«Ich würde auch als Bankrat keine Aktien kaufen»
(Red.) In einem Interview hält es Christian Wanner, Präsident der kantonalen Finanzdirektorenkonferenz und Solothurner FDP-Regierungsrat, für höchst fragwürdig, dass man Leuten in solchen Top-Positionen alles vorschreiben muss. Aber eines ist für ihn klar: «Mitarbeitende der Nationalbank dürfen (in Zukunft) keine Devisengeschäfte machen». Für Wanner soll dabei «null Toleranz» herrschen. Viel mehr müsse in einem neuen Reglement nicht stehen.
Aktiengeschäfte seien schwieriger zu reglementieren. Doch: «Für mich persönlich wäre der Fall sonnenklar: Ich würde die Finger auch von Aktiengeschäften lassen.» Und dies auch als Mitglied des Bankrats, der die SNB beaufsichtigt.
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INTERVIEW
Wie heikel sind Devisengeschäfte für Nationalbank-Mitarbeiter?
Es gibt nur eine Antwort: Die sind zu unterbinden – rigoros. Mitarbeitende der Nationalbank dürfen keine Devisengeschäfte machen. Da gibt es null Toleranz.
Das heute geltende Reglement der Nationalbank ist schwammig und offenbar selbst für Juristen nur schwer verständlich. Ein krasses Versäumnis?
Ich kenne das Reglement nicht im Detail. Sicher ist nur, dass es angepasst werden muss. Ebenso wichtig ist allerdings zu überwachen, dass es auch eingehalten wird. Aber eigentlich sollte doch die Feststellung genügen, dass Nationalbankmitarbeitende keine Devisengeschäfte machen sollten. Punkt. Es ist doch höchst fragwürdig, dass man Leuten in solchen Top-Positionen alles vorschreiben muss.
Ist ein Verbot auch von Aktiengeschäften angebracht?
Auch das lässt sich nicht einfach reglementieren. Für mich persönlich wäre der Fall sonnenklar: Ich würde die Finger auch von Aktiengeschäften lassen.
Was halten Sie vom Vorschlag, die Nationalbankspitze müsse ihr privates Vermögen extern verwalten lassen?
Das ist ein Grundsatz, der offenbar in den USA gängig ist. Wenn das ein Weg ist, um alle Zweifel auszuräumen, würde ich selbst dies in Kauf nehmen.
Müssten solche Regeln auch für den elfköpfigen Bankrat gelten?
Der Bankrat ist nicht direkt operativ in die Geschäfte involviert, sondern hat eine Aufsichtsfunktion. Also ist es eher eine Frage des Masses. Und dabei gilt auch hier: Wäre ich Bankrat, würde ich die Finger von solchen Geschäften lassen.
Wie viel politischen Einfluss verträgt die Nationalbank?
Möglichst keine. Falls die Nationalbank zum Spielball der Politik wird, wird sie in kritischen Situationen überhaupt nichts machen. Denn je nach Spektrum würde immer irgendein Teil der Politik monieren, das sei falsch. Die Nationalbank muss unbedingt unabhängig sein und sich auf ihre Aufgaben konzentrieren.
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Dieses (hier gekürzte) Interview erschien am 15.1.2012 in der Südostschweiz
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine