Mobilität: So pendeln die Schweizer
Sieben Prozent der Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten heute noch zu Hause, sei es als Heimarbeiterin oder Landwirt. Die übrigen 93 Prozent pendeln; mehr als zwei Drittel von ihnen über die Gemeindegrenzen hinweg. Von den rund 37 Kilometern, die eine Person in der Schweiz im Durchschnitt pro Tag zurücklegt, entfallen heute 29 Prozent auf die Arbeitswege von Erwerbstätigen und Leuten in Ausbildung. An Werktagen allein ist dieser Pendleranteil noch höher. Das zeigen die neusten Daten über die «Pendlermobilität in der Schweiz 2012», die das Bundesamt für Statistik gestern veröffentlichte.
Mehr Pendler, weniger Freizeitverkehr
Bemerkenswert ist vor allem die Entwicklung der Pendlerdaten, respektive der Vergleich mit den Daten von 1990. Dazu einige Beispiele:
- Der Anteil der Pendlerinnen und Pendler an der erwerbstätigen Bevölkerung stieg von 88 Prozent im Jahr 1990 auf die erwähnten 93 Prozent im Jahr 2012. Noch stärker ist die absolute Zahl der Pendelnden gewachsen, weil sich seit 1990 auch die Erwerbsbevölkerung in der Schweiz vermehrt hat.
- Der durchschnittliche Arbeitsweg (nur Hinweg) verlängerte sich seit 1990 um stolze 36 Prozent, nämlich auf durchschnittlich 14,3 Kilometer (zu berücksichtigen ist bei dieser Zahl, dass die meisten Arbeitswege nur an fünf der sieben Wochentagen zurückgelegt werden).
- Der Anteil des Pendelverkehrs am Gesamtverkehr hat in den letzten zwei Jahrzehnten um 4 Prozent auf die erwähnten 29 Prozent zugenommen, der Anteil des übrigen geschäftlichen Verkehrs stieg um 5 auf 17 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil des Freizeitverkehrs um 10 auf noch 40 Prozent. Weil der Pendlerverkehr sich auf wenige Stunden am Morgen und Abend von Werktagen konzentriert, stieg die Spitzenbelastung der Verkehrswege und damit auch die Stauzeit. Diese Entwicklung vermindert tendenziell die Produktivität von Strassen und Bahnverbindungen.
- Verkehrsmittel Nummer 1 im Pendelverkehr ist gesamtschweizerisch immer noch das Auto mit einem Anteil von 53 Prozent, doch sein Zenit ist im Jahr 2000 (55% Anteil) überschritten worden. Die Bahn hingegen konnte ihren Anteil am Pendlerverkehr stark steigern, nämlich von 11 Prozent im Jahr 1990 auf 16 Prozent im Jahr 2012. Der Zuwachs der Bahn erfolgte zum Teil auf Kosten der Autos, zum Teil auf Kosten des übrigen öffentlichen Verkehrs (weil S-Bahnen Tram und Bus ersetzten). In Städten und bei langen Pendeldistanzen liegt der Bahnanteil verständlicherweise über, in ländlichen Gebieten unter dem genannten Durchschnitt.
Auf Kosten des Glücks
Arbeitswege verschlingen – wie alle Verkehrswege – nicht nur Raum, sondern auch Zeit. 2012 benötigten die Pendlerinnen und Pendler im Durchschnitt 30 Minuten, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen – also eine ganze Stunde für Hin- und Heimweg. Damit ist der Zeitaufwand für den Arbeitsweg allein seit 2000 um einen Viertel gestiegen. Das mindert das Glück. Denn frühere Resultate aus der Glücksforschung belegen: Am glücklichsten ist der Mensch beim Sex und bei andern zwischenmenschlichen Aktivitäten, am unglücklichsten hingegen während des Pendelns zur Arbeit.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine