Der einsame Krieg um Syriens Nordosten
Seit einem Jahr übt sich im Nordosten Syriens eine Allianz unterschiedlicher Volksgruppen in Demokratie. Doch im Würgegriff regionaler Machtpolitik und mit dem aggressiven Islamischen Staat vor der Tür werden nicht nur Lebensmittel und Energie für das Überleben der Menschen knapp, sondern auch der Spielraum für Freiheit.
Die kurdische Kommandeurin zeigt über das offene Land nach Süden: «Ab hier herrscht der Islamische Staat», sagt die zierlich wirkende Frau und setzt eine grimmige Miene auf. Wir stehen auf einem Hügel, der durch Erdwälle und Betontürme befestigt ist, es ist ein strategisch wichtiger Stützpunkt der westkurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) an der südlichen Front. Er thront über weit verstreuten arabischen Dörfern, aus denen schwarze Rauchsäulen aufsteigen. Erdöl wird dort von Hand zu Benzin raffiniert und die Soldaten wachen darüber, dass dieses Benzin nicht in Feindeshände gelangt.
Rasch nach Ausbruch des arabischen Frühlings in Syrien machten auch kurdische Milizen mobil, jüngst kämpften sie vor allem gegen die Fundamentalisten des Islamischen Staates (IS). Während auf dem Posten in Mihmed Diyab dieser Tage Wachdienst und Volleyballtraining dominieren, haben die Kameraden im westlich und isoliert gelegenen Kanton Kobani alle Hände voll zu tun: Sie wehren eine Offensive der Kämpfer des IS ab, die angeblich schwere, im Irak erbeutete Waffen einsetzen. Auch hier im Kanton Jazeera rechnet man mit einer neuen Offensive: «Früher oder später werden sie uns angreifen», mutmasst die Kommandeurin. Ob die Soldaten Angst haben? «Der Islamische Staat hat Angst vor uns», widerspricht die Frau. «Wir sind die einzigen, die ihnen die Stirn bieten.» Ihre Truppe beschütze das Land der Kurden, der Araber und der Christen gleichermassen, vor jedem, der Hand daran lege. «Jeder Imperialist ist unser Feind.»
Ein Modell syrischen Friedens
Aus der Frau spricht die Stimme eines Volkes, das sich im Stich gelassen fühlt und verzweifelt um Selbstbestimmung kämpft. Ein Volk, das sich aus den Fängen der grossen Politik zu lösen versucht, die Syrien seit drei Jahren im Würgegriff hält – und sich dabei doch selber darin zu verstricken droht. Rund 10 Prozent der 23 Millionen Syrer sind Kurden, sie leben vornehmlich im Nordosten Syriens und in zwei Enklaven an der türkischen Grenze. Rojava nennen sie diese Gebiete, die sie mit Christen, Arabern und weiteren ethno-religiösen Minderheiten teilen. Seit einem Jahr ist dieses Gebiet Schauplatz eines erstaunlichen Experiments: Im Juli 2013 erklärte die kurdische demokratische Unionspartei (PYD) erstmals, man werde in Rojava eine neue Regierung der «demokratischen Selbstverwaltung» etablieren. Dabei handelt es sich um eine dezentrale Regierungsform, in dem die administrativen Einheiten, Kantone genannt, über eigene Legislativen und Exekutiven verfügen und weitreichende Selbstbestimmung geniessen. So erklärt es Hakem Chalo, der Vorsitzende des Parlaments in Jazeera, dem östlichsten der drei Kantone. Wir treffen ihn in der Stadt Amude, er ist ein rundlicher Mann mit Glatze, blauen Augen und schmalen Lippen, der sich vom neuen System überzeugt gibt. «Die Welt muss diese Regierung anerkennen», fordert er und führt jenes mit Hoffnung beladene Argument an, das man in Rojava dieser Tage oft vernimmt: Die demokratische Selbstverwaltung sei ein Modell für den Frieden in Syrien. Ein Friede, der darauf beruhe, dass schon in den kleinsten administrativen Einheiten alle ethnischen und religiösen Gruppen in den Entscheidungsprozess eingebunden würden. Wolle Syrien Frieden, gelte es zuvorderst mit dem Zentralismus des Assad-Regimes aufzuräumen.
Die Revolution der Frau
Dann wuchtet sich der Parlamentsvorsitzende aus seinem schwarzen Ledersessel und überlässt ihn einer Frau. Es ist vielleicht das verblüffendste Merkmal der Entwicklung in Rojava: Wenige Kilometer von einer Herrschaft entfernt, die Frauen nach Belieben zu knechten scheint, ist ein Quotensystem der Macht geschaffen worden, mit dem Ziel, die Frau zu befreien. In jeder Institution müssen beide Geschlechter mit mindestens 40 Prozent vertreten sein –jeder Posten ist deshalb doppelt besetzt: Mann und Frau. Sogar das Militär ist zweigeteilt, wobei die Frauen angeblich 20 Prozent der Kämpfenden stellen. «Dies hier ist auch die Revolution der Frau», erklärt Nazira Gauria, eine aramäische Christin mit schwarzen Haaren und weichen Gesichtszügen. Seit Jahrhunderten würden die Frauen in der ganzen Welt unterdrückt, so sagt sie, und das Assad-Regime habe diesbezüglich keine Ausnahme gebildet. «Jetzt wollen wir die Gleichberechtigung und wir werden dafür kämpfen.»
Öcalan war hier
Die egalitäre und kämpferisch angehauchte Ideologie kommt nicht von ungefähr. Ihr geistiger Vater hängt in Bildform hinter den beiden Parlamentariern an der Wand, die Augen stechend, der Schnauz buschig. Es ist das Porträt Abdullah Öcalans, des in der Türkei inhaftierten Kurdenführers der Arbeiterpartei PKK. Omnipräsent ist sein Konterfei dieser Tage in Rojava; An Hauswänden prangt er ebenso wie auf Plastikbroschen und an den Kragen der Soldatenuniformen. «Seine Ideologie dient uns als Vorbild», bestätigen die beiden Parlamentsvorsitzenden. Öcalans Präsenz in Syrien hat eine lange Geschichte: Seit 1979 organisierte er, von Hafez al-Assad umgarnt, aus Syrien den Widerstand gegen die Türkei, bis sich Ende der 90er die Beziehungen zwischen Syrien und der Türkei besserten und die PKK ihre Stellungen räumen musste. Als Reaktion darauf etablierte die Partei in Syrien einen Ableger – die Partei der Demokratischen Union (PYD). Mit dem Ausbruch des Arabischen Frühlings begann diese offen zu mobilisieren, während PKK-Kämpfer von ihrer Basis in den irakischen Qandil-Bergen in Syrien einsickerten und erste Kurdenmilizen ausbildeten. Im Juli 2012 sah die PYD dann ihre Stunde gekommen: Sie besetzte in den Kurdengebieten die Regierungsgebäude. Kritiker verschrien den fast kampflosen Abzug des Regimes als einen Deal zwischen der PKK, dem Assad-Regime und Iran.
Der Nichtangriffspakt mit Assad
Tatsächlich unterhält Damaskus in den Städten Hassake und Qamischli nach wie vor wenige Militärstützpunkte und kontrolliert auch den Flughafen. Fährt man durch das christlich geprägte Zentrum Qamischlis, sieht man zahlreiche Regime-Flaggen von den Balkonen hängen. Vor eingebunkerten und mit Stacheldraht verhauenen Regierungsgebäuden prangt das Konterfei des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, Regime-Soldaten halten Strassensperren und patrouillieren bisweilen in schwer bewaffneten Pickups. Der Nichtangriffspakt ist Öl aufs Feuer der Kritiker. Glaubt man allerdings den Sicherheitskräften Rojavas, so wird das Regime nur zähneknirschend toleriert. «Wir lassen sie gewähren, damit sie uns nicht bombardieren», sagt der Polizeikommandant in Qamischli. Bei genauerem Hinsehen wird klar, dass das syrische Regime durchaus noch über eine Machtbasis verfügt: Nach wie vor bezahlt Damaskus in Jazeera etwa die Gehälter von Lehrern und kontrolliert das Personal von Spitälern sowie der Strom- und Wasserversorgung. Zivilisten mit dem nötigen Kleingeld steht der Luftweg nach Damaskus offen.
