Eiskalter Frühling wegen Erwärmung in der Arktis
Klimawissenschaftler bringen das ungewöhnlich miese Frühlingswetter der letzten Wochen mit seinen massiven Schneestürmen über den britischen Inseln, weiten Teilen Nordeuropas und Nordamerikas mit der dramatischen Eisschmelze in der Arktis in Zusammenhang. Das berichtet John Vidal auf der Website «The Ecologist», die Mitglied der britischen Guardian-Publikationsgruppe ist.
Sowohl die Ausdehnung wie das Volumen der jährlichen Eisschmelze im arktischen Ozean sind im letzten Herbst auf ein historisches Tief gefallen (siehe Infosperber: Dramatische Veränderungen in der Arktis). Satellitenaufzeichnungen des National Snow und Ice Data Centre (NSIDC) in Boulder (US-Staat Colorado) zeigten, dass die jetzige Ausdehnung des Eisrückgangs nahe beim Minimum für diese Jahreszeit liege.
«Das Eis im arktischen Meer verschwindet rapid. Es hat 80 Prozent weniger als vor dreissig Jahren – ein dramatischer Verlust. Das ist ein klares Zeichen der globalen Erwärmung und trägt zur verbreiteten Erwärmung in der Arktis bei», zitiert Vidal Jennifer Francis vom Rutgers Institut of Coastal und Marine Science (New Jersey).
Jetstream wirkt auf das Wetter ein
Laut Francis und anderen Forschern entlässt der arktische Eisverlust Wärme in den Ozean und in die Atmospähre und bewirkt eine Verschiebung des Jetstreams nach Süden – des warmen bis zu 500 km/h schnellen Westwindes in 10 Kilometern Höhe (Tropospähre) der zwischen dem 40-igsten und 60-igsten Breitengrad Sturmsysteme steuert und das Wetter in der nördlichen Hemisphäre beeinflusst – aber auch eine Autobahn für Flugzeuge von Westen nach Osten sein kann (siehe Video unten).
«Das (Folgen der Eisschmelze. Red) ist das, was den Jetstream beeinflusst und zu den extremen Wettervorfällen führt, die wir nun in den mittleren Breitengraden sehen», so Francis. Die kalte Luft aus der Arktis könne viel weiter südwärts gelangen und das Wetter ändere sich unter Umständen nur langsam, weil der südliche Ausläufer des Jetstreams grösser werde. Zur Zeit habe er fast eine Rekordposition erreicht, so Francis.
Forscherin sagte voraus, was jetzt eintrat
Francis verlinkte den Temperaturanstieg in der Arktis schon letztes Jahr mit extremen Wettersituationen in den mittleren Breitengraden. Sie warnte im September 2012, dass die rekordhohe arktische Eisschmelze in Grossbritannien und im nördlichen Europa zu einem kalten und langen Winter führen könnte – genau das, was jetzt eingetreten ist. Francis wird von Vladimir Petoukhov vom Potsdamer Institut für Klimafolgen unterstützt, dessen eigene Forschungen nahelegen, dass der diesjährige Verlust des arktischen Eises eine Richtungsänderung des Jetstreams verursacht haben könnte.
Der massive Schneefall und die eisigen Temperaturen Im März 2013 in der nördlichen Hemisphäre stehen im starken Kontrast zum März 2012, als manche Länder ihren wärmsten Frühling erlebten. Die Hypothese, dass sich Windmuster ändern, weil über früher geforenem, aber jetzt schmelzendem Arktiseis riesige Luftmengen in die Atmosphäre geblasen werden, könnte beide Phänomene erklären, so Wissenschaftler: extreme Kälte wie auch extreme Hitze.
Schneefälle, Hitzewellen, Überflutungen
Auch ein kürzlich publizierter Bericht der National Oceanic und Atmospheric Admninistration (NOAA) der US-Regierung stellt fest, dass die zunehmende Erwärmung der Arktis des Wetter in der nördlichen Hemisphäre beeinflusse: Wenn das Eis wegschmelze, gelange mehr Sonnenergie in den arktischen Ozean, was wiederum zu extremen Wettersituationen führen könne. «Schwere Schneefälle, Hitzewellen und Überflutungen in Nordamerika und Europa», schreiben die US-Forscher.
Auch die Schweiz müsste im übrigen von den Jetstream-Auswirkungen im Bereich der mittleren Breitengrade berührt sein. Ihre geographische Ausdehnung liegt zwischen 47.56 (Basel) und 45.83 Grad (Chiasso).
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine. Übersetzter, leicht gekürzter und ergänzter Text aus "The Ecologist". Original in Englisch: hier.
Bitte erlauben Sie mir, zu diesem k o m p l e x e n V o r g a n g einige Adressen zu nennen , die dieses Thema eingehend behandeln . – So z. B. ein Gespräch zwischen Dr Michael Vogt / Alpenparlament.TV und Rechtsanwalt Dominik Storr / Bürgerinitiative > Sauberer Himmel < ( Themenbeginn auf der Zeitleiste des Video-Beitrages ab ca. 29:51 min. ) –
Auch Harald Kautz-Vella ist eingehend mit diesem Thema befasst ( z. B. bei YouTube zugänglich )