«Washington Post», Amazon und CIA im Dreierpaket
Als im August 2013 der Gründer des weltweit grössten Online-Shops amazon.com, der Multimilliardär Jeff Bezos, für lächerliche 250 Millionen US-Dollar die neben der «New York Times» bekannteste und wichtigste US-amerikanische Tageszeitung «Washington Post» übernahm, wurde dies vielerorts als neue Hoffnung für die Medienbranche gesehen: Wenn ein so fähiger und cleverer Typ wie Bezos eine Tageszeitung kaufe, so argumentierte man, dann sei das ein klares Signal, dass den Tageszeitungen die letzte Stunde noch nicht geschlagen habe. Offensichtlich gebe es auch für Zeitungen eine Zukunft, sonst würde jemand wie Bezos da kein Geld investieren.
Die NZZ etwa schrieb am 7.8.2013: «Bezos ist in erster Linie ein aussergewöhnlich begabter und erfolgreicher Unternehmer. Und als solcher kennt er sich so gut wie wenige aus mit dem, was den Zeitungen zu schaffen macht: dem Internet. Und davon kann die ‚Washington Post’ nur profitieren. Wie wenige andere hat er gezeigt, was Kundenfokus im Internet bedeutet und wie man eine Wertschöpfungskette aufstellt, die diesen generiert. Überdies wird Bezos eine grosse Neugier zugesprochen. Er ist ein passionierter Leser und sucht den Austausch mit Denkern und Lenkern in den unterschiedlichsten Gebieten. Mit seinem Privatvermögen finanziert Bezos denn auch nicht nur eine Reihe vielversprechender junger Technologieunternehmen wie den Transportdienst Uber und das soziale Netzwerk Twitter, sondern auch allerlei bemerkenswerte, abseits des Alltäglichen stehende Projekte.»
Doch was konkret wird Bezos mit der «Post» nun machen? Nochmals die NZZ vom 7.8.2013: «Wohin die Reise gehen wird, das weiss er (Bezos) selbst nicht. ‚Es gibt keine Landkarte, und es wird nicht einfach, einen Weg aufzuzeigen. Wir müssen erfinderisch sein, was bedeutet, wir müssen experimentieren’, erklärte Bezos am Montag. Über seine Ambitionen kann nur spekuliert werden.»
Bezos arbeitet für die CIA
Kaum sind nun ein paar Monate ins Land gegangen, weiss man mindestens etwas: Bezos’ amazon.com arbeitet intensiv mit der CIA zusammen. Amazon gewann eine Ausschreibung für eine technische Kooperation mit der CIA in Höhe von 600 Millionen US$. Frage: Wird die «Washington Post», die Bezos gehört, unabhängig und kritisch über die CIA und andere US-amerikanische Nachrichtendienste berichten – berichten dürfen –, wenn Bezos’ Hauptgeschäft, die Firma Amazon, mit der CIA eng zusammenarbeitet?
Linke US-Amerikaner reiben sich die Augen
Die in Sachen Überwachung so ziemlich unsensibeln US-Amerikaner zeigten sich über diesen Deal allerdings nicht geschockt. Was Geld bringt, ist für die «Amis» in aller Regel ok. «It’s just money making; es ist zum Geld-Verdienen», denken sie, «dafür leben wir ja».
Immerhin: Eine kleine Gruppe von Intellektuellen hat nun doch auf der Website RootsAction.org eine Petition lanciert und verlangt von der «Washington Post» Transparenz. Bis heute haben etwas über 20’000 Personen unterschrieben. Allerdings getrauen sich nicht alle, ihren Namen zu nennen. Noch gibt es sie, die meinen, nicht überwacht zu werden…
* * * * *
Wie im Amazon-Konzern Menschen ausgebeutet werden, war ebenfalls schon Thema im Infosperber.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine