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Toys"R"Us-Spielzeugkatalog: Mädchen mit Sturmgewehr © Toys"R"Us

Maschinengewehr für Mädchen, Puppen für Knaben

Barbara Marti /  Weniger Rollenklischees in Katalogen: Spielzeug-Kataloge in Frankreich und Schweden haben ungewöhnliche Bilder veröffentlicht.

Im Spielzeug-Katalog der französischen Supermarktkette «Magasins U» spielen Mädchen mit Klötzen, einem Baukran und mit elektronischen Geräten. Jungen hantieren in Spielzeugküchen und spielen mit einer Puppe.
Spielzeuge für beide Geschlechter seien zeitgemässer, sagte ein Sprecher von «Magasins U» im «Figaro». In früheren Katalogen hätten Jungen mit Bauklötzen und Mädchen mit Puppen gespielt. Eltern hätten sich jedoch beschwert, dass diese Rollenteilung veraltet sei. Deshalb habe «Magasins U» den Katalog angepasst.

Mädchen mit Maschinengewehr
Der dänische Spielwarenkonzern «Top-Toy» hatte zum ersten Mal im schwedischen Weihnachtskatalog von Toys»R»Us Rollenklischees fallen gelassen. So spielen Jungen mit Puppen, einer Spielküche oder einem rosaroten «Traumhaus» von Barbie. Und ein Mädchen drückt den Auslöser an einem Plastik-Maschinengewehr. In anderen Katalogen von Toys»R»Us tut dies ein Junge. Top-Toy ist in Nordeuropa Franchisenehmer für Toys»R»Us-Spielzeuge.
In Schweden werde intensiv über Geschlechterrollen diskutiert, sagte Jan Nyberg, Marketing-Direktor von «Top-Toy», im schwedischen Internetmagazin «The Local». «Top-Toy» habe deshalb den Katalog den Werten der schwedischen Gesellschaft angepasst. Jan Nyberg: «Im neuen Gender-Denken gibt es keine Spielzeuge für Jungen oder für Mädchen, sondern nur noch Spielzeuge für Kinder.»
Der Katalog ist allerdings nicht ganz klischeefrei. So ist beispielsweise die rosarote Spielwelt weitgehend eine Mädchen-Welt.

Erfolgreicher Protest gegen Rollenklischees
In den USA hat Hasbro angekündigt, seinen Spielzeug-Backofen nicht mehr nur in pink-lila herzustellen und in der Werbung auch Jungen zu zeigen. Der Spielwarenhersteller reagiert damit auf eine Online-Petition, die Ende letzten Jahres über 45’000 Personen unterzeichnet hatten. Initiantin war die 13-jährige McKenna Pope. Sie wollte für ihren jüngeren Bruder einen Backofen kaufen. Werbung und Design seien für Jungen völlig abschreckend, sagte sie später im Nachrichtensender CNN. «Jungen müssen auch lernen zu kochen und sich um Kinder zu kümmern.»

«Die Eltern verändern sich nur langsam»
Unisex-Spielzeuge sind in der Branche jedoch umstritten. Franck Mathias vom französischen Spielwarenkonzern «La Grande Récré» hält nicht viel davon. Kinder wollten die Eltern imitieren. Es mache deshalb wenig Sinn, ihnen eine Unisex-Welt vorzugeben, die sie zu Hause nicht erleben. Für Jungen sei es völlig ungewohnt, mit einer Puppe «Papa» zu spielen. Für Mädchen hingegen sei «Mutter» einer Puppe zu sein nichts Neues. Franck Mathias: «Wir passen unsere Produkte den Wünschen von Eltern und Kindern an. Diese verändern sich nur sehr langsam.»

Mädchen-Linie angeblich erfolgreich
Auch andere Konzerne halten wenig von Unisex-Spielzeugen. Im Gegenteil: Lego beispielsweise hat nach eigenen Angaben grossen Erfolg mit seiner neuen Linie «Lego Friends», die speziell für Mädchen konzipiert ist. Schlankere Frauenfiguren und die Farben – pink und Pastelltöne – unterscheiden diese Linie von bisherigen Lego-Linien.

Was meinen Eltern zu diesen geschlechtsneutralen Spielzeug-Katalogen? Sie können unten ihre Meinung dazu schreiben.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht».

Zum Infosperber-Dossier:

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Frauenbild in Werbung und Angeboten

Rollenbilder zementieren Klischees und Vorurteile.

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Eine Meinung zu

  • NikRamseyer011
    am 22.02.2013 um 12:05 Uhr
    Permalink

    Wenn schon Gewehre das Thema sind, könnte etwas mehr sprachliche Treffsicherheit nicht schaden: Ein Sturmgewehr ist kein Maschinengewehr und umgekehrt. Da gibt es ganz wesentliche Unterschiede: Sturmgewehre sind leichte, automatische Handfeuerwaffen (das Spielzeug des Mädchens im Bild ist so eines). Maschinengewehre sind viel schwerer und benötigen meist eine Lafette. Wie auch ein Revolver keine Pistole ist (einen Revolver braucht zwar meist, wer eine Revolution machen will; das Schiessgerät hiesst aber nicht deswegen so, sondern darum, weil es nicht ein Magazin hat, (wie moderne Pistolen), sondern eine Trommel mit 6 oder 8 Patronenlagern, die sich «herumdreht", was bei den alten Römern «revolvere» hiess). Und wenn wir schon bei den beliebtesten, peinlichen Verwechslungen sind, noch gleich die hier: Eine Festnahme (durch die Polizei) ist keine Verhaftung (die macht der Untersuchungsrichter). Es hat auf dem Bildchen übrigens auch noch Spielzeug-Maschinenpistolen. Diese sind noch kleiner und leichter, als Sturmgewehre, was vermindert treffsichere JournalistInnen indes nicht daran hindert, auch diese noch mit Maschinengewehren zu verwechseln. N.R.

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