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Architekt Peter Felix darf sich rühmen: «Wir setzen ganz auf Nachhaltigkeit» © srf

Tagesschau verschweigt wesentliche Information

upg /  Ein Beitrag über das Heizen mit Wärmepumpen hätte von der Eawag und dem Architekten gesponsert sein können: Keine kritische Fragen.

«Der Bodensee ist auch eine riesige Heizung», verkündete Tagesschau-Moderator Florian Inhauser freudig in der Tagesschau vom 14. März 2015. Dank «Wärmetauschern» könne der Bodensee zum Heizen benutzt werden. Das zeige eine Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag.
Fakt ist: Die Eawag hat geprüft, wie viel Wärme man ohne ökologische Folgen dem Bodensee entziehen könnte.
SRF-Korrespondentin Fabienne Frei informierte darauf, dass die Temperatur des Bodensees im Winter etwa 7 Grad betrage: «Trotzdem heizt er ab kommenden Dezember diese Überbauung mit 165 Wohnungen

Dann fügte die Korrespondentin wie in einem Werbespot an: «Dank Wärmepumpen wird aus kaltem Wasser kuschelige Wärme».
Aufmerksame Zuschauende wunderten sich: Es ist also doch nicht das kalte Wasser, das die Wohnungen heizt, sondern es braucht elektrische Wärmepumpen?
Fakt ist: Das Heizen erfolgt in erster Linie mit Hilfe von elektrischen Wärmepumpen. Diese brauchen etwas weniger Strom, wenn sie die Wärme statt von drei Grad von tief unter der Erde von sieben Grad im Wasser auf die gewünschten über 60 Grad hochpumpen müssen. Aber sie brauchen immer noch sehr viel Strom, etwa ein Viertel so viel wie eine vollelektrische Heizung.
Die wesentliche Information, wie viel Strom die Romanshorner Überbauung von 165 Wohnungen denn brauchen wird, hat die Tagesschau verschwiegen.
Stattdessen platzierte die Korrespondentin einen Werbespruch für den Projektinitiator und Architekten Peter Felix: Er würde «ganz auf Nachhaltigkeit setzen». Selber durfte Felix am Bildschirm verkünden: «Wir können hier für die ganze Überbauung die Warmwasser-Aufbereitung und die Heizung problemlos mit der Energie vom Bodensee machen
In der Tagesschau kamen nur Promotoren der gezeigten Überbauung und der Eawag-Studie zu Wort. Kritische Fragen wurden keine gestellt. Dazu passte, dass Moderator Florian Inhauser Wärmepumpen mit einfachen Wärmetauschern verwechselte.


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12 Meinungen

  • am 15.03.2015 um 12:27 Uhr
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    Die Nachteile von Wärmepumpen werden gerne verschwiegen. Gerade wenn man erneuerbare Energien zur Erzeugung des Stromes einsetzen will, ist das Problem nicht zu vernachlässigen. Man braucht die Energie im Winter. Dann haben wir am wenigsten Strom aus Wasserkraft, und punkto Sonnenenergie läuft auch nicht besonders viel im schweizer Winter. In der Nordsee oder so kann vielleicht in dieser Jahreszeit Wind verstromt werden. Reichen die Übertragungskapazitäten bis in die Schweiz?
    Der Ausstieg aus der Atomenergie ist ohnehin eine Herausforderung. Durch die Schaffung eines grossen zusätzlichen Strombedarfes im Winter durch Wärmepumpen wird es nicht einfacher.
    In erster Linie muss bei Häusern darauf geachtet werden, dass sie so gut isoliert sind, dass sie auch im Winter kaum noch geheizt werden müssen!

  • am 15.03.2015 um 18:41 Uhr
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    (1) Abgesehen davon, dass zur Energiegewinnung wenig sachlich korrekte Informationen in den allgemeinen Medien vermittelt werden und ein technischer Unsinn wie ganze Siedlungen aus der Temperatur Differenz eines Sees zur Umgebungsluft nur Leute ohne technisches Verständnis zu einem Freudengump motivieren (gefolgt mit ‹Bi de Lüüt› auf dem Nonsens Sender srf) ist die Technologie der Wärme Wandler Inverter usw. sicher interessant. Ihre Obsession mit jenem Kanal verwundert mich eigentlich. Ausser Sie glauben tatsächlich, der ganze TV Zirkus hätte einen Impact auf Meinungsbildung, zumal ja selten wirklich Informationen vermittelt werden. Davon möchte ich BBC ausdrücklich ausnehmen, aber der Rest? Spülen.

