Hochdorf_VBS_Brotschi

Hochdorf in den Jahren 1952 und 2015 © VBS/Peter Brotschi

Zersiedelung: Diesmal Hochdorf-Baldeggersee (10)

Peter Brotschi /  Hochdorf scheint nicht so stark gewachsen zu sein. Auf den zweiten Blick sieht es aber anders aus, was zum Widerstand führte.

Wir befinden uns über Ballwil und blicken in den luzernischen Teil des Seetals. Vor uns liegen Hochdorf und der Baldeggersee, am oberen Bildrand ist noch ein Teil des Hallwilersees erkennbar. Hochdorf, das dem Autor seit frühester Jugend dank Heliomalt ein geografischer Begriff ist, liegt idyllisch in der breiten Mulde des Seetals.

Hochdorf 1952 Bild VBS
Das historische Foto vom 18. Juli 1952 zeigt «Hoftere» als bereits stattliches Dorf mit entsprechender Infrastruktur, zu der beispielsweise die Sportstätte unten links gehört. Gut sieht man die Landstrasse, die zusammen mit dem Bahntrassee Richtung Norden führt: Zuerst kommt an der Seeecke das namensgebende Baldegg mit seinem Franziskanerinnen-Kloster, dann geht es weiter bis nach Gelfingen und Hitzkirch. Die liebliche Landschaft ist auch geprägt von den Waldzungen, die vor allem auf der Westseite – also links – über den Seerücken hinunterzulaufen scheinen. Und einmal mehr fallen die unzählbaren Hochstammbäume auf, die wir schon bei anderen Landschaftsvergleichen gesehen haben.

Hochdorf 2015 Bild Peter Brotschi
Auf den ersten Blick scheint Hochdorf in den letzten 60 Jahren nicht so viel gewachsen zu sein. Beim näheren Hinschauen entdeckt man die deutlichen Veränderungen hin zur Grösse. Quartiere mit Einfamilienhäusern sind entstanden, aber auch auffallend viele Wohnblocks. Auf der Ostseite der Ortschaft (rechts) entwickelte sich deshalb ein Bild, das selbst aus der Luft städtisch erscheint. Hochdorf zählt mittlerweile 9600 Einwohner, im Jahr 2000 waren es noch 7800 gewesen, und Ziel des Gemeinderats war es, die 10000er Grenze zu knacken und damit zur Stadt zu werden. Schon der zweite Satz verweist beim Internetauftritt darauf, dass Hochdorf «vor allem durch seine attraktive Wohnatmosphäre Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger» anziehe.
Gegen das Wachstum regte sich Widerstand: Die Initiative «Hochdorf wächst langsam» des einheimischen Arztes Beat Meister wurde eingereicht und am Abstimmungswochenende vom 8. März 2015 mit 54 % der Stimmen angenommen. Damit darf Hochdorf im Zeitraum von fünf Jahren nur noch um 350 Einwohner wachsen, also ca. 70 Einwohner pro Jahr.
Wie auf dem aktuellen Foto von 2015 zu sehen ist, haben sich auch Baldegg, Gelfingen (an der nordöstlichen Ecke des Sees) und Hitzkirch entwickelt. Die zwischen den beiden Seen liegende Ortschaft, in der jetzt die Interkantonale Polizeischule angesiedelt ist, hat ihre Bevölkerung nahezu verdoppelt, seit das alte Bild 1952 aufgenommen wurde.

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Peter Brotschi ist Lehrer, Aviatikjournalist und CVP-Kantonsrat im Kanton Solothurn. Er kämpft politisch gegen die Zersiedelung der Schweiz. Autor von sieben Büchern, sein letztes: «Ein wenig des Himmels für mich».

Zum Infosperber-Dossier:

Zersiedelung_Dossier

Zersiedelung der Schweiz

Folgen des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums. Eine Alternative wäre verdichtetes Bauen in der Nähe von Arbeitsplätzen.

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