Freysingers Kommunikator: Hymne auf Franz Weber
Der Kanton Wallis leidet schwer an der Zweitwohnungs-Initiative, an der Revision des Raumplanungsgesetzes, am Wolf und – immer mehr auch an SVP-Staatsrat Oskar Freysinger. Zuerst war es die Reichskriegsflagge in seinem Keller und jetzt hat er den serbisch-schweizerischen Schriftsteller und Verleger Slobodan Despot zum «Kommunikationsverantwortlichen im Teilzeitmandat» ernannt. Freysinger und Despot bestreiten beide, dass das Massaker von Srebrenica ein Völkermord (Genozid) war und ernteten dafür Proteste von allen Seiten.
Poetische Lobeshymne auf Umweltaktivist Franz Weber
Bereits ist die Empörung über die Leugnung des Genozids abgeklungen. Bedeutend mehr erschrecken dürfte viele Walliserinnen und Walliser aber das links-grüne Credo von Despot. «Es lebe Franz Weber, ein aufrechter Mensch!» so endet eine zweiseitige Lobeshymne auf Franz Weber, Vater der Zweitwohnungs-Initiative und Feindbild Nummer eins im Wallis. Kein anderer als Slobodan Despot ist der Autor dieser fast poetischen Liebeserklärung im «Journal Franz Weber» (siehe Link unten). Publiziert just im Frühjahr 2012 nach der gewonnenen beziehungsweise verlorenen Zweitwohnungs-Initiative. Das Wallis hatte die Initiative haushoch abgelehnt. Der Zorn im Wallis war unermesslich und ist es immer noch. Auch Freysinger hatte die Weber-Initiative mit markigen Worten bekämpft und setzte damit auf die Karte Populismus, um in den Staatsrat gewählt zu werden.
«Knechtschaft des Profits» und «Laster sinnloser Umweltzerstörung»
Gar keine Freude dürfte die Walliser Bau- und Spekulationslobby im Wallis an den folgenden Sätzen Despots haben: «Allein durch grenzenlosen Idealismus, nicht durch kalte Ratio, können wir die Knechtschaft des Profits überwinden, dessen Credo uns seit Kindsbeinen eingehämmert wurde, um uns zu willenlosen Rädchen einer Maschinerie des Scheins und der Materie zu degradieren.» Laut Despot hat Franz Weber begriffen, «dass die Laster von Überkonsum, Verschwendung und sinnloser Umweltzerstörung lediglich Symptome eines tiefer wurzelnden Übels sind, das den modernen Menschen zerfrisst.»
Und weiter in der Bergpredigt: «Franz Webers Kampf für Artenvielfalt, Traditionen und Landschaften ist im Grunde vor allem ein Kampf für den Schutz der Vielfalt und des Reichtums des Erbes der Menschheit. Sein leidenschaftlicher Einsatz für den kleinsten Rebstock, die letzte Robbe im Packeis, ist Symbol und Botschaft an die Seele jedes Einzelnen. Es erinnert, dass ‚der Mensch nicht vom Brot allein‘ lebt, wie es im Evangelium heisst – sondern auch von Schönheit, Liebe und Ehrfurcht. Und dass genau das ihn zu einem Menschen macht.»
Mit dem Bankgeheimnis gegen «totalitäre Mächte»
Wie bei der Leugnung des Genozids hat offenbar auch die Globalisierungs- und Kapitalismuskritik Despots auf Freysinger abgefärbt. In seiner 1. August-Rede (siehe Link unten) wetterte der Walliser SVP-Staatsrat gegen «Wirtschafts- und Finanzlobbys», welche von einem «neuen Menschen» träumen, einem «abhängigen, unstabilen Wesen ohne Wurzeln und Identität». Die Leute würden «übers Fernsehen systematisch manipuliert». Ihr Kauf- und Konsumverhalten und ihre Art zu denken und zu handeln werde beeinflusst. Die «Abschaffung des Menschen» sei in vollem Gange. Dagegen sei das «wahre Wesen des Menschen» wichtig, dieser «Funke Ewigkeit, der in jedem von uns aufleuchtet».
Dann allerdings fabriziert Freysinger einen seiner berühmten, populistischen Bocksprünge und seine Rede verwandelt sich abrupt in eine Kritik der «totalitären Mächte», die uns «zu gläsernen Menschen machen wollen». Und was empfiehlt der Überwachungskritiker Freysinger als «wirksames Instrument», um uns dagegen zu schützen? Das Schweizer Bankgeheimnis!
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine