Mit EU-Subventionen Fischbestände dezimiert
Ausgerechnet die spanischen Fischerei-Industriellen haben jahrelang die Hälfte aller europäischen Fischereisubventionen erhalten. Der Dank dafür war eine noch rücksichtlosere Intensivierung der industriellen Fischerei – und jetzt Protest und Opposition gegen eine Mini-Reform der EU-Fischereipolitik.
Dank der Profiteure in Spanien (und anderswo) sind die europäischen Fischbestände nun derart dezimiert, dass eine Reduktion der Fischerei unausweichlich ist. Dagegen protestieren zuvorderst genau jene Industriellen, die auf Kosten der europäischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ihr unrentables Geschäft jahrelang weiter betreiben konnten. Natürlich binden sie über die regionalen und nationalen Branchenverbände auch die kleinen spanischen Fischer in den Protest mit ein. Doch geht es einzig um die Pfründen der grossen Industriellen, die Brüssel bitteschön nicht sofort beseitigen soll, sondern «sozialverträglich», sprich: irgendwann später, wenn man sich nochmals so richtig an den schwindenden Ressourcen bedient hat…
Die EU-Fischereireform «macht die Fischereiflotten wehrlos gegenüber Regelungen, die fern sind von den Realitäten der Fischerei und fern von den Empfehlungen des europäischen Fischereisektors», jammert Javier Garat Perez, der Generalsekretär des Spanischen Fischereiverbands Cepesca. Die Reform zeichne sich durch einen «fast vollkommenen Mangel an sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit aus», kritisiert Garat.
Diese Argumentation des Vertreters der Fischerei-Industrie bringt Kritiker auf die Palme. Denn wer sich für soziale und ökonomische Nachhaltigkeit in der Fischerei einsetzen will, muss als erstes die Grossindustrie in der Fischerei trockenlegen: Sie schafft nur etwa 4 Prozent der Arbeitsplätze in der Fischerei, und ihre Wertschöpfung ist nicht lokal gebunden, sondern dient einzig den Profitinteressen globaler Investoren.
Nicht erstaunlich, dass Garat seit langem zu den heftigsten Befürwortern einer internationalen Übertragbarkeit von individuellen Fangrechten gehört – ein Anliegen, das die EU-Reform glücklicherweise nicht aufgenommen hat. Denn dadurch wäre der letzte Damm gebrochen, der einige kleine selbständige Fischer noch davor schützen kann, von den grossen internationalen Fangkonzernen geschluckt zu werden. Dass Garat und seine Auftraggeber genau dies durchsetzen wollten, macht deutlich, was sie unter «sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit» verstehen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Präsident von fair-fish international, Co-Präsident von fair-fish Schweiz und Beirat von Friend of the Sea.