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Ultraschneller Strassenflitzer, aber politisch nicht korrekt ins Bild gesetzt: roter Ferrari. © Screenshot YouTube

Ferrari gegen Spekulation mit Nahrungsmitteln

Niklaus Ramseyer /  Die Nobel-Flitzer-Firma aus Norditalien gibt auch politisch Gas. Sie wehrt sich gegen ein Hilfswerk-Filmchen und gegen Berlusconi.

»Rücksichtslose kapitalistische Bösewichte, die auf dem Rücken der Armen spekulieren, nur um für sich selbst immer mehr Reichtum zu akkumulieren und die Armen und die Drittweltländer auszubeuten, und sinnlosen Luxus für die Reichen zu produzieren»: Damit wolle man weder identifiziert werden, noch etwas zu tun haben. So steht es in einem Brief, der nicht etwa im vorletzten Jahrhundert von Karl Marx an Friedrich Engels verschickt wurde, sondern jetzt von der Firma Ferrari in Modena Italien an das Hilfswerk «Solidar Suisse». Ferrari könne derlei nicht tolerieren, steht in dem Schreiben.

Übertäter in einem roten Ferrari

Der Hintergrund des englisch verfassten Briefs der italienischen Autobauer an die Schweizer Hilfswerker: Als Werbung für ihre Volksinitiative gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln hatten letztere ein Filmchen ins Internet gestellt, das einen Bösewicht zeigt, wie ihn die Firma Ferrari trefflich beschreibt: Der geschniegelte, weisse Mann braust automobil in einer Staubwolke vor eine ärmliche Hütte in Afrika, fährt fast noch eine Ziege tot, steigt aus und entreisst der vor ihrer Hütte hockenden, darbenden Familie (Mutter, Kinder, wimmernder Säugling) ihre kärgliche Feldkost, mit der er dann in seiner Luxuskaroasse davon donnert.

Das Problem dabei: Das Fahrzeug des Übeltäters ist ein klassich roter Ferrari. Und das können die Boliden-Bauer aus Modena natürlich nicht tolerieren: «Der Ferrari-Fahrer ist der üble (engl. evil) reiche Mann, der mit den Armen spekuliert – ohne jegliche Gnade oder Respekt», stellen sie fest. Die versteckte Botschaft des Filmchens sei darum, dass «Ferrari solche rücksichtslose kapitalistische Bösewichte repräsentiere».

Politisch engagierter Firmenboss

Inzwischen hat Solidar Suisse eingesehen, dass das nicht geht, und den Ferrari verpixelt. Die antikapitalistische Rhetorik im Brief ist im Falle von Ferrari gar nicht so unglaubwürdig: Der oberste Chef und Inhaber der Firma, Luca di Montezemolo, kämpft jedenfalls engagiert gegen den kapitalistischen Bösewicht Silvio Berlusconi und gegen dessen Rückkehr an die Spitze der italienischen Regierung. Er hat dafür die Partei «Italia Futura» gegründet, der auch Gewerkschafter angehören. Sie kämpft gegen Korruption und für grundlegende Reformen im Land.

In der Kernkompetenz der Firma, den schnellen Autos, zeigt Ferrari derweil, dass das springende Pferdchen weiterhin top ist: Bei ersten Tests für die Formal-1-Saison 2013 in Barcelona legte Ferrari-Fahrer Fernando Alonso locker die schnellste Runde hin. Und auch kommerziell läuft es offensichtlich prächtig: Für den neuen über eine Million Franken teuren Ferrari F 150 musste die auf 499 Exemplare limitierte Auflage der grossen Nachfrage wegen schon erweitert werden.

Doch der eine oder andere Spekulant?

Und da stellt sich «at the end of the day», wie Ferrari im Brief salopp formuliert, die Frage, ob unter den gut betuchten Ferrari-Kunden nicht halt doch der eine oder andere «üble» Lebensmittel-Spekulant sein könnte, der sich nebst anderem «sinnlosem Luxus» (Ferrari im Brief) wie Yacht und Zweitwohnung auch noch den «bisher stärksten und schnellsten» Strassen-Ferrari (»Der Spiegel») aus Maranello zugelegt hat.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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