber vom 3,8 Milliarden Franken bekannt, weil sich der Kauf der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette DLJ für 20 Milliarden Franken im Jahr 2000 als Flop erweist. Kritische Stimmen warnten schon damals vor Verlusten, weil die CS mit 20 Milliarden viel zu viel bezahlt habe.
Doch die Mehrheit der Schweizer Medien hatten damals fast nur die euphorischen Verlautbarungen der damaligen CS-Führung verbreitet, ohne diese zu hinterfragen.

CS-Verwaltungsrat Lukas Mühlemann feierte den Kauf der DLJ in höchsten Tönen. Die meisten Medien kolportierten die frohe Botschaft, ohne diese zu hinterfragen.
«Das Jahr 2000 dürfte für die CS zum Superjahr werden», kommentierte die Tagesschau. Es sei der CS gelungen, die Gewinne seit 1996 zu verdoppeln. Zum Kauf der Investmentbank DLJ meinte die Tagesschau lediglich, er «kostet in den USA 2000 Menschen den Job». Dank Synergien können Arbeitsplätze eingespart werden, was den Gewinn erhöht. Das war die Botschaft. Kein kritisches Wort zum extrem hohen Kaufpreis.

Ins gleiche Horn blies der «Tages-Anzeiger» und titelte «Die CS-Group ist voll im Saft». Roland Schlumpf kommentierte: «Die Zahlen sind tatsächlich eindrücklich und zeigen ein Unternehmen, das voll im Saft ist und auch anspruchsvolle Investorenerwartungen zu erfüllen vermag.» Kein kritisches Wort zu den sehr beeinflussbaren Zahlen und noch weniger zum Kauf der DLJ.
«Die Credit Suisse Group hat derzeit die Nase vorn», titelte die «Berner Zeitung», ebenfalls ohne einen Satz des kritischen Hinterfragens.
Die «Basler Zeitung» freute sich über den DLJ-Kauf der CS: Der von den drei Wirtschaftsredaktoren Peter Bauer (US-Korrespondent), Carl Wild und Felix Erbacher gezeichnete Artikel trug den positiv tönenden Titel: «Credit Suisse baut ihre Präsenz in den USA markant aus». Erfreut kommentierten sie: «Die schweizerischen Grossbanken befinden sich im lukrativen globalen Investmentbankgeschäft auf dem Vormarsch
Kritische Stimme in der Aargauer Zeitung
Die Rolle als kritisch beobachtendes Medium nahm die «Aargauer Zeitung» wahr. Unter dem Titel «Wenn eine Bank auf Einkaufsbummel geht» wies der Wirtschaftsredaktor auf etliche Risiken hin und schrieb: «Ich hoffe, dass die Credit Suisse Group sich da kein böhmisches Dorf eingehandelt hat.» Der Kommentar ist nicht mit Namen gezeichnet.

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