Alle Frauen aus Ikea-Katalog der Saudis eliminiert
Der schwedische Möbelkonzern Ikea hat im Heimatland grosse Entrüstung ausgelöst. Die saudiarabische Ausgabe des Ikea-Katalogs unterscheidet sich von anderen Versionen lediglich darin, dass sämtliche Frauen fehlen. Auf einem Bild zum Beispiel, das ein Junge beim Zähneputzen zeigt, ist in der saudiarabischen Ausgabe die in einen Schlafanzug gekleidete Mutter weg retouchiert.
Nach heftiger Kritik äusserte der Möbelkonzern am Montag sein Bedauern. «Wir hätten reagieren und verstehen sollen, dass der Ausschluss von Frauen aus der saudiarabischen Version des Katalogs in Konflikt mit den Werten der Ikea-Gruppe steht», erklärte der Möbelkonzern.
In Saudiarabien bildet die Werbung selten Frauen ab. Saudische Fernsehsender zeigen Frauen meistens in langärmeligen Kleidern und mit Kopftüchern. In importierten Zeitschriften überdeckt die Zensur viele Teile eines Frauenkörpers, auch nackte Arme und Beine.
Noch frauenfeindlicher ist Indien
Unter den zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G-20) ist Indien das frauenfeindlichste Land. Dies geht aus einer Umfrage der «Thomson Reuters Foundation» hervor. Sie befragte dafür 370 Gender-Fachleute aus 63 Ländern. Themen der Umfrage waren unter anderem Bildung, Gesundheitsversorgung, Erwerbsmöglichkeiten, Gewalt gegen Frauen und politische Partizipation.
Auf dem Papier geht es indischen Frauen besser…
Danach sind die Lebensbedingungen von Frauen in Indien noch schlechter als in Saudiarabien. Saudiarabien behandelt zwar seine Frauen rechtlich wie Minderjährige. Doch sind die Bildungsmöglichkeiten und die Gesundheitsversorgung für Frauen vergleichsweise gut.
Anders in Indien. Dort sind zwar die Rechte von Frauen auf dem Papier rechtlich besser geschützt als ihre Geschlechtsgenossinnen in vielen anderen Ländern. Die Verfassung garantiert ihnen gleiche Rechte. Abtreibung ist legal und häusliche Gewalt eine Straftat. Seit rund zehn Jahren gibt es bei Kommunalwahlen sogar eine 33-Prozent-Quote für Frauen.
…doch die Wirklichkeit sieht anders aus
Die Realität sieht anders aus: Jedes Jahr werden zehntausende Babies abgetrieben, weil sie weiblich sind. Frauen werden vergewaltigt, geschlagen, als Kinder verheiratet, wie Sklavinnen gehalten und als Witwen verbrannt. Viele Frauen werden wegen Konflikten um die Mitgift und die «Familienehre» ermordet. «Viele Frauen und Mädchen werden wie Vieh verkauft, mit zehn Jahren verheiratet, lebendig verbrannt oder wie Sklavinnen gehalten», sagt Gulshun Rehman von der Organisation «Save the Children».
Die Mehrheit der Frauen kann ihre Rechte nicht wahrnehmen
Es gebe zwei Indien, sagt Sushma Kapoor von «UN Women», der Uno-Organisation für Frauenrechte. «Eines, das Frauen mehr Gleichberechtigung und Wohlstand zugesteht. Und eines, in dem die riesige Mehrheit der Frauen ohne jede Rechte lebt.»
Vielerorts bestimme ein barbarischer Chauvinismus das Denken, schreibt der «Tagesspiegel». Danach sei der Mann alles und die Frau nichts. Vor allem in den nördlichen Regionen Indiens würden Frauen als Gebärmaschinen und Arbeitstiere gesehen. Gewalt gegen Frauen sei bis heute sozial akzeptiert. Viele Politiker wagten es deshalb aus Angst vor Wahlverlusten nicht, die Strafen zu verschärfen.
Am wohlsten können sich Frauen in Kanada fühlen
Gemäss der Umfrage unter Gender-Spezialistinnen und -Spezialisten der «Thomson Reuters Foundation» ist Kanada von den grossen Industrie- und Schwellenländern das Land mit den besten Lebensbedingungen für Frauen. Verantwortlich dafür sind die Gleichstellungspolitik, der Schutz vor Gewalt und Ausbeutung und eine gute Gesundheitsversorgung für alle. Hinter Kanada folgen Deutschland. Grossbritannien, Australien, Frankreich, USA, Japan, Italien, Argentinien, Südkorea, Brasilien, Türkei, Russland, China, Mexiko, Südafrika, Indonesien, Saudiarabien und Indien.
Die Schweiz gehört nicht zur Gruppe der G20.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Herausgeberin und Redaktorin der Zeitschrift «FrauenSicht.