Krisen bremsen den weltweiten Energieverbrauch
Im Jahr 2011 beanspruchte die Menschheit eine Menge an Primärenergie, die dem Energiegehalt von 14 300 Milliarden Litern Erdöl entspricht. Das ergibt pro Kopf einen Durchschnitt von rund 2000 Litern Erdölequivalent. Das zeigen die neusten Daten der Weltenergie-Statistik, die der Ölmulti BP herausgibt.
Von der erwähnten Gesamtmenge entfielen 33,1 Prozent auf Erdöl selber, 30,3 Prozent auf Kohle, 23,7 Prozent auf Erdgas, 4,9 Prozent auf Atombrennstoffe und die übrigen 8,0 Prozent auf erneuerbare Energie inklusive Wasserkraft.
In 10 Jahren 30 Prozent Zuwachs des Energiekonsums
Im Vergleich zum Vorjahr stieg der globale Primärenergie-Bedarf im Jahr 2011um 2,5 Prozent. Stärker als dieser Durchschnitt wuchs der Konsum von Erdgas, Kohle sowie erneuerbarer Energie, während jener von Erdöl unterdurchschnittlich zunahm. Produktion und Konsum von Atomstrom sind 2011 gesunken, dies vor allem nach der Katastrophe von Fukushima.
Aussagekräftiger als die kurzfristige ist die mittelfristige Entwicklung: In den letzten zehn Jahren, also von 2001 bis 2011, stieg der Weltenergieverbrauch gesamthaft um 30 Prozent. Dieser Zuwachs verteilte sich aber ungleich auf die einzelnen Länder und Ländergruppen. So stieg der Bedarf in den Entwicklungs- und Schwellenländern sowie der Sowjetunion zusammen um 68 Prozent, in den westlichen Industriestaaten (OECD) hingegen nur noch um 2,2 Prozent.
Die Nicht-OECD-Staaten beanspruchen heute einen Anteil von 55 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. In absoluten Zahlen haben sie damit die Industriestaaten überholt. Aber pro Kopf der Bevölkerung konsumieren die Entwicklungs- und Schwellenländer weiterhin nur einen Bruchteil soviel Energie wie die Menschen in den USA, in der EU oder in der Schweiz.
Steigende Preise und Technik erhöhen Energieeffizienz
Aufschlussreich ist der Vergleich des Primärenergieverbrauchs mit der Entwicklung der Wirtschaft, gemessen am teuerungsbrenigten Bruttoinlandprodukt (BIP real). Dazu zwei Beispiele:
• Im Schwellenland China wuchs die Wirtschaft (BIP real) von 2001 bis 2011 um satte 223 Prozent. Der Verbrauch an Primärenergie stieg in diesen zehn Jahren um 158 Prozent.
• In den OECD-Staaten (USA, Japan, EU, Schweiz plus einige weitere Länder) wuchs die Wirtschaft seit 2001 um 18 Prozent, der Energieverbrauch wie erwähnt um 2,2 Prozent.
Pro BIP-Einheit ist der Energiebedarf also überall gesunken. Das heisst: Die Energieeffizienz hat zugenommen, in den weiter entwickelten Staaten tendenziell stärker als in Schwellenländern. Das ist nicht nur auf bessere Technik sowie die ab 2001 stark gestiegenen Energiepreise zurück zu führen, sondern auch auf den Umstand, dass Industriestaaten einen Teil ihrer energieintensiven Produktion in Schwellen- und Entwicklungsländer ausgelagert haben.
Energieverbrauch und CO2-Ausstoss mit Wirtschaft verkoppelt
Ein Zusammenhang, der sich schon in früheren Jahrzehnten zeigte, blieb auch nach der Jahrtausendwende bestehen: Je stärker die Wirtschaft wuchs, desto stärker wuchs tendenziell der Energieverbrauch. Diese Korrelation spiegelt die Entwicklung in den Industriestaaten von 2001 bis 2011 (siehe auch Grafik): In Jahren mit starkem Wirtschaftswachstum stieg der Energieverbrauch. Sanken die Zuwachsraten des BIP, so nahm der Energiebedarf leicht ab. Am stärksten verminderte sich der Energiekonsum 2009, als die Finanzkrise das Bruttoinlandprodukt in den meisten Industriestaaten schrumpfen liess. Die seit Jahrzehnten geforderte Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch hat relativ zwar stattgefunden, doch absolut steht sie immer noch aus.
Programme zur staatlichen Konjunkturankurbelung, wie sie die Regierungen der vier führenden EU-Staaten letzte Woche angekündigt haben, fördern also nicht nur die Staatsverschuldung, sondern auch den Energieverbrauch sowie den CO2-Ausstoss. Denn trotz aller Erfolgsmeldungen über die Förderung erneuerbarer Energie: Im Jahr 2011 deckten die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas, die das CO2 verursachen, immer noch 87 Prozent des weltweiten Energiebedarfs.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine