«Am liebsten einen TripAdvisor für Spitäler»
So schnell werden Patientinnen und Patienten nicht erfahren, welche Spitäler für welche Eingriffe besser sind als andere. Denn gegen die geforderte Transparanz über die Qualität der Behandlungsergebnisse gebe es «einen grossen Widerstand von den Ärzten», kritisiert Nello Castelli, Generalsekretär der zweitgrössten Privatspitalgruppe «Genolier» in einem Interview mit der CSS-Zeitschrift «im dialog».
Die Evaluation der medizinischen Leistungen sei «zwar nicht einfach, aber möglich». Das frühere Direktionsmitglied des Krankenkassenverbands Santésuisse betont: «Die Qualitätskriterien sollten für alle (Kantone) gleich sein, und man sollte sie offen auf den Tisch legen.»
Wie für «Leading Hotels» sollte es auch eine unabhängige Zertifizierung für «Leading Hospitals» geben. Zertifiziert werden sollten nicht nur Abläufe und Organisationsstrukturen, sondern auch die Ergebnisse der Behandlungen, auch wenn dies schwieriger sei. In einigen Jahren solle jeder Patient und jede Patientin ganz einfach herausfinden können, wie hoch die Garantie für die Qualität in diesem oder jenem Spital sei: «Am liebsten hätte ich eine Art ‹TripAdvisor› für Spitäler.»
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Siehe auch
- «Fiasko der staatlichen, kantonalen Spitalplanung» vom 10.8.2014
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Nello Castelli, als Vertreter einer Spitalgruppe, die sich keinen Deut darum schert, eine Gesundheitsversorgung für alle anzubieten sondern gerne eine reiche bis superreiche Klientel versorgt, hat gut lachen. Genolier hat in seinen Kliniken grösstenteils keine Aufnahmepflicht und arbeitet tüchtig an
der Etablierung einer Zweiklassenmedizin mit. Überspitzt formuliert: Wer nur Krampfäderchen entfernt und keine polymorbiden Notfallpatienten über 80 Jahre versorgt, wird bestimmt wenig Komplikationen und eine tiefe Mortalität in der Statistik ausweisen.