Redaktoren im Dienste von Nato-Organisationen
Die Redaktoren schreiben über den Konflikt in der Ukraine und den westöstlichen Machtkampf, ohne mögliche Interessenkonflikte offen zu deklarieren. Stefan Kornelius, Auslandchef der Süddeutschen Zeitung, Josef Joffe, Mit-Herausgeber der «Zeit», Jochen Bittner, Redaktor der «Zeit». Günther Nonnenmacher von der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» FAZ und FAZ-Auslandchef Klaus-Dieter Frankenberger, sowie Kai Diekmann von der Bild-Zeitung. Sie alle sind Mitglieder von Organisationen, welche das transatlantische Bündnis stärken wollen. Als Journalisten kritisieren sie heute zu Recht die Annexion der Krim und das russische Vorgehen in der Ukraine. Extrem zurückhaltend waren sie dagegen, als die USA unter falschem Vorwand den Irak bombardierten und dort einmarschierten.
Uwe Krüger enthüllte die Interessenbindungen von 219 deutschen leitenden Redaktoren in seinem Buch «Meinungsmacht – Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten». Das Buch erhält mit dem Konflikt in der Ukraine eine besondere Brisanz. Jürg Müller-Muralt hat auf Infosperber bereits vor einem Jahr über die Verflechtungen berichtet: «Journalisten und Eliten: eine heikle Liaison».
Die ZDF-Satire-Sendung «Die Anstalt» hat jetzt die Verflechtungen anschaulich dargestellt.
Zeit-Herausgeber Josef Joffe (Bild) hat am 23. Mai 2014 bei ZDF-Chefredaktor Peter Frey schriftlich reklamiert. Er dementierte die Verflechtungen nicht, verwahrt sich jedoch gegen die Unterstellung, die Mitgliedschaft in diversen Organisationen und die Teilnahme an geheimen Treffen mit Exponenten von Wirtschaft und Politik hätten einen Einfluss auf die redaktionelle Tätigkeit. Eine interessante Analyse über diese Frage hat «Heise-online» unter dem Titel «Leitartikler und Machteliten» veröffentlicht.
[NACHTRAG VOM JULI 2014: Josef Joffe erklärt: «Tatsächlich sitze ich im Gremium von nur zwei dieser Organisationen: der American Academy in Berlin und des American Institute for Contemporary German Studies (AICGS), das zur Johns Hopkins Universität gehört. Mit den anderen verbindet mich keine Mitgliedschaft.»]
Beratungstätigkeit von Redaktoren
Die «Bundesakademie für Sicherheitspolitik» will Verständnis schaffen für die deutsche Sicherheitspolitik. Kornelius von der «Süddeutschen» und Frankenberger von der FAZ sind Beiräte der Akademie und müssen laut Statuten die Bundesregierung beraten, also die selbe Bundesregierung, deren Politik sie als Journalisten kritisch hinterfragen sollten.
Die «Zeit» verschweigt Interessenkonflikt
Die Organisation «The German Marshall Fund of the United States Strengthening Transatlantic Cooperation» habe die Rede Bundespräsident Gaucks über die neue Strategie der deutschen Sicherheitspolitik entworfen, welche dieser an der Münchner Sicherheitskonferenz gehalten hatte. Mitredigiert habe auch Jochen Bittner. In der «Zeit» berichtete Bittner darauf wohlwollend über die Rede Gaucks, ohne seine Beteiligung zu erwähnen.
[NACHTRAG VOM JULI 2014: Jochen Bittner erklärt, weder der erwähnten Organisation angehört noch an der Rede Gaucks mitgewirkt zu haben.]
Bild-Journalisten sind auf die Nato verpflichtet
Kai Diekmann von der Bild-Zeitung sitzt im Vorstand des «Aspen Instituts». Bei der Bild-Zeitung sind laut Satzung ohnehin sämtliche Journalisten verpflichtet, das transatlantische Bündnis zu unterstützen.
Unter den erwähnten Redaktoren und Zeitungs-Mitherausgebern gibt es auch Mitglieder der «Trilateralen Kommission», der «Deutschen Atlantische Gesellschaft», des «American Institute for Comtemporary German Studies», der «The American Academy in Berlin», oder der «Atlantik-Brücke».
Alle diese Organisationen wollen laut ZDF-Sendung sicherheitspolitische Probleme in erster Linie mit mehr Rüstung lösen. Mitglieder sind Militärs, Wirtschaftsführer und Politiker.
Hetze gegen Russland
«Zeit»-Mitherausgeber Josef Joffe gehört mit Stefan Kornelius von der «Süddeutschen Zeitung» zu den deutschen Journalisten, die während der Ukraine-Krise am aggressivsten gegen Russland hetzen und ein härteres Vorgehen gegen das Putin-Regime fordern. Seine Kommentare trugen Titel wie «Die bizarre Russland-Apologetik der Linken», «Politik ist nicht Psychiatrie», «Russlandversteher – Psychologen, Ultrarealisten, Wirtschaftsvertreter: Eine kleine Typologie» und «Zug und Druck – Der Westen gegen Putin: Nachgiebigkeit stärkt das Begehren, aber leere Drohungen sind nicht minder gefährlich».
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Eine sicher unabhängige Stimme ist alt Bundesrichter Martin Schubarth; sein Porträt der Ukraine, die er sehr gut kennt, in der gestrigen Ausgabe der Weltwoche ist, vor allem auch mit hervorragenden Literaturgeben, glaubwürdig, selbst wenn man seine Einschätzung der sogenannten Annexion der Krim nicht teilt. Es ist aber wichtig, sich an gut informierte, nicht bezahlte bzw. einseitig engagierte Quellen zu halten.
Es muss natürlich Literaturangaben heissen: so Andreas Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine, Timothy Snyer, Bloodlands – Europa zwischen Hitler und Stalin. Letzteres traf für die Ukraine auf katastrophale Weise zu. Schubarth verwahrt sich auch dagegen, das Vorhandensein einer extremistischen Partei als Anlass zu einem negativen Gesamturteil über die Ukraine zu verwenden.
Es ist doch schon längst alles klar. In der Schweiz war ja die Inserat-Erpressung des Auto-Frei gegen den Tagi schon mal der Vorbote, wie die Presse bitte zu funktionieren hat.
http://www.heise.de/tp/artikel/41/41841/1.html
«Redaktoren im Dienste von NATO-Organisationen». Wenn man sich die «Strategie der einzigen Weltmacht zur globalen Vorherrschaft» vor Augen hält sowie die US-Militärbasen und eingelagerten Atomwaffen in Deutschland seit 1945, kann man zum Schluss kommen, dass auch der grosse Diktator durchaus in amerikanischen Interessen gewesen sein kann, und dass die gesamten Leitmedien immer noch in US-amerikanischem Interesse handeln. Empörend zwar, aber eingebetteter Journalismus in transatlantischem Interesse hat einen geprägt. Man kennt schon fast nichts anderes mehr.