«Unser Gehirn ist auf Kooperation angelegt»
Red. Christian Felber ist Mitbegründer der Gemeinwohl-Bewegung*, die vor allem in Österreich schon viele Anhänger hat.
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Gemeinwohlökonomie, das tönt irgendwie nach Kuschelwirtschaft, oder nicht?
Menschen brauchen ein Kuschelelement in ihrem Leben. Aber nicht nur. Gemeinwohl ist der Sammelbegriff aller fundamentalen Werte: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Nachhaltigkeit und Demokratie.
Das hören alle Menschen gerne, aber leider setzen sie es in der Praxis nicht um.
Bis zu 90 Prozent der Menschen in Europa wünschen sich eine neue Wirtschaftsordnung. Das zeigt eine Studie des europäischen Wirtschaftsausschusses. Die real existierende Wirtschaftsordnung hingegen unterstützt das nicht. Sie fördert Geiz, Egoismus und Rücksichtslosigkeit.
Das ist nun mal die Philosophie der Marktwirtschaft. Sie will die Laster der Menschen zum Nutzen der Menschheit ummünzen.
Das wird von den Menschen aber nicht gut geheissen. Die bestehende Rechtsordnung der Wirtschaft widerspricht dem Geist der Verfassung der europäischen Länder. Deshalb schlagen wir eine Wirtschaftsordnung vor, die andere Anreize setzt, die nicht Gier und Egoismus belohnt, sondern menschliche Tugenden und eben Verfassungswerte umsetzt.
Aus der Spieltheorie wissen wir, dass sich Egoismus gegenüber Kooperation kurzfristig immer durchzusetzen vermag.
Nur wenn der Egoismus nicht sanktioniert wird. Das hat die verstorbene Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom nachgewiesen. In einem funktionierenden Rechtsstaat lassen sich ethische Regeln bilden und durchsetzen.
Was bedeutet dies konkret, wenn die Regeln der Gemeinwohlwirtschaft in die Praxis umgesetzt werden?
Derzeit haben Unternehmen, die sich unethisch verhalten, einen Preis- und damit einen Wettbewerbsvorteil. Das wollen wir umkehren. Die Spielregeln sollen lauten: Je ethischer sich ein Unternehmen verhält, desto mehr Vorteile soll es haben.
Es geht also nicht darum, den Markt abzuschaffen, sondern darum, die Spielregeln zu ändern.
Wir streben anstelle der bestehenden unethischen Wirtschaftsordnung eine vollethische an. Es soll auch eine wirklich liberale Marktordnung werden im Sinne von: Alle haben die gleichen Chancen, Rechte und Freiheiten.
Der Markt führt zwangsläufig zu Monopolen. Wie wollen Sie das verhindern?
Indem wir einerseits das Kartellrecht global verschärfen und andererseits den Wachstumszwang aus der Wirtschaft entfernen.
Geht das überhaupt unter den Gesetzen des Marktes?
In einer kapitalistischen Marktwirtschaft geht das nicht, weil der Finanzgewinn das oberste Ziel ist. In einer ethischen Marktwirtschaft hingegen steht nicht mehr der Finanzgewinn an oberster Stelle, sondern das Gemeinwohl-Bilanzergebnis. Das kann man nur erreichen, wenn man nicht um jeden Preis wächst und andere Unternehmen frisst, sondern indem man kooperiert. Damit entfällt auch der Wachstumszwang.
Ist das Bestreben, sich im Wettbewerb gegen andere durchzusetzen, nicht ein Teil der menschlichen Natur?
Das glauben die Ökonomen, doch sie sind die allerschlechtesten Ratgeber, was die Natur des Menschen betrifft. Sie arbeiten vorwiegend mit Glaubenssätzen und Behauptungen. Ökonomie ist daher in meinen Augen mehr eine Ideologie, manche behaupten gar, eine Religion.
Wie ist die Natur des Menschen wirklich?
Der Mensch ist von Natur aus frei. Wir können uns gegenseitig umbringen, oder wir können uns liebevoll und zärtlich miteinander verhalten. Die Gene zwingen uns zu nichts. Es gibt keinen Determinismus in irgendeine Richtung, und wenn, dann eher in Richtung Gerechtigkeitsempfinden und Mitgefühl. Unser Gehirn ist eindeutig auf Kooperation angelegt. Das sagen uns die Naturwissenschaftler, die das – im Gegensatz zu den Ökonomen – empirisch erforscht haben.
Was ziehen Sie daraus für Rückschlüsse auf die Wirtschaftsordnung?
Es kommt entscheidend auf die Regeln an. Wenn Sie Eigenschaften wie Gier, Geiz und Rücksichtslosigkeit belohnen, dann erhalten Sie die Wirtschaftsordnung, die wir heute haben. Wenn Sie jedoch Tugenden wie Kooperation, Respekt und Grosszügigkeit belohnen, dann ist eine ethische Wirtschaftsordnung möglich.
Gemeinwohlwirtschaft hat somit nichts mit einem humanen Kommunismus zu tun?
Nein, es ist eine wahrhaft liberale Marktwirtschaft. Der Markt ist letztlich nur eine Begegnungsstätte. Wie wir uns dort begegnen, gewaltsam und grausam, oder friedlich und kooperativ, ist uns Menschen frei gestellt – und hängt von den Regeln ab.
Wie weit kann man heute schon die ethischen Regeln in die Praxis umsetzen?
Die Gemeinwohlbewegung gibt es nun genau fünf Jahre, wir sind also noch eine junge Bewegung. Heute unterstützen uns 1900 private Unternehmen aus 40 Ländern. 300 davon erstellen die Gemeinwohl-Bilanz freiwillig.
Die erhalten dann eine Art Zertifikat wie eine Bioknospe?
Mehr als das. Sie erhalten ein Punkteergebnis, das ihnen Vorteile verschaffen soll, beispielsweise Steuernachlässe oder mehr öffentliche Aufträge.
Wer ausser Unternehmen macht noch mit?
Es gibt bereits Gemeinden, die über ihr Ortsschild Gemeinwohlökonomie schreiben. Oder Hochschulen. Die Universität von Valencia plant einen Lehrstuhl für Gemeinwohlökonomie, Flensburg und Kiel beforschen die Erstellbarkeit der Gemeinwohl-Bilanz in DAX-Konzernen.
Wie sieht es in der Schweiz aus?
Es gibt ungefähr fünf Regionalgruppen und einen Dachverein Schweiz mit Sitz in St. Gallen.
Geht es Ihnen darum, Gemeinwohl-Oasen für Gleichgesinnte zu schaffen, oder haben Sie die gesamte Wirtschaftsordnung im Visier?
Es geht um den rechtlichen Rahmen des Wirtschaftens innerhalb eines Nationalstaates aus einer demokratischeren Perspektive. Deshalb strebt die Gemeinwohlökonomie-Bewegung auch eine «Souveräne Demokratie» an . Die Schweiz ist mit ihrer direkten Demokratie bereits einen Schritt weiter auf diesem Weg.
Bedeutet Gemeinwohlökonomie auch Wohlstandsverzicht?
Das Wohlbefinden wird im Gegenteil wachsen, man bekommt in jeder Hinsicht – körperlich und psychisch – ein besseres Leben. Der materielle Verbrauch hingegen könnte sinken. Es wird nicht mehr möglich sein, dass jeder in seinem eigenen, mit fossilen Brennstoffen geheizten Eigenheim wohnt, ein eigenes Auto besitzt und mit dem Flugzeug um den Globus jettet. Erwiesenermassen macht das die Menschen auch gar nicht glücklich.
Was macht glücklich?
Gute Beziehungen, eine intakte Umwelt, sich selbst treu sein können, Zeitwohlstand, nur um ein paar Dinge zu sagen.
Bedeutet Gemeinwohlökonomie, dass die Globalisierung wieder rückgängig gemacht wird?
