«20 Minuten»-Wissen: Lukratives Sponsoring
In der Gratis-Zeitung «20 Minuten» erscheinen jeweils am Freitag zwei Seiten «Wissen», die von der «Scitec-Media GmbH» des früheren TV-Journalisten Beat Glogger produziert und von der «Stiftung Mercator Schweiz» und der «Gebert Rüf Stiftung» finanziert werden, was auch transparent deklariert wird. Weniger bekannt ist der jährliche Sponsoring-Betrag: Im laufenden Jahr 2015 erhält die «Scitec-Media GmbH» für 45 Doppelseiten stolze 368’000 Franken, was pro Doppelseite rund 8’200 Franken beziehungsweise abzüglich Mehrwertsteuer 7’523 Franken ergibt.
Von solchen Honoraren können freie Journalistinnen und Journalisten nur träumen. Der «Tagesanzeiger», der wie «20 Minuten» ebenfalls dem Tamedia-Verlag gehört, zahlt laut Angaben von freien Journalisten für einen Haupt-Artikel auf der Wissen-Seite weniger als 1‘000 Franken Vollkosten inklusive Spesen, obwohl die Anzahl der Zeichen etwa vergleichbar mit einer Doppelseite in «20 Minuten» ist.
Gloggers «Vollkostenrechnung»
Diesem Vergleich widerspricht Glogger vehement: «Insgesamt ist die Doppelseite im 20 Minuten etwa gleich teuer (wahrscheinlich bei Einrechnung der Immobilie und des Overheads sogar wesentlich günstiger) wie eine Seite im Tages-Anzeiger.» Zur Begründung verweist er auf seine «Vollkostenrechnung» mit folgenden Posten:
- 1.5 Redaktionsstellen, das vollumfängliche Layout und Lektorat
- Kleines Budget für freischaffende Wissenschaftsjournalisten
- Kosten für Infografiken und Bildrechte
- Honorar für Bilder vom eigenen Fotografen
- Anteilmässig einen Journalismus-Praktikanten und eine Bürokraft
- Telefonie/Internet, Abos, Material und Porto
«Die Arbeit ist extrem anspruchsvoll»
Auch trotz dieser ausführlich zusammengestellten Kosten-Liste, die teilweise auch in den Büros freier Journalistinnen und Journalisten anfallen können, erscheint das wöchentliche Honorar von 7’523 Franken dennoch sehr komfortabel, wenn man beispielsweise die Wissen-Doppelseite in «20 Minuten» vom 19. Dezember 2014 (Seiten 24 und 25) betrachtet.
Die einzelnen, mehr oder weniger kurzen Texte umfassen total nur rund 7‘000 Zeichen und können von journalistischen Profis mit relativ geringem Aufwand verfasst werden. Diese Sicht teilt Glogger nicht: «Auch wenn die einzelnen Items kurz sind, die Arbeit, sie zu beschaffen und sauber so zu schreiben, dass die Texte für ein 1.6-Millionen-Publikum verständlich und wissenschaftlich korrekt sind, ist extrem anspruchsvoll. Diese Aufgabe erledigen meine Leute hervorragend.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Und wo liegt nun das Problem? Es ist – überhaupt nicht selbstverständlich! – alles transparent ausgewiesen und offenbar gibt es doch noch (freie) Journalisten, die anständig bezahlt werden. Futterneid? Ärger darüber, dass man selber nicht auf die Idee gekommen ist?
Besten Dank für den guten Artikel. Kommt hinzu, dass nicht alle Autorinnen für diese Wissensseite bezahlt werden. Ich habe einen Text geschrieben und nichts erhalten.
In aller Form weisen wir die Behauptung von Herrn Gröbli zurück. Ein Autor mit diesem Namen hat uns nie einen Artikel angeboten, und wir haben nie etwas von ihm publiziert.
Lieber Herr Glogger, Ich habe in der Ausgabe vom 3. Mai 2013 einen Text in 20-Minuten veröffentlicht. Titel: Überangebot stumpft ab. Ich kann Ihnen auch gerne das pdf schicken. Mit freundlichen Grüssen!
Sorry, Herr Gröbly, jetzt sehe ich, was Sie meinen. Das war kein journalistischer Text, sondern eine Rubrik, in der wir Wissenschaftlern eine Plattform geboten haben, Ihre Meinung kund zu tun. Solche Beiträge waren tatsächlich honorarfrei (mit Einverständnis der jeweiligen Autoren), weil in fast allen Fällen mit einem enormen Überarbeitungsaufwand verbunden. Die Rubrik wurde im Juni 2013 eingstellt. Daraus abzuleiten, dass bei uns Autoren nicht anständig honoriert würden, ist ziemlich verwegen.