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Buchtipp © PD

«Wir haben nur dieses Land»

Erich Gysling /  Warum setzt sich Israel über die von der Staatengemeinschaft geforderte Zweistaatenlösung hinweg? Ein neues Buch gibt Antworten.

Der israelisch-palästinensische Konflikt ist durch die arabische Revolution an den Rand gedrängt worden – bis zum Punkt, da er in einem Teil der Berichterstattung als marginal dargestellt wird. Gegenläufig zu diesem Trend jedoch schildert Kurt O. Wyss in seinem eben erschienenen Buch «Wir haben nur dieses Land» diesen Konflikt als «Mutter aller Nahostkonflikte». Und der Autor stellt die Frage, wie es gekommen sei, dass Israel sich über die von der Staatengemeinschaft geforderte Zweistaatenlösung hinwegsetzen und zu einer regionalen Vormacht werden konnte.

Bereits in der Einleitung stellt Wyss klar, worum es ihm im Wesentlichen geht: «Hauptzweck des Buches ist es nachzuweisen, dass Israel seit seiner Gründung nie das maximalistische Vorhaben aufgegeben hat, sich das ganze Territorium des historischen Palästina einzuverleiben oder zumindest unter seine Vorherrschaft zu bringen.» Also ein klar Israel-kritisches Buch, wozu Wyss auch steht. Nur: er stellt nicht die Existenzberechtigung Israels in Frage, sondern prangert die Tatsache an, dass «Israel dem palästinensischen Volk nicht den ihm zustehenden Platz in der Staatengemeinschaft einräumen will.»

Buch ohne Tabuzonen

Es ist ein Buch, das keine Tabuzonen respektiert, das mit Gründlichkeit auf historische Fakten hinweist, aber auch ein Bekenntnis-Buch, das von einer Erfahrungs-Enttäuschung geprägt ist: der Autor, von 1972 bis 2004 als Diplomat für das EDA tätig (dabei auch als Botschafter in nahöstlichen Staaten), merkt zu Beginn an, er sei bis gegen Ende der 60er Jahre ein «glühender Bewunderer Israels» gewesen. Dann erging es ihm so, wie auch den meisten Nahost-Fachjournalisten (ich nehme mich da nicht aus), dass er contre-coeur die Strategie Israels immer mehr als problematisch erkannte.

»Wir haben nur dieses Land» ist ein kommentierter, analytischer Leitfaden durch die Zeitgeschichte, vom UNO-Teilungsplan des Jahrs 1947 über die Kriege von 1956 und 1967 bis zum Vertragsfrieden mit Ägypten (1979) und in die weitere, verhängnisvolle Entwicklung bis Anfang 2013, schildert gut dokumentiert die Politik der USA in Nahost, auch das Verhältnis Schweiz-Israel und die «Irrungen und Wirrungen des palästinensischen Widerstands». Und führt (im Nachwort) zum Befund: «»Israel kommt nicht darum herum, zu lernen, dass es auf die Dauer nicht unbeschränkt und ungestraft die regionale Vormacht spielen kann.»

Nun, so lange die USA vorbehaltlos die Politik der israelischen Führung unterstützen und Europa israelische Verstösse gegen das Völkerrecht (Vertreibung von Palästinensern aus Häusern in Ost-Jerusalem, Siedlungsbau im Westjordanland, exzessive Gewalt in Kriegen) mit Stillschweigen quittiert, so lange wird Israel wahrscheinlich eben doch seine Strategie weiter führen können. Turbulenzen in seinem nahöstlichen Umfeld hin oder her.

Kurt O. Wyss: «Wir haben nur dieses Land – der Israel-Palästinenser-Streit als Mutter aller Nahostkonflikte», Stämpfli Verlag, 288 Seiten. Mit einem Vorwort von Arnold Hottinger.

Zur Bestellung: Bei Buchhaus für CHF 35.10


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Eine Meinung zu

  • am 8.06.2013 um 12:39 Uhr
    Permalink

    Nach dieser Laudation aus berufener Quelle nur noch der Rat: unbedingt lesen!
    Und ein Tip: lesen Sie doch den Abschnitt über die AUDIATUR-Stiftung auf Seite 188 und den Abschnitt über die Christlichen Zionisten der Schweiz. Dann setzen Sie sich auf einen stabilen Stul und gehen zur Site
    http://www.audiatur-online.ch/2013/06/04/offener-brief-an-sek-und-edk/
    (Vom Stiftungschef selber). Sie werden staunen.

    Spannendes Wochenende!
    Werner T. Meyer

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