AKWMhleberg

Die Verluste einer vorzeitigen Stilllegung des AKW Mühleberg sind unkalkulierbar © BKW

Nur Hellseher kennen den «Mühleberg»-Verlust

Hanspeter Guggenbühl /  Das vorzeitige Ende des AKW Mühleberg bringe der BKW einen Milliardenverlust, schreibt der «Tages-Anzeiger». Das ist Unsinn.

Nachdem das Bundesverwaltungsgericht die Laufzeit des AKW Mühleberg befristet hat auf Juni 2013, kursieren bereits Zahlen über den damit verbundenen Verlust: «Bei einer vorzeitigen Abschaltung entgehen der BKW Gewinne von einer Milliarde Franken», war zum Beispiel im Berner «Bund» und Zürcher «Tages-Anzeiger» zu lesen. Diese Zahl basiert auf der Annahme, die BKW Energie AG erziele «mit dem Strom aus Mühleberg pro Jahr schätzungsweise einen Gewinn von 100 Millionen Franken», plus der Hochrechnung dieser 100 Millionen auf die Zeitdauer zwischen vorzeitigem (2013) und geplantem (2022) Abschalttermin.

Solche Zahlen mögen den Kanton Bern als Mehrheitsaktionär der BKW oder die Berner Stromkonsumentinnen schockieren – und den Widerstand gegen eine vorzeitige Abschaltung schüren. Doch sie sind aus der Luft gegriffen und wahrscheinlich überrissen. Das zeigen folgende Daten und Ungewissheiten:

Die aktuellen Zahlen

Das KKW Mühleberg produziert in einem guten Jahr drei Milliarden respektive 3000 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom. Die Gestehungs- respektive Produktionskosten des KKM belaufen sich – je nach Revisionszeit und Pannen – auf 6 bis 7 Rappen/kWh. Das ergäbe Jahreskosten von 180 bis 210 Millionen Franken. Um einen Gewinn von hundert Millionen zu erzielen, müssten die BKW diesen Strom für rund 10 Rappen pro kWh oder 300 Millionen Franken pro Jahr verkaufen können.

Solch hohe Margen waren in den Hochpreisjahren zwischen 2005 und 2008 möglich. Doch seit 2009 schwanken die Preise für Bandstrom, wie sie «Mühleberg» produziert, auf dem europäischen Strommarkt meist zwischen 6 und 8 Rappen/kWh, und an diesem tiefen Preisniveau dürfte sich laut Marktbeobachtern bis 2014 wenig ändern. Das zeigt: Der Gewinn, den die BKW mit Mühleberg erzielt, dürfte seit drei Jahren näher bei Null als bei hundert Millionen Franken liegen.

Die Zukunft kennen nur Hellseher

Völlig unstatthaft ist es, einen allfälligen Gewinn von heute auf eine allfällig verbleibende Lebensdauer hoch zu rechnen. Dies aus drei Gründen: Erstens ist offen, wie lange «Mühleberg» noch Strom produzieren kann, selbst wenn das Bundesgericht die bis 2013 befristete Bewilligung aufheben sollte. Zweitens ist ungewiss, welche Nachrüstungen bis 2022 fällig werden könnten, und wie sich diese auf die Produktionskosten auswirken würden. Und drittens wissen nur Hellseher, wie sich die Preise auf dem europäischen Strommarkt bis 2022 entwickeln. Fazit: Die ökonomischen Verluste einer vorzeitigen Stilllegung von «Mühleberg» oder andern Atomkraftwerken sind unkalkulierbar


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keine, aber der Autor rechnet gerne.

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Eine Meinung zu

  • am 14.03.2012 um 15:37 Uhr
    Permalink

    Der Schaden, wenn da einer der Uralt-Reaktoren wie Beznau, Mühleberg oder auch ein neuerer eine schwere Havarie erleidet, ist überhaupt nicht zu beziffern.
    Wer fast all sein Vermögen in ein eigenes Haus gesteckt hat (inkl. Pensionskasse), verliert alles, auch seine Heimat. Vielleicht, wenn er Glück hat, darf er dann in eine Sozialwohnung …
    Und die sehr viel Pech haben, verlieren ihre Gesundheit und ev. ihr Leben.

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