Ja. Ich bin gegen bedingungslosen Freihandel und freien Kapitalverkehr. Ich bin für ethischen Handel und bedingten Kapitalverkehr. Handel ist kein Selbstzweck. Wenn dabei Menschen ausgebeutet werden und die Umwelt zerstört wird, ist das kein Freihandels-, sondern ein Unfreihandelsregime.
Müssen wir zurück zu Tausch?
Nein, Handel ist Mittel zum Zweck. Wenn uns Handel dem Ziel näher bringt – beispielsweise einer nachhaltigen Entwicklung, mehr Gleichheit oder einer umfassenden Umsetzung der Menschenrechte –, dann ist mehr Handel besser. Aus rein ökologischen Überlegungen heraus wäre jedoch das derzeitige Volumen des Handels nicht mehr möglich. Das heisst noch immer nicht, dass Handel etwas Schlechtes ist, sondern dass wir einen gerechten Handel fördern müssen.
Die Schweiz importiert rund die Hälfte ihrer Nahrungsmittel. Könnte sie das in einer Gemeinwohlökonomie weiterhin tun?
Das wäre nicht mehr möglich. Die Schweizer verbrauchen – wie übrigens auch die Österreicher oder die Deutschen – rund vier Mal mehr als ihnen der Planet Erde pro Kopf schenkt. Mit anderen Worten: Wir müssen rund 80 Prozent unseres aktuellen Ressourcen-Verbrauchs reduzieren. Das ist der aktuelle Konsens unter den Naturwissenschaftlern. Diese Verminderung des Ressourcenverbrauchs lässt sich nicht in Einklang bringen mit dem Import von der Hälfte der Lebensmittel.
Also weg mit der Globalisierung?
Die Globalisierung sollte das Salz in der Suppe sein, aber nicht die Suppe selbst. Das gilt vor allem für Lebensmittel, Energie und die Rückschleusung von Reststoffen in den Stoffkreislauf. Da braucht es eine radikale Regionalisierung, zum Teil sogar Lokalisierung.
Wie hält es die Gemeinwohlökonomie mit dem Nationalstaat?
Tendenziell befürworten wir eine leichte Stärkung gegenüber den supranationalen Organisationen wie der EU, aber auch der Regionen und Kommunen – gemäss dem Subsidiaritätsprinzip.
Mit dem Ziel, die EU wieder abzuschaffen, wie es viele Rechtskonservative wollen?
Nein, die EU soll bleiben. Aber derzeit laufen die Regeln der EU – aber auch die Regeln des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich – den Interessen der Mehrheit der Menschen zuwider. Deshalb schlagen wir zunächst das Erringen von «souveränen» Nationalstaaten vor. Dann können sich diese Staaten auch auf internationaler Ebene demokratisch begegnen.
Mit welchen Folgen?
Kein souveräner demokratischer Nationalstaat würde sich für Freihandel und freien Kapitalverkehr entscheiden. Derzeit geschieht dies einzig im Interesse der multinationalen Konzerne.
Was geschieht mit dem Geld in der Gemeinwohlökonomie?
Geld wird in einem viel höheren Masse ein öffentliches Gut, ein Mittel für das Gemeinwohl.
Im Sinne von Vollgeld. Nur noch die Nationalbanken dürfen Geld schaffen?
Ich nenne es souveränes Geld. Die Zentralbank müsste dann auch transparent geführt sein, ihre Vertreter demokratisch gewählt werden und die Ziele ebenfalls demokratisch vorgegeben werden. Die Banken müssten gemeinwohlorientiert sein. Will heissen: Sie würden bei der Kreditvergabe Vorgaben erhalten, beispielsweise dürften sie Kredite nur in die Realwirtschaft und nicht für Spekulationszwecke vergeben.
Wie ist es mit der Verteilung des Wohlstandes?
Selbstverständlich darf es Ungleichheit geben, aber nur in einem bestimmten Umfang. Das gilt bei den Einkommen und bei der Grösse von Unternehmen. Zum Konzept von Geld als öffentlichem Gut zählen auch «negative Rückkoppelungen», die ein Übermass an Ungleichheit effektiv verhindern.
In der Schweiz stimmen wir bald über ein bedingungsloses Grundeinkommen ab. Ist das im Sinne der Gemeinwohlökonomie?
Im derzeitigen auf Macht basierenden Kapitalismus bin ich ganz klar ein Befürworter eines Grundeinkommens. Es sichert ein Mindestmass an Teilhabe am System und Würde des Menschen. In einer Gemeinwohlökonomie entfällt die Notwendigkeit eines Grundeinkommens vermutlich, weil die Spielregeln völlig anders sind. Weil Kooperation das oberste Prinzip ist, entsteht keine Knappheit, sondern Fülle. Will heissen: Arbeit für alle und sinnvolle Arbeitsplätze.
Heute spricht man von einer digitalen Revolution. Dient das der Gemeinwohlökonomie?
Technischer Fortschritt ist, wie der Handel, kein Selbstzweck. Er ist hoch willkommen, wenn er uns ein würdevolleres Leben ermöglicht. Das bedeutet aber nicht: Immer grösser, immer schneller. Zudem sollten auch technische Grundsatzentscheide – Atomkraft, Gentech, beispielsweise – demokratisch nach ethischen Kriterien entschieden werden.
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Dieses Interview ist auf watson.ch erschienen.
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* Die Gemeinwohl-Ökonomie – ein Wirtschaftsmodell mit Zukunft
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine alternative Wirtschaftsordnung, die seit 2010 von Österreich aus entwickelt wurde und sich international ausbreitet. Sie ist eine vollethische Marktwirtschaft, die nicht auf Gewinnstreben und Konkurrenz beruht, sondern auf Gemeinwohl-Streben und Kooperation – denselben universalen Grundwerten, die zwischenmenschliche Beziehungen gelingen lassen. Gewinn ist nur noch Mittel, nicht mehr Zweck der unternehmerischen Tätigkeit. Die Gemeinwohlbilanz wird zur Hauptbilanz: Je sozial verantwortlicher, ökologisch nachhaltiger, demokratischer und solidarischer sich Unternehmen verhalten, desto mehr Vorteile – von niedrigeren Steuern, Zöllen und Zinsen bis zum Vorrang beim öffentlichem Einkauf – erhalten sie. So stimmen die Marktgesetze mit den Werten der Gesellschaft überein.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Philipp Löpfe war früher stellvertretender Chefredaktor der Wirtschaftszeitung «Cash» und Chefredaktor des «Tages-Anzeiger». Heute ist er Wirtschaftsredaktor von watson.ch.
Neue Technologien und umfassende Automatisierungen in allen Bereichen, machen traditionelle Arbeit zunehmend obsolet. Selbstfahrende Autos werden den Identitätsbegriff neu definieren, Statussymbole werden zunehmend ebenso obsolet. Ein bedingungslose Grundeinkommen ist die Voraussetzung für eine moderne freie Gesellschaft.
Gute Ideen, aber wie soll man das umsetzen? Wo soll man beginnen?
Vielleicht wäre eine etwas nüchternere und durchdachtere Sicht auf unsere gegenwärtige «freie» Marktwirtschaft kein schlechter Anfang. Nachfolgend zwei Denkanstösse:
– Frei ist unsere Marktwirtschaft ja keineswegs. Wirtschaftlich erfolgreich sind nur Staaten mit einem umfassenden, gut funktionierenden Rechtssystem. Ziemlich ausgeklügelte Spielregeln sind notwendig, damit der angeblich freie Markt funktionieren kann. Ein Nachtwächterstaat würde keinesfalls ausreichen. Ein Nachtwächterstaat kennt zum Beispiel sicher kein Patentrecht.
– Der Konkurenztrieb, das «Bestreben, sich gegen andere durchzusetzen», ist meines Erachtens durchaus Bestandteil der menschlichen Natur. Der Mensch hat viele Triebe, zum Beispiel auch einen Fress- und einen Sexualtrieb. Eine menschliche Gesellschaft ist gut beraten, solche Triebe nicht zu negieren. Eine zivilisierte menschliche Gemeinschaft sollte Triebe domestizieren, sie in allgemeinverträgliche Bahnen lenken, ihnen gegebenenfalls auch Grenzen setzen. Meist ist eine spezielle Förderung von Trieben weder nötig noch sinnvoll, und wenn Triebe zu Philosopien erklärt werden, wird es eher peinlich.
Mit Christian Felber bin ich einig, dass wir uns viel mehr Gedanken darüber machen müssen, welche Ziele wir überhaupt anstreben. Maximales Wirtschaftswachstum kann für ein reiches Industrieland einfach nicht mehr das Ziel der Ziele sein!
Es gibt wohl kaum einen genetischen Konkurrenztrieb, doch ein entsprechend angelerntes sozio-kulturelles Verhalten. Dazu sind die Untersuchungen von Gregory Bateson und Margaret Mead sehr zu empfehlen. Genauso wie die – absurde – Idee des permanenten Wachstums, ist auch die Wettbewerb als grundlegende Eigenschaft des Menschen eine wirtschaftlich/gesellschaftliche Erfindung. Rivalität allerdings findet sich im Rahmen des geschlechtsspezifischen Paarungsverhalten, insbesondere bei Mangel an entsprechenden Geschlechtspartnern. Je nach gesellschaftlicher Struktur sind aber auch andere Möglichkeiten zu beobachten, z.B. Polyandrie, wie es die aktuelle chinesische Regierung vorschlägt.
Wie weit ein Wesenszug genetisch oder anders bestimmt ist, ist schwierig zu sagen. Wir verstehen ja überhaupt nicht, wie aus irgendwelchen Genen Charaktereigenschaften des Menschen werden. Ich finde es auch ziemlich unpassend, bei einzelnen Eigenschaften pseudoexakt anzugeben, wieviele Prozent davon nun angeboren, wieviele erworben seien. Mir ist die Statistik hinter diesen Prozentangaben schon bekannt. Viele Leute vergessen leider, dass der errechnete Wert, wenn überhaupt, dann nur für die beobachtete Situation aussagekräftig ist.
Ich denke aber sehr wohl, dass ein Konkurrenztrieb bei vielen Menschen von klein auf ziemlich klar vorhanden ist. Wieviele Spiele gibt es, wo es nicht darum geht, zu gewinnen?
Wenn Verhaltensforscher einzelne exotische Beispiele von Gesellschaften finden, die ganz anders funktionieren, so beeindruckt mich das nicht allzu sehr. Wer sagt denn, dass nicht diese Ausnahmen Ausdruck einer in dieser Beziehung sehr bestimmenden Kultur sind?
Eben, das Verhalten ist soziokulturell und wir sind für die anderen die Exoten! Etwas erinnert mich diese Argumentation an die Geschichte vom Huhn und vom Ei: Haben Kinder einen Wettbewerbstrieb WEIL ihnen die Gesellschaft beispielsweise mit solchen Spielen solches Verhalten antrainiert, oder sind die Spiele die Antwort auf das «natürliche» Wettbewerbsverhalten? Untersuchungen von beispielsweise Bourdieu zeigen, wie deutlich der soziokulturelle Faktor bei jedwelchem Verhalten ist. Ich hoffe Frankreich ist Ihnen nicht zu exotisch. Sicherlich haben Sie recht das Aussagen über Beobachtungen nur im Rahmen der Beobachtung gilt und das obendrein die Anordnung einer Versuchsreihe bereits schon eine Konditionierung ist. Trotzdem lässt sich bei entsprechend grossen Datenerhebungen Annäherungen erzielen. Die Frage könnte auch andersherum gestellt werden. Gesetzt, Wettbewerb ist soziokulturell, inwiefern hat er früher was bewirkt, welches heute vielleicht anders wünschenswert wäre. Was wären die Auswirkungen, wenn wir eine Gesellschaft züchten, die nicht auf Wettbewerb ausgerichtet ist.