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Trotz neuer Energiepolitik: Der Verbrauch fossiler Energien nimmt weltweit weiter zu © IEA/Guggenbühl/«Südostschweiz»

Fossile Energie beherrscht globalen Energiemarkt

Hanspeter Guggenbühl /  Mit Milliarden fördern Regierungen weltweit Kohle, Öl und Erdgas. Verlierer sind Staaten, die auf erneuerbare Energien setzen.

Der Weltenergie-Ausblick bis zum Jahr 2035, den die Internationale Energieagentur (IEA) gestern veröffentlichte, umfasst 700 Seiten. Er enthält Informationen und Prognosen zu Energiekonsum, Mix und Preisen, zu globalen und regionalen Märkten, zur Energie- und Klimapolitik. Den Medien, die sich nicht ans IEA-Communique halten, bleibt bei der Auswahl und Gewichtung also ein grosser Spielraum. Das erklärt, warum sich dieser Bericht von andern unterscheidet.
Alter Trend trotz «neuer Politik»
Die IEA präsentiert sowohl ein Trendszenario, das die alte Energiepolitik fortsetzt, als auch ihr «Hauptszenario», das eine «neue Politik» voraussetzt. Global aber bleiben die Unterschiede gering:

  • Mit alter Politik steigt der Konsum von Primärenergie bis 2035 weltweit um 43 Prozent, mit neuer Energiepolitik um 33 Prozent.
  • Der fossile Energiekonsum, der mit seinem CO2-Ausstoss das Klima aufheizt, nimmt absolut ebenfalls zu. Sein Anteil sinkt trotz der von der IEA erwarteten neuen Politik nur geringfügig, nämlich von heute 82 auf 76 Prozent des gesamten Energieverbrauchs (siehe Grafik). Damit wird das Ziel, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, massiv verfehlt. Der Anteil von Atom- und erneuerbarer Energie nimmt auf tiefem Niveau zu.

 
Fracking verschafft den USA Marktvorteile 
Stärker als der Energietrend verändert sich der Markt: Die USA als bislang grösster Verbraucher  und Importeur von Energie wandelt sich mittelfristig zum Exporteur. Grund: Das umweltbelastende Fracking (Heraussprengen) von Erdgas und Erdöl aus Schiefergestein steigerte die Fördermenge und trieb die Gaspreise in den Keller. Darum stiegen die USA in der Stromproduktion vermehrt auf billiges Gas um und exportierten ihre Kohle nach Europa.
Im globalen Energiemarkt können die USA ihre Position damit nicht nur mengenmässig verstärken, sondern auch preislich. Denn Erdgas koste in den USA heute nur noch ein Drittel soviel wie in Europa und sogar nur ein Fünftel soviel wie im – besonders importabhängigen – Japan, konstatiert die IEA. Dank billigem Gas sanken in den USA auch die Kosten der Stromproduktion für die energieintensive Industrie auf die Hälfte gegenüber Europa. Das wiederum stärkt die Position der USA im industriellen Wettbewerb. Europa, das in der Stromproduktion vor allem auf Kohle setzt (weil Gas zu teuer ist) und auf erneuerbare Energie umsteigt, wird damit zum Verlierer im globalen Energiemarkt.
Bei diesem Markt handelt es sich allerdings um einen verzerrten Wettbewerb. Denn die Energie wird laut IEA weltweit mit jährlich über 500 Milliarden Franken direkt subventioniert – und indirekt mit einem noch viel höheren Betrag, weil die schwer bezifferbaren Kosten der Ressourcenplünderung, die Risiken der Atomenergie und die Umweltschäden des Fracking in den Energiepreisen nicht enthalten sind. Trotzdem empfiehlt IEA-Chefökonom Fatih Birol den Europäern, nicht nur die Energieeffienz zu steigern, sondern auch Schiefergas und Atomenergie vermehrt zu nutzen, um ihre Position im «Markt» zu verbessern.   
Asien als Treiber des Wachstums
Eine deutliche Verschiebung zeichnet sich auch in regionaler Hinsicht ab: Vom Zuwachs des Energiekonsums um 33 Prozent bis zum Jahr 2035 entfällt nur noch ein Zehntel auf die westlichen Industriestaaten. Als Haupttreiber erweisen sich die Schwellen- und Entwicklungsländer in Südostasien sowie der Nahe Osten. Schon vor dem Jahr 2020 werde China zum grössten Ölimporteur, Indien zum grössten Kohleimporteur avancieren, prophezeit die IEA.
Weil sich die USA zunehmend selber mit Energie versorgen, und weil Europa im Zeichen der Energiewende den Import von fossiler Energie ebenfalls senken wird, dürfte sich auch der Handelsplatz für Energie nach Asien verlagern. Das bevölkerungsreiche und wirtschaftlich arme Afrika hingegen, so prophezeit die IEA, werde auch im Jahr 2035 noch weit weniger Energie konsumieren als der Weltdurchschnitt.

Siehe auch folgende Artikel auf Infosperber:
«Schiefergas-Boom bläht eine Blase auf»
«Gasboom in den USA wälzt die Energiemärkte um»
«Fossile Energie dominiert globalen Energiekonsum»
«IEA blickt in eine schwarze Energiezukunft»

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Rohstoffe lagern in der Erde noch viele. Doch deren Ausbeutung schafft Risiken und wird fast unbezahlbar.

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Eine Meinung zu

  • am 13.11.2013 um 20:46 Uhr
    Permalink

    Was uns betreffend Athmosphärenverschmutzun noch bevorsteht, muss uns alarmieren. Deshalb unterstütze ich diese Erfindung in Italien:
    Energieproduktion mit neuer Grössenordnung
    Produktion von Zugdrachen a 3 MW in Turin aufgenommen.
    Kaum bemertkt, wird jetzt die Produktion von 50 Zugdrachenanlagen a je 3 MW in Turin aufgenommen. Zugdrachen können die Windenergie auf 800 m über dem Boden ernten. Dort lässt sich fast das ganze Jahr hindurch Energie produzieren. Man rechnet in Europa mit 4800 Volllaststunden pro Jahr, hoch über den Jurahügeln bedeutend mehr.
    Saudiarabien lässt 50 Anlagen produzieren, welche ab 2015 dort Strom für Grossindustrie liefern sollen.
    Installationskosten: 3 MW- Anlage, Fr. 4 Millionen
    Produktionskosten: Fr. 0.05- 0.08 pro KWh, später sinkend.
    Auf wenigen Promillen unserer Landesfläche könnte ein grosser Teil unseres Energiebedarfs produziert werden, dies in einer Flugverbotszone, wie sie für Artillerieschiessplätze existieren.
    Trägerschaft/ -Hr. Massimo Ippolito, Ing.
    Unterstützer – Seine Freunde und Gönner
    Auch ich zähle mich zu den Unterstützern, und versuche ein Unterstützungskomitee aufzubauen.
    Ein Professor, Maschinenbauer, welcher mich unterstützen will schrieb mir: „ Das Erntepotential ist tatsächlich erschlagend!“
    Teilen Sie mir Ihr Interesse mit, ich sende Ihnen mehr Infos, oder
    auf der Homepage der Erfinder : http://www.kitegen.com und bei mir: p.tschanz@gmx.ch, Freundliche Grüsse: Peter Tschanz, Lenzburg

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