Im Umfeld der neuen Regierung ist man bemüht, die Verbindungen nach Damaskus und zur PKK zu relativieren. Der politische Repräsentant der YPG-Streitkräfte bestätigt zwar, dass rund 1000 Kämpfer aus Qandil nach Rojava gekommen sind. Allerdings seien das keine fremden Soldaten, sondern syrische Kurden, «zurückgekehrt, um ihre Heimat zu verteidigen». Ein Sprecher der PYD in Qamischli erklärt, man teile mit der PKK einzig die Ideologie. Seine Partei sei nun Teil einer breiteren Regierung. «Wir dominieren diese keineswegs.»
Der arabische Gürtel
Auch christliche und arabische Parlamentarier geben an, sich in der Selbstverwaltung gut vertreten zu fühlen. Sanharib Barsom, Vizepräsident der Syriac Union Party, einer international vernetzten Partei assyrischer Christen, spricht von einem Gesellschaftsvertrag, der unter Einbindung aller Parteien das friedliche Nebeneinander ermögliche. «Die PYD hat dieses Projekt auf den Tisch gebracht. Aber wir haben uns von Beginn an daran beteiligt.» Zu behaupten, die PYD kontrolliere die Regierung, wäre laut Barsom «verfehlt». Dass sich auch die Mehrzahl der Araber von der demokratischen Selbstverwaltung repräsentiert sehen, ist hingegen zu bezweifeln. Selbst der Parlamentarier Akram Makshoush, ein ethnischer Araber, wagt dies nicht zu behaupten. «Zwischen Arabern und Kurden herrscht grosses Misstrauen», räumt er ein. Noch sei die Unterstützung für die neue Regierung unter seinen Leuten sehr gering. Er hofft aber, dass sich dies ändern wird. «Wenn die Araber merken, dass die Regierung pluralistisch funktioniert, werden sie umdenken.»
Doch der Graben zwischen Kurden und Arabern ist tief. «Wir hassen die Araber, sie haben uns das Land gestohlen» – derartige Aussagen sind während des Aufenthaltes in Rojava von kurdischer Seite mehr als nur einmal zu hören. Die syrische Regierung verfolgte im Nordosten Syriens ab 1965 eine Arabisierung der Kurdengebiete, indem es Araber aus ar-Raqqa und Aleppo in einer Art Gürtel um die assyrisch und kurdisch dominierten Städte siedeln liess. Viele Kurden grollen den Arabern dafür noch heute und werfen ihnen Landraub vor. Tief sitzt auch die Erinnerung an den Kurdenaufstand in Qamischli im Jahr 2004. Damals schlugen sich einzelne arabische Stämme auf die Seite des Regimes, das die Demonstrationen blutig unterdrückte. So begegnen die kurdisch dominierten Sicherheitskräfte an den Checkpoints auf den Überlandstrassen den Arabern mit grosser Nervosität. Hinter vorgehaltener Hand heisst es auch in höheren Etagen des Militärs, dass man sich vor der Reaktion der arabischen Bevölkerung fast mehr fürchtet als vor einem Angriff des Islamischen Staates.
Ein schmutziger Krieg
Nach aussen hin haben die Bekenntnisse zu Unabhängigkeit und Demokratie bisher weder der jungen Regierung geholfen, noch den Menschen, die unter ihr leben. Rojava ist isoliert. Militärhilfe gegen den Islamischen Staat ist inexistent, die Grenzen zur Türkei und zum Irak blieben im letzten Jahr über weite Strecken komplett verriegelt. Seit der IS vor ihrer Nase tanzt, sind die irakischen Kurden ihren syrischen Brüdern zwar einen kleinen Schritt entgegengekommen: Sie haben Journalisten und internationalen humanitären Organisationen einen inoffiziellen Grenzübergang geöffnet. Wie nachhaltig diese Öffnung sein mag, ist indes unklar.
Die Blockade hat politische Gründe. Im Gerangel um Macht umklammern sich in Syrien lokale, regionale und globale Akteure. Die Türkei sieht in Rojava eine Hochburg der PKK, mit der sie nicht verhandelt. Auch die Demokratische Partei Kurdistans (DPK), welche die irakische Grenze zu Syrien unter Kontrolle hat, steht mit der PKK nicht eben auf gutem Fuss. In den 1990ern bekämpften sich die beiden Parteien im irakisch-kurdischen Bürgerkrieg. Schon lange versucht die DPK auf die Kurden in Syrien Einfluss zu nehmen und ist sich mit der PYD deshalb rasch in die Haare geraten. Auch wollen die irakischen Kurden ihre engen wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei kaum aufs Spiel setzen, über die sie seit der jüngsten Krise im Irak sogar Erdöl exportieren.
In Syrien misstraut inzwischen ohnehin jeder jedem und hinter jeder Veränderung werden die dunklen Machenschaften mächtiger Hintermänner vermutet. So erstaunt es kaum, dass man im Irak und in der Türkei hinter der Machtübernahme der PYD und deren Nichtangriffspakt mit Damaskus einen Schachzug der schiitischen Achse um Damaskus, Bagdad und Teheran verortet. Im PYD-Umfeld heisst es umgekehrt, die Türkei und deren Alliierte, aber auch das Assad-Regime, unterstützen die Extremisten des Islamischen Staates. Man entlarvt den IS als das Instrument regionaler und internationaler «Imperialisten», die in Syrien um Einfluss ringen. «Es ist ein offenes Geheimnis, dass im Spital im türkischen Urfa Kämpfer des IS behandelt werden», so behauptet der politische Kopf der YPG.
Tödliche Blockade
Leidtragende dieses politischen Schraubstocks ist die Bevölkerung Rojavas. Es fehlt an allen Ecken und Enden, am offensichtlichsten bei der Energie: In den Häusern Qamischlis fliesst kaum während mehr als einer Stunde am Tag Strom, da dieser inzwischen ausschliesslich aus Erdöl gewonnen wird. 300‘000 Liter werden nach Angaben der Regierung im Kanton Jazeera täglich gefördert, doch es fehlt eine leistungsstarke Raffinerie. Der Strommangel befeuert wiederum die Wasserknappheit: Im regenarmen Norden Syriens muss Grundwasser aus Brunnen zu Tage gefördert werden, die mit Generatoren betrieben werden.
Hier beginnt ein Rattenschwanz von Problemen, denn das Wasser ist schmutzig. Was wenig verwundert, gleicht Rojavas Antlitz inzwischen doch über weite Teile einer Müllhalde. Ein Arzt und Berater des Gesundheitsministers im Kanton Jazeera berichtet mit kaum verhohlener Verzweiflung, dass kein Chlor mehr erhältlich sei und auch kein Ersatz für die Wasserfilter. Bereits habe man mit Cholera-Ausbrüchen zu kämpfen. Kommt es zu einer Epidemie, ist mit dem Schlimmsten zu rechnen. Seit acht Monaten sind laut dem Mann praktisch keine neuen Medikamente nach Rojava gekommen. Es mangle am Grundlegendsten: Antibiotika, Eisen für die Verwundeten, Infusionen. «Ein Diabetiker stirbt hier an seiner Krankheit», so der Arzt. Auch fehlen die Kollegen – die Ärzte sind in grosser Zahl emigriert.
Besonders verletzlich sind die Inlandflüchtlinge, deren Zahl von den Behörden Rojavas auf über 500‘000 geschätzt wird. Der humanitäre Beauftragte Rojavas bezeichnet ihre Situation als «ein Desaster», die Hilfe reiche hinten und vorne nicht aus, alle Bedürftigen zu versorgen. Ein Report der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) unterstreicht die dramatische Lage: Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms der Vereinen Nationen (UNO) über Luftbrücken krankten bisher offenbar an der Verteilung, da sie in Qamischli in den Händen des Regimes landeten und einseitig verteilt wurden. Dies bestätigt auch der Berater des Gesundheitsministers sowie Mitarbeiter internationaler Hilfswerke, die anonym bleiben möchten. Das Welternährungsprogramm lässt eine journalistische Anfrage diesbezüglich unbeantwortet und hat im Juli angekündigt, seine Lufttransporte fortzusetzen.
Die zarte Pflanze
Rojava steht mit dem Rücken zur Wand und die junge Autorität hat sich in dieser Situation für die Flucht nach vorne entschieden. «Wir werden überleben und die Demokratie wird triumphieren», sagt der PYD-Sprecher Sihanok Dibo in Qamischli kämpferisch. Er hofft, dass mit internationaler Anerkennung auch der Druck auf die Blockade wachsen wird und die Hilfe zunimmt. Um diese zu gewinnen, hat die Selbstverwaltung Wahlen angekündigt; nach einem ersten Aufschub will man die Bevölkerung nun am ersten September zur Urne rufen.
Ob dem zarten Pflänzchen der Demokratie damit nicht eher ein Bärendienst erwiesen würde? Ein Insider aus dem christlichen Umfeld, der sowohl die neue Regierung als auch die PKK kennt, erachtet freie Wahlen zum jetzigen Zeitpunkt als «sehr unrealistisch». Die Araber, die im Kanton Jazeera über 50 Prozent stellen dürften, würden sich kaum an die Urne bewegen, so vermutet er. Auch die Christen, von denen viele aus Angst zum Regime hielten, seien «schwer zu mobilisieren». «Wollen wir nicht Wahlen wie Baschar al-Assad veranstalten, müssen wir geduldig sein», so mahnt der Mann.
Riskante Fragen
Fragt man die Menschen Rojavas, wie sie zur PYD stünden, reagieren viele entweder überfreundlich oder sehr wortkarg. «Du stellst riskante Fragen», meint ein Mann in der Stadt Derik mit hochgezogener Augenbraue. Auf dem Rückweg an die irakische Grenze ist allerdings die Begleiterin nicht mehr zugegen, welche die Behörden jedem Journalisten an die Seite stellen. Im Gespräch mit einer jungen Frau dringt nun erstmals Kritik an die Oberfläche, wie man sie in dieser Form auch in den Reporten von Menschenrechtsorganisationen wie HRW lesen kann. «Freiheit gibt es hier nicht», behauptet sie. Ihr Vater, Anhänger der DPK, sei ins Exil geflohen, nachdem er Todesdrohungen erhalten hatte, weil er den Mund nicht habe halten wollen. «Es gibt hier nur eine Partei», urteilt die junge Frau.
Rojava mag den Weg zur Demokratie angetreten haben, angekommen ist man noch nicht. Der oben zitierte christliche Insider sagt über die Regierungsvertreter der Selbstverwaltung spöttisch, das seien «Marionetten aus angesehenen Familien», die der PYD lediglich Legitimität verschaffen sollen. «Und die Araber in der Regierung sind allesamt gekauft.» Es gebe hier nur zwei Parteien: die Christen und die PYD, und letztere habe einen sehr direkten Draht zur PKK. Pessimistisch ist der Mann deshalb nicht. Er kenne die PKK gut und sei überzeugt, dass diese langfristig Demokratie und Stabilität anstrebe. «Im Moment allerdings herrscht Krieg.»
Zu den Bildern:
Gemeinsam gegen den Islamischen Staat: Frauen kämpfen in den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Syrien Seite an Seite mit den Männern. Hier nahe der Stadt Qamischli am Frontstützpunkt Mihmed Diyab.
Diese syrische Flüchtlingsfamilie aus der Region Deir ez-Zor hat in einer Moschee in der Stadt Amude im syrischen Nordosten rudimentären Unterschlupf gefunden. Internationale Hilfe erreicht diese Menschen nur sehr selten, mitunter hilft das geistliche Oberhaupt der Moschee mit Spenden aus. Für eine Augenoperation des Kindes kratzte die ganze Gemeinschaft der rund 15 Flüchtlingsfamilien in der Moschee Geld zusammen.
Kein Durchkommen: Beidseits des Grenzflusses bei Semalka liegen Kurdengebiete, doch den syrischen Kurden bleibt der Fluchtweg in die autonome irakische Region Kurdistan verschlossen. Schuld ist ein Zwist der federführenden politischen Parteien auf beiden Seiten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine