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Säugling an der Mutterbrust © flickr

Die falschen Trinker

Hugo Spitz /  Das Internationale Arbeitsamt ILO, der Mutterschutz und die Waadtländer Patrons, oder: die Angst vor dem Missbrauch mit Säuglingen.

An sich haben Unternehmen ein Interesse an der Reproduktion der Arbeitskraft. Auch im Sinne der Produktion zukünftiger Arbeitskräfte. Das ist aber ein längerfristiges Interesse.
Das kurzfristige Interesse ist der volle Einsatz der heutigen, gegenwärtigen Arbeitskräfte, die manchmal aber auch Mütter sind.
Die Patrons haben manchmal Mühe, ihre kurzfristigen mit den längerfristigen Interessen in Übereinstimmung zu bringen. Oder umgekehrt. Wie André Gavillet in «Domaine Public» feststellt.

Hugo Spitz findet, der kurze Text von Gavillet verdient eine vollständige Übersetzung.

LES FAUX TÉTEURS – Die falschen Trinker

Von André Gavillet

«Die Anstrengungen der Internationalen Arbeitsorganisation haben zu einem wirksamen Mutterschutz geführt. Eine Konvention, die auch die Schweiz ratifiziert hat, verpflichtet die Arbeitgeber, einen Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen zu gewähren. Die Schweiz hat ihre Gesetze so angepasst, dass sie dieser Anforderung genügen. Soweit wäre alles in Ordnung.

Es gibt da aber noch ein Problem, des geringfügig erscheint aber es doch nicht ist, wenn man dem wöchentlichen Bulletin des Centre Patronal Vaudois folgt: das Stillen.

Denn, so schreibt das Bulletin, die Verpflichtung, auch das Stillen zu bezahlen, kann für die Unternehmen zu einer schweren Belastung werden. Es beweist das mit einer abrakadabresken Rechnung: die Gesamtheit der Geburten in der Schweiz, also 80’000 Geburten x 60 Minuten Stillen = 2 Millionen pro Still-Tag «wozu noch die Kosten der Reorganisation und des Ersatzes für die Arbeiterin kommen».

Aber das ist nicht alles. Man muss die Muttermilch bis zum letzten (wahrscheinlich bitteren, H.S.) Rest austrinken, denn man muss auch mit betrügerischen Stillenden rechnen. Wie kann man solchen Missbrauch feststellen?

Zitieren wir das Bulletin (22.11.2011)

«(…) Die obligatorische Bezahlung der Zeit, die für das Stillen aufgewendet wird, würde dem Missbrauch Tür und Tor öffnen. Die Dauer der Abwesenheit würde fast unvermeidlich verlängert, und es wäre faktisch fast unmöglich zu kontrollieren, ob die Mütter, die von einer solchen Freizeit profitieren, auch tatsächlich stillen.»

Könnte es nicht sogar auch Säuglinge geben, die da als Komplizen mitwirken?»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Artikel ist im französischen Original auf "Domaine Public" erschienen (siehe unten: weiterführende Informationen).

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