90-jährige Ministerin leistet Syngenta Widerstand
In ihrem letzten Amtsjahr als Gesundheitsministerin von El Salvador möchte die 90-jährige Maria Isabel Rodriguez das Insektizid Paraquat vom Schweizer Konzern Syngenta verbieten lassen. «Ich werde die Bauern mit meinen Krallen verteidigen», verspricht Rodriguez, die ihr ganzes Leben medizinisch geforscht und sich für die Schwachen eingesetzt hat.
Über verheerende Wirkungen des Pestizids Paraquat, das in Süd- und Mittelamerika in Kaffee-, Tee-, Ölpalmen- oder Bananenplantagen immer noch breite Anwendung findet, hat Romano Paganini auf Infosperber im April 2013 schon berichtet: «Agrarchemikalien von Weltkonzernen greifen in Südamerika Umwelt und Gesundheit an. In Europa und den USA bleibt das Thema tabu.»
«Möglicherweise krebserregend»
Die US-Umweltbehörde EPA stufte Paraquat als «möglicherweise krebserregend» und als «schwach erbschädigend» ein. Zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen kommt es vor allem bei Kleinbauern in Entwicklungsländern, welche das Pflanzenschutzmittel häufig ohne die notwendigen Schutzmassnahmen wie extra Kleider anwenden. Auch Kinder, die bei der Feldarbeit dabei sind, werden dem Gift ausgesetzt. Mindestabstände zu Bächen und Flüssen werden kaum eingehalten. In der EU und der Schweiz ist Paraquat nicht zugelassen.
Chronisches Nierenversagen
In den Staaten Mittelamerikas ist chronisches Nierenversagen extrem verbreitet, manchmal mit tödlichem Ausgang. Von der Industrie inspiriert wurde die These verbreitet, dass die Bauern beim Arbeiten unter glühender Hitze zu wenig trinken würden. Das berichten der Journalist Toni Keppeler und die Journalistin Cecibel Romero von El Salvador im neusten Publik-Forum.
Die Gesundheitsministerin beauftragte den Nieren-Facharzt Carlos Orantes, der wirklichen Ursache des chronischen Nierenversagens auf den Grund zu gehen. Reihenuntersuchungen haben unterdessen gezeigt, dass Paraquat höchstwahrscheinlich eine wesentliche Ursache für die Nierenprobleme ist.
«Für Ärzte ein grosses Geschäft»
Gegen ein Verbot des Insektizids wehren sich nicht nur die Agrokonzerne, allen voran Syngenta mit Sitz in der Schweiz, sondern ausgerechnet auch viele Ärzte. «Chronisches Nierenversagen ist für manche Ärzte ein grosses Geschäft», stellt die Gesundheitsministerin von El Salvador fest. Die Nierenärzte würden die Krankheit für ihr Einkommen brauchen. Es gäbe viele Dialysezentren für Dialysepatienten, zum Teil sogar nicht bewilligte. Wer in solche Zentren investiert habe, möchte nicht die Patienten verlieren. Offensichtlich gehen auch die meisten Nierenärzte davon aus, dass Paraquat ihnen die Patienten bringt.
Im November wird Rodriguez 91 Jahre alt. Bereits seit neun Jahren ist sie Gesundheitsministerin – die erste Frau auf diesem Posten – und will noch bis Ende der Regierungsperiode im Jahr 2014 Ministerin bleiben.
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In der Schweiz hat bisher nur die WoZ darüber berichtet.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Wichtiger Beitrag! Danke! Zur Vervollständigung: Über die verheerenden Aspekte von Paraquat hat nebst der WoZ auch OnlineReports schon berichtet: http://archiv.onlinereports.ch/2006/SyngentaParaquat.htm
Eine mutige Frau, mal sehen wann ihr plötzlich ein Unfall zustösst. Wie war es mit dem Mann welcher im Regenwald bei den Einheimischen lebte, welcher im Urwald plötzlich verschwand, weil er sich gegen die Holzlobby stellte? Hoffentlich schafft sie es, die Beweise auf zu bringen, ohne vorher ebenfalls liquidiert zu werden.