Computer gegen Lügengeschichten
«Überall ist Echtheit. ‚Echte Menschen’ sind gefragt im Zeitalter von Reality TV, Social Media und Online Profilen. Kandidaten für die republikanische Präsidentschaftsnomination wollen sein wie Du und ich», schreibt Anita Patil in ihrer Kolumne über «Truth Telling in the Digital Age» – frei übersetzt: Lügen wird schwieriger im digitalen Zeitalter.
Das jedenfalls versuchen Wissenschafter in aller Welt zu erreichen. Mit Hilfe von Computern. «Maschinen werden definitiv in der Lage sein, uns zu beobachten und besser zu verstehen», sagt Hartmut Neven, Computer Spezialist bei Google.
Einiges ist schon bekannt: die retouchierte Modewerbung beispielsweise, oder die Photographien, die Models und Stars schlanker und schöner machen. Hany Farid, Professor in New Hampshire, hat dagegen eine Software entwickelt, die mit statistischen Methoden feststellt, wie häufig das Bild einer Person verändert worden ist. Zur Freude feministischer Organisationen, die verlangen, dass manipulierte Bilder gekennzeichnet werden.
Andere Verfahren suchen in der Stimme nach Lügen, zum Beispiel in einer politischen Rede. Computer analysieren kennzeichnen Stimmklänge oder Sprechmuster – Pausen, nervöses Lachen, Änderungen im Vortrag -, um festzustellen, ob wir ehrlich sind. Oder um überhaupt unsere Gefühlslage zu bestimmen. Zum Beispiel als Warnung für Helpline-Mitarbeiter vor wütenden Kunden.
Das geht bis zum Einsatz von Hirn-Scannern. In Indien wurde bereits 2008 eine Angeklagte verurteilt, weil das elektrische Hirn-Scanning (Brain Electrical Oscillations Signature Test) signalisierte, dass die Frau sich an Einzelheiten des Mordes an ihrem Ehemann erinnerte. Sagte der Richter.
Die Firma «No Lie MRI» in Kalifornien arbeitet bereits daran, solche Systeme an Geheimdienste und Anwaltskanzleien zu verkaufen und in Zukunft ein Netzwerk von sogenannten «VeraCenters» aufzubauen, wo Menschen bequem auf ihre Wahrheitsliebe getestet werden können.
«Manche Wissenschafter sagen bereits das Endes Lügens voraus, wie wir es kennen – aber wer weiss?», schreibt Anita Patil.
In der Affäre «Blocher gegen Hildebrand» ist die neue Technologie aber nach unserer Kenntnis noch nicht eingesetzt worden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine