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Gastgeschenk aus Kosovo, Rätselraten in Bern. © Parlamentsdienste 3003 Bern

Gastgeschenke: von bunt bis banal

Jürg Lehmann /  Die Website des Bundesparlaments zeigt ausländische Gastgeschenke. Auch der britische «The Economist» geht auf dieses Thema ein.

«Sommerserie 2013 – kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.» Unter diesem Titel präsentiert die elektronische Plattform des Parlaments gegenwärtig in Bild und Wort einen Querschnitt durch eine Auswahl der Geschenke, die ausländische Besucher bei ihren Visiten in der Bundesstadt den Gastgebern überreichten: Galerie der Geschenke.

So brachte die nepalesische Vizepremierministerin und Aussenministerin zwei Teekannen aus Zinn mit, die vietnamesische Delegation überraschte mit einer handbemalten Prozellanvase, der Vizemarschall des Polnischen Sejm übergab 2010 den Präsidentinnen von National- und Ständerat, Pascale Bruderer und Erika Forster-Vannini, eine mit Bernstein besetzte Schatulle und der türkische Präsident Abdullah Gül hatte einen handbemalten Zinn- und Keramikteller und eine Brosche im Gepäck.

Kleine völkerkundliche Exkurse

Mit einem völkerkundlichen Mini-Ausflug wird auf der Website das jeweilige Geschenk beschrieben. Man erfährt über Güls Teller-Präsent zum Beispiel: «Die Stadt Iznik in der Türkei gilt als eine Hochburg der Keramikproduktion. Bei der Iznik-Keramik handelt es sich um Quarzfritte-Keramik. Besonders berühmt ist die Iznik-Keramik für ihr Bolus-Rot, welches in der Türkei sehr beliebt ist.» Das sind Sätze, die etwas bemüht-aufklärend wirken.

Es gibt aber immer wieder Geschenke, über deren Geschmack man sich mit Fug und Recht streiten kann. Die Parlamentsdienste wissen sich auch hier zu helfen. So hat der Präsident der Nationalversammlung von Kamerun in Bern zwei Skulpturen abgegeben, die jetzt in der Beschreibung zu «ästhetischen Holzschnitzereien» werden, um dann klar zu machen: «Ursprünglich dienten die Schnitzereien nicht dem dekorativen Zweck, sondern spielten eine wichtige Rolle in der kamerunischen Gesellschaft.»

Wie eine Figur aus einem Fantasy-Film

Aber es hat auch Präsente, bei denen selbst die völkerkundliche Phantasie im Bundeshaus ihren Dienst versagt: Der kosovarische Parlamentspräsident Jakup Krasniqi brachte im Frühling 2012 eine Statue mit, zu der die Parlamentsdienste schreiben: «Sie repräsentiert die ‹Hyjnesha në fron›, was ‹Göttin auf Thron› bedeutet.» Mehr Erklärung gibt es nicht. Wer unbefangen hinsieht, denkt hier undiplomatisch eher an einen Besucher aus einer fernen Galaxie oder eine Figur aus einem Fantasy-Film von Steven Spielberg.

Aber wir wollen nicht maliziös werden. Das tut dafür das britische Blatt «The Economist», das sich aktuell ebenfalls den Gastgeschenken ausländischer Staatsgäste widmet – und dabei einige hübsche Anekdoten erzählt. So wurde die britische Queen Elizabeth II. auf ihren Reisen in fernen Ländern schon wiederholt mit Esswaren versorgt: Mit Ananas, Eiern, einem Dutzend Thunfisch-Dosen und sieben Kilo Garnelen.

Der damalige US-Präsident George W. Bush übergab im Vatikan Papst Benedikt XVI. CDs mit Country-Musik. Ob sich der Papst darüber freute, ist nicht bekannt. Bundeskanzlerin Angela Merkel schenkte US-Präsident Barack Obama einen Golfschläger. Und Nordkorea hat laut «Economist» tief unter der Erde in Tunnels sogar ein umfangreiches «Geschenkmuseum» eingerichtet. Hier ist unter anderem der Basketball ausgestellt, den im Jahr 2000 die US-Aussenministerin Madeleine Albright mitbrachte.

Das ausgestopfte Krokodil in Nordkorea

Auch ein ausgestopftes Krokodil kann bewundert werden. Es kniet auf den Hinterbeinen und hält ein Tablett für Drinks vor sich hin. Das Reptil ist ein revolutionäres Geschenk aus Nicaragua. Den nordkoreanischen Guide durch das Museum zitiert «Economist» so: «Wie Sie sehen, geht sogar das Tierreich vor unserem Grossen Führer in die Knie.» Artig bedankt haben sich die nordkoreanischen Gastgeber wohl auch, als eine deutsche Delegation im isolierten Land ihnen ein paar Steinstücke aus der abgerissenen Berliner Mauer überreichte.

Das letzte Beispiel zeigt: Gastgeschenke dürfen auch mit einem Hintergedanken überreicht werden. Umgekehrt gilt: Was gelegentlich geschenkt wird, erinnert mitunter an Ware vom Flohmarkt oder würde oft nicht mal den Sims eines Cheminées ordentlich zieren, kommentiert der «Economist». Wie weit dies auf Geschenke zutrifft, die im Bundeshaus abgegeben werden, soll hier nicht erörtert werden. Nur soviel: Die Geschenk-Galerie wird auf der Website in der Sommerpause regelmässig ergänzt.

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