    Photovoltaische Stromgewinnung, was die Zellen betrifft, ist inzwischen so effizient, dass auch im nebligen mittelschweizerischen Winter Klima Strom gewonnen werden kann. Das Problem ist aber dessen Speicherung. (Strom wird tagsüber erzeugt, aber vermehrt in der Nacht benötigt, was private Haushalte betrifft).

  • am 15.03.2015 um 18:42 Uhr
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    (2) Interessant ist, dass Tesla und die in jenen Autos benutzte Batterietechnologie einen grösseren Impact auf die Energieversorgung von Häusern haben wird als auf die Mobilität. Autos die einen Strom Anschluss zum Auftanken benötigen, machen wenig Sinn, wenn urbane Räume verlassen werden. e.g. Texas, Kalifornien und andere Gebiete mit dezentraler Siedlungsstruktur. Aus logistischer Sicht ist eine flüssige Energieform mit bestehenden Distributionskanälen weitaus kompatibler (Energiezellen, die flüssigen Wasserstoff als Träger verwenden als Beispiel). die Tesla Speicher sind aber immerhin schon so effizient, dass sie eine Mittelklasse Limousine mit Autobahn Geschwindigkeit 300 – 400 km ohne aufladen befördern können. Elon Musks Investition in die Sache betrifft mehr die Speicher Technologie als den Autobau selber. Eine Wohnung oder ein Einfamilienhaus benötigt aber weitaus weniger Energie, als zum Bewegen eines Mittelklasse Wagens benötigt wird. Simple kinetische Physik.

    Die Konsequenz: gelingt es, Photovoltaik und Speicher in der Tesla Vision zu kombinieren, dann wird ein Haus energetisch autonom, oder kann sogar ins Netz einspeisen. Logischerweise spricht niemand in der Energie Debatte davon, denn diese denkt immer noch im zentralisierten Paradigma (Kraftwerk-Netzverbund) als Geldschöpfungsquelle und Haushalte und Betriebe als simple Konsumenten und Erhalter des Revenue-Flusses.

  • am 15.03.2015 um 18:43 Uhr
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    (3) Werden diese Kunden energetisch autonom, entfällt ein wesentliches Element der Kontrolle eines technisch bedingten Monopols.

    Die alternativen Quellen, so sie an das Versorgungsnetz angehängt werden, machen dieses zu komplex und damit noch verwundbarer. Bei Windenergie etwa sind die Einflüsse auf mikroklimatische Effekte, Tierwelt (saisonale Vogel Migrationen) erst ansatzweise bekannt. Weiter bleibt Windenergie nur eine Option, wenn sie im bestehenden zentralistischen Paradigma eingesetzt wird. Dies, weil sie im Gegensatz zur Photovoltaik, nicht auf einen naturgegebenen Zyklus der Energieverfügbarkeit abstellen kann.

  • am 15.03.2015 um 18:44 Uhr
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    (4 und Schluss) Ich persönlich denke aber, dass neben der autonomen Versorgung dennoch die nukleare Option weiterverfolgt werden muss, und da besonders die Entwicklung von Fusionsreaktoren. Dies, weil die anstehenden Herausforderungen (unter anderem der Weg weg von fossilen Energieträgern und deren klimatischer Implikation) unserer globalen Zivilisation nur lösbar sind, wenn diese in einer globalen Politik und Ökonomie eingebettet ist. Globale Politik dabei selbstredend eine globale Form von Demokratie. Der Wandel von einer z.Z. 0.7 Typ Zivilisation zu einer Typ 1 Zivilisation (nach Kardashev) ist folglich nicht ein Wandel von Technologie und dessen Massstab, Grössenordnung, sondern ein Wandel im demokratischen Massstab der politischen Handhabe und der Energiebedarf einer Typ 1 Zivilisation eine Grundversorgung in der Grössenordnung von Fusionsreaktoren bedingt. Diese wiederum sind technologisch nur in Länderverbünden machbar.

  • am 15.03.2015 um 20:24 Uhr
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    Urs P. Gasche verschweigt wesentliche Informationen

    Wenn man über Heizsysteme berichtet, gibt es immer Auslassungen. Der Tagesschau kann man keine grösseren Vorwürfe machen als ihrem Kritiker Urs P. Gasche. Er verschweigt, dass man für den wesentlich geringeren Stromverbrauch von Wärmepumpen auch Oekostrom beziehen kann. Allein dadurch werden seine Argumente entkräftet. Zudem verwechselt er Äpfel mit Birnen und vergleicht ein Wärmepumpen-Heizsystem mit Elektroheizung. Reine Elektroheizungen gibt es praktisch keine mehr. Darum ist dieser Vergleich, gelinde gesagt, tendenziös und aus der Luft gegriffen. Er müsste den Vergleich mit Ölheizungen oder mit Holzschnitzel-Heizungen anstellen, die verbreitet sind. Hier sieht die Rechnung anders aus, und zwar vor allem aus Gründen der Luftverschmutzung. Eine teils mit Photovoltaik (auf dem Dach) und teils mit Oekostrom betriebene Wärmepumpe produziert überhaupt keine Luftverschmutzung mehr. Oelheizungen verschmutzen die Luft hingegen stark und Holzschnitzelheizungen auch immer noch mit einem erheblichen Schadstoff-Ausstoss selbst mit optimalem Kaminfilter, abgesehen von erheblichen Geruchsimmissionen beim jeweiligen Anfeuern.

  • am 15.03.2015 um 21:04 Uhr
    Permalink

    Die Speicherung vom Tag bis zur nächsten Nacht ist technisch kein Problem. Wasserkraftwerke mit Speichersee können das perfekt, auch Batterien sind schon sozusagen einsatzbereit. Die Speicherung von Strom für mehrere Wochen aber ist noch nicht so einfach möglich.

    Im Prinzip funktionieren Sonnenzellen schon auch bei trübem Licht. Bloss wird da sehr wenig Strom produziert, weil einfach nicht viel Licht da ist.
    Die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Auges verleitet uns zu Fehlüberlegungen. Wenn, verglichen mit einem sonnigen Sommertag, nur noch 5 % des Lichtes vorhanden ist, können wir immer noch problemlos alles sehen. Wir empfinden das noch als hell. Eine Sonnenzelle kann aber nur noch 5 % des Stromes produzieren, also sehr wenig.
    Deshalb ist die Stromversorgung in einer kalten, trüben Schlechtwetterwoche im Winter eben doch nicht so problemlos mit erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Erst recht nicht, wenn dann alle ihre elektrische Wärmepumpe auf Hochtouren laufen lassen.

  • am 16.03.2015 um 14:01 Uhr
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    Praktische Details @ Katharina Buholzer: Danke für Ihre Überlegungen: Wir haben eine Wärmepumpe seit 2002 – leider laut und nicht so effizient wie heutige, aber da unser Haus auch gut isoliert ist, ist alles ok. Wir haben auch Photovoltaik seit 2 Jahren, macht Spass, auch im Winter, da Hochleistungszellen, aber viel weniger als im Sommer. (Winter ca. 1/6 der Höchstleistung – http://home.solarlog-web.ch/7541.html).
    Wir kaufen im Juni einen Elsa, aber Tesla lehnt es leider ab, den Autoakku auch als Speicher zuzulassen (Garantieverlust). Wenn dann in ca. 8 Jahren ev. die Effizienz nachlasse (Garantie-Ende), könne man den Akku ev. gut als Hauptspeicher weiterverwenden. Vielleicht ändert Tesla diese Einstellung vorher – ich hoffe es.

  • am 16.03.2015 um 15:42 Uhr
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    @Heiner Graafhuis: ‹aber Tesla lehnt es leider ab, den Autoakku auch als Speicher zuzulassen› – not exactly. Denn:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Gigafactory

    ‹The 18650-size cells produced at the factory can be put in various devices such as drones, toys, and Grid ENERGY STORAGE›.

    Weiter:

    http://www.washingtonpost.com/blogs/the-switch/wp/2015/02/12/this-new-tesla-battery-will-power-your-home-and-maybe-the-electric-grid-too/

    (Im WP post wird über Elon Musks Strategien geredet, die er an die Investoren äusserte).

    ‹This new Tesla battery will power your home, and maybe the electric grid too›

    Jemand, der aus einem verschrotteten Tesla Auto die Batterie holte und so anpasste, dass sein haus mit Energie gespeicherter Energie versorgt wird, hier:

    http://www.theglobeandmail.com/globe-drive/culture/technology/why-hacking-a-tesla-battery-may-foreshadow-an-energy-revolution/article23402923/

  • am 16.03.2015 um 17:30 Uhr
    Permalink

    @ Katharina Buholzer: Danke für diese interessanten Zusätze, die ich wohl an den Tesla-Verkäufer weiterzitieren werde. Er hatte klar gesagt, dass die Garantie auf die Batterie verfalle, wenn ich sie zwischendurch auch für’s Haus brauchen würde.
    Allerdings zitieren Sie ja auch nicht das «Zwischendurch» brauchen, sondern eine andere Verwendungsart.
    Im Moment scheint es der Unterschied zwischen Theorie/Strategie und Praxis zu sein, denn demnächst muss ich in der Garage den Strom-Anschluss montieren lassen und da dürfte es wichtig sein, on das ein- oder zwei-weg sein soll. Schriftlich finde ich nichts konkretes zu einem Garantieausschluss.

  • am 17.03.2015 um 21:55 Uhr
    Permalink

    Wärme erzeugen (Heizen,Warmwasser) mit Strom ist Unsinn. Wer selbst nicht mehr weiss, warum (MINT Mittelschule), kann bei mir Nachhilfestunden buchen (Bündner Rechtsanwalts-Minimaltarif)
    Gilbert Magnin Dipl. Physiker ETHZ

  • am 26.04.2015 um 12:40 Uhr
    Permalink

    Der Artikel ist mindestens so tendenziös und oberflächlich wie angeblich die Tagesschau-Sendung.
    Das Fazit des Artikels ist verwirrlich:
    EINERSEITS HEISST ES DORT:
    "Fakt ist: Das Heizen erfolgt in erster Linie mit Hilfe von elektrischen Wärmepumpen. Diese brauchen etwas weniger Strom, wenn sie die Wärme statt von drei Grad von tief unter der Erde von sieben Grad im Wasser auf die gewünschten über 60 Grad hochpumpen müssen.»

    Das ist kein Fakt sondern inkompetenter Schmarren, Fakt ist nämlich:
    Grundwasser aus den unteren Grundwasserträgerstockwerken hat eine Temperatur, die ziemlich genau der mittleren Jahrestemperatur (ca. 8-9° C) entspricht; nur wenn es dem obersten Stockwerk entnommen wird, das sich für gewöhnlich nicht «tief unter der Erde» sondern nur wenige Meter unter der Erdoberfläche befindet, ist es im Winter bloss etwa 4°C warm. Diesem Grundwasser kann technisch und darf legal gar nicht mehr Wärme entzogen werden.

    ANDERSEITS HEISST ES AUCH
    "Aber sie brauchen immer noch sehr viel Strom, etwa ein Viertel so viel wie eine vollelektrische Heizung."

    Man könnte auch schreiben: ‹Nur 25 % der Energie einer vollelektrischen Heizung› ; das würde dem Autor wohl zu positiv tönen, da die sehr hohe Stromersparnis zu deutlich da stehen würde.›
    Zudem kann mit einem entsprechend gewählten System wie bei der Raiffeisenbank in Visp, im Sommer auch gekühlt werden; das entsprechend wärmere Wasser kann/muss dem See (Grundwasser) wieder eingespeist werden. Man rechne selbst!

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