Die perverse Seite des (US-) Gesundheitssystems
Das sagt eine US-Ärztin in einem kurzen Video, das falsche finanzielle Anreize für Ärzte anprangert. Viele falsche Anreize für Ärzte und Spitäler gibt es auch in der Schweiz. Als Folge davon, werden Schweizerinnen und Schweizer häufiger diagnostiziert und operiert als etwa Holländerinnen und Holländer oder Norwegerinnen und Norweger. Überdiagnosen und Überbehandlungen bringen den Patientinnen und Patienten keinen Nutzen, sondern gefährden und schaden ihrer Gesundheit.
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- Zum kurzen Video: «Die USA brauchen ein total anderes medizinisches System»
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- Siehe Dossier: «Unnütze Abklärungen und Operationen»
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
«Wenn ich in 5 Minuten einen Stent in eine Arterie platziere, verdiene ich 8000$. Wenn ich 45 Minuten mit dem Patienten rede, 15$.» Wenn ein Arzt in dieser Situation $8000 nimmt, so ist das ein Ausnützen einer Abhängigkeit. Der Patient hängt vom Arzt ab. Bei Sexualdelikten bedeutet das eine Verschärfung der Strafe. Wie ist das beim Arzt?
Carl Gustav Jung wurde einmal gefragt, wann eine Therapie zu Ende sei: «Wenn der Patient oder Patientin es nicht mehr bezahlen können.» Das ist genau diese Mentalität. Die Jung-Anekdote habe ich via den Psychiater Binswanger über Emil Staiger, meinen früheren Lehrer, so erfahren.
Ein Gesundheitssystem, welches den kapitalistischen Prinzipien unterworfen ist, kann kein Gesundheitssystem sein. Den Gesundmachen würde beuten, keinen Gewinn zu machen. Also braucht man Kranke, welche man bewirtschaften kann, bis kein Geld mehr da ist, dann kann man sie, je nach Anforderung der Statistik, sterben lassen, denn das gibt Transplantationsorgane welche gewinnträchtig sind, oder heilen, damit man statistisch auch einen nutzen vorlegen kann. Eine kafkaeske Perversion, dieses System. wovon jeder der was daran ändern könnte, sagt: Es ist halt Systemimmanent. Systemimmanent ist das Zauberwort, womit sich jeder aus der Verantwortung schleichen kann. Gruss Beatus Gubler
Lieber Beatus Gubler,
über Bezahlung und Gesundheit habe ich schon einiges geschrieben betr. die Verhältnisse in Basel 1527 usw. zur Zeit von Paracelsus, es war noch nie so, ausser vielleicht bei den Johannitern und Deutschrittern, dass Gesundheit rein auf idealistischer Basis vermittelt wurde, dort drohte aber denjenigen, die keine Spitalsteuer zahlen wollten, die Hölle. Am Ende muss alles irgendwie rentieren, auch wenn Paracelsus schrieb, dass die Armut einem Arzte sehr wohl anstehe. Immerhin verlangte er vom Domherrn Cornelius von Liebenfels ein höllisches Honorar, schon weil dieser reich war, das gab dann Krach und führte zu seiner Vertreibung.
@Pirmin Meier Ideal wäre wenn Altruismus und Egoismus sich die Waage halten könnten. Mit meinem Beitrag wollte ich betonen dass dies leider nicht der Fall ist. Jeder Altruist ist ja gleichzeitig ein Egoist, weil es weiss, dass das Gute welches er tut, er für sich auch wünscht, wenn es ihm mal schlecht geht. Altruismus ist ein Wert der Gesellschaft genauso wie Egoismus, doch sollten beide sich die Waage halten. Egoismus sollte nicht überwiegen. Danke für das reichhaltig vermittelte Wissen.