Spielen wir Unfall im Kernkraftwerk…
Georg Kreisler ist tot. Seine Lieder waren böse, und er war, sagen die Leute, der netteste «böse» Mensch, den man sich vorstellen kann (Fredi Krebs in der «Tageswoