Österreichs Tagesschau: «Legale Geldwäsche»
Dass es um «Schwarzgelder» geht, wird in der Tagesschau des ORF 1 deutlich gesagt. Für Zuschauerinnen und Zuschauer viel klarer, erklärte der österreichische Sender im Klartext, was die Folgen des neuen Steuerabkommens zwischen der Schweiz und Österreich sind: «Alle Steuerpflichtigen können ihr Schwarzgeld mit einer einmaligen Zahlung weiss waschen.» Die Kunden würden anonym bleiben und Schwarzgeld werde deshalb auch in Zukunft seinen Weg in die Schweiz finden.
Die Schweizer Tagesschau sprach etwas verklausuliert von einer «Abgeltungssteuer von 15-38 Prozent», mit der man «Geld» (nicht Schwarzgeld) nachträglich «legalisieren» kann. 15-38 Prozent von was (unversteuertes Kapital? Unversteuert kassierte Zinsen?), verriet die Tagesschau nicht. Es bleibt schleierhaft, warum die Tagesschau-Journalisten davon ausgehen, dass dies die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen.
Im österreichischen Fernsehen stand die Frage im Vordergrund, ob diese Steueramnestie gerecht sei, oder ob sich ehrliche Steuerzahler nicht allzu dumm vorkommen müssen.
Dagegen stand in der Tagesschau und im 10vor10 des Schweizer Fernsehens die Frage im Vordergrund, wie gross die Chancen sind, dass Österreichs Parlament das Steuerabkommen schnell und problemlos unterzeichnet.
Die NZZ titelt heute auf der Frontseite neutral «Abkommen mit Wien besiegelt» und meinte im Innern des Blattes, «das Schweizer Konzept der Abgeltungssteuer hat einen Schritt vorwärts gemacht».
Der Tages-Anzeiger und der Bund titeln «Ein Deal ‹für eine bessere Steuerwelt›.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Das gehört in die Abteilung: «Ungeklärte Phänomene der Weltgeschichte". Nämlich: Wie ist es in einer freien Gesellschaft mit jedem nur denkbaren Informationszugang möglich, dass bei diesem Thema eine derart durchgängige Gleichschaltung der Schweizer Medien stattfindet? Ohne Abweichung, ohne kritisches Hinterfragen? Schlüssige Antworten erbeten.