Das Chef-Büro der CEO’s ist eine Goldmine
Nachtrag als Vorspann: Einen Tag, nach dem dieser Beitrag geschrieben war, erreicht mich folgende Meldung: Die Citigroup-Aktionäre lehnen das Vergütungspaket für das Top-Management der Bank ab, wie Spiegel online» meldet. Der wichtigste Grund ist, dass die Boni zu wenig ergebnisbezogen sind. Aber Leistungslohn wäre für den CEO Vikram Pandit und seine Kollegen sehr unangenehm. Citgroup ist bei einem jüngsten Stresstest der Banken durchgefallen, und der Gewinn im ersten Quartal 2012 ist niedriger als im gleichen Quartal des Vorjahres.
Die Entscheidung der Aktionäre hat den Charakter einer Meinungsumfrage. Sie wurde nach der Bankenkrise vorgeschrieben; das Ergebnis ist aber nicht zwingend für das Management. – Sicher ist: US-Top-Manager garnieren wieder. Im offiziellen Erholungsjahr 2010 mussten sie noch zurückstecken. Im offiziellen Aufschwungjahr 2011 haben sie wieder tüchtig zugegriffen.
Rekord- Entschädigung für Apples Timothy Cook
Allen voran Timothy Cook, der Nachfolger von Steve Jobs an der Spitze von Apple. Sein Gehalt war zwar bescheiden: gerade mal 900’000 $. Aber dazu kamen als Einmalzulage Apple-Aktion im Wert von rund 376.2 Millionen $ – das wäre umgerechnet 1 Million pro Tag. Wenn es nicht mittlerweile ein bisschen mehr wäre: der Wert hat sich bis Ende März 2010 auf 634 Millionen $ verdoppelt (vielleicht sind es neuerdings wieder ein paar Dollar weniger). Das fasst Natasha Singer in der «New York Times» zusammen.
Aber Mister Cook ist kein Massstab. Er läuft ausser Konkurrenz. Er hat allein mehr kassiert als die neun nächstfolgenden CEO-Kollegen zusammen. Zu ihnen gehören Oracle-Gründer Larry J. Ellison mit 77.6 Millionen $ und Viacom-Chef Philippe P. Dauman mit 43.1 Millionen. Die Internet- und Kommunikationsbranchen bezahlen immer noch gut.
Das gilt selbst für Rupert Murdoch, der mit seiner News Corporation in einen Telephon-Hackerskandal verwickelt war und immer noch ist. Er kassierte als Entschädigung für seine «Leistungen» 29.4 Millionen $ und einen zusätzlichen Bonus von 12.5 Millionen $.
Auch Banken zahlen wieder grosses Geld
Aber auch die Banken bezahlen wieder ordentlich. Citigroup-CEO Vikram S. Pandit hatte versprochen, für 1 (einen) Dollar im Jahr zu arbeiten, als die Bank von den Steuerzahlern gerettet worden war. Jetzt hat die Bank die Staatsgelder zurück bezahlt und Pandit darf wieder kassieren: 14.9 Millionen $ im letzten Jahr. Die Citigroup-Aktionäre warten derweil immer noch auf ihren Zahltag: die Aktie ist im der gleichen Zeit um 44 Prozent gefallen.
Andere warten schon länger. Im Erholungsjahr 2010 hat das eine Prozent der Einkommensstärksten (380’000 $ oder mehr im Jahr) 93 Prozent des gesamten Einkommenszuwachses erbeutet, während die Einkommen von 99 Prozent der Lohnbezüger nominal flach blieben – was zumindest für 2011 einen realen Einkommensverlust von 2 Prozent bedeutet. Die amerikanischen Arbeiter müssen für ihren Lebensunterhalt mit Weniger auskommen, während es den Top-Managern nie besser ging als heute.
Dies und mehr ist zu lesen in der «New York Times»-Beilage zum «Tages-Anzeiger» vom 16. April – eine regelmässige Montags-Beilage, die sich immer wieder reizvollen Themen widmet.
88 Millionen Dollar für ein 4-Zimmer-Penthouse am Central Park, New York
In der gleichen Tagi-Beilage schreiben Alexei Barrionuevo und Olga Slobodchikova über die reichen Russen in Amerika. Der Immobilienmarkt in den USA dümpelt zwar immer noch vor sich hin, aber am oberen Ende der Preisskala fliesst Geld in rauhen Mengen aus Ländern wie Brasilien, China und Indien – und vor allem aus Russland. Russlands Neureiche bringen nicht nur ihr Schäfchen sondern ganze Schafherden ins Trockene. Im letzten Jahr sollen es 84 Milliarden Dollar gewesen sein, und schätzungsweise um die fünf Prozent dieser Kapitalflucht gingen in Grundstücke in den USA. Es sind Mittel aus den Privatisierungsgewinnen der Oligarchen und aus den hohen Öl- und Rohstoffpreisen. Sie wollen ihr Vermögen offenbar ausserhalb der Reichweite von Vladimir Putins Regierung parkieren.
Unter den vielen Neureichen ragt einer heraus: Dmitry Rybolovlev, Milliardär geworden mit Rohstoffhandel. Er hat dem früheren CEO und Chairman der Citigroup, Sanford I. Weill, ein 4-Zimmer-Penthouse an New Yorks Center Park für 88 Millionen Dollar abgekauft, angeblich als Geschenk für seine Tochter Jekaterina.
Das ist nur eine seiner Niederlassungen. Zu seiner Immobiliensammlung gehören ein Wohnsitz in Paris, den er vom Modeschöpfer Pierre Cardin erworben hat, ausserdem Niederlassungen in Dubai und Genf und selbstverständlich die Räumlichkeiten an seinem Hauptwohnsitz Monaco. Dort besitzt er ausserdem zwei Drittel des Fussball-Clubs AS Monaco. – Seine Kunstsammlung mit Werken von Monet, van Gogh und Picasso wird auf 500 Millionen bis eine Milliarde Dollar geschätzt.
Das Penthouse in New York soll die Tochter Jekaterina bar bezahlt haben, schreibt die «New York Times». Nicht geklärt wird die Frage, ob die Gelder versteuert sind, die die Milliardäre aus Russland und der Ukraine in den Westen bringen; die Zahl dieser Superreichen hat sich seit 2009 auf 104 verdreifacht.
Der Multimilliardär Dmitry Rybolovlev baut zurzeit übrigens ein Haus in Gstaad im Berner Oberland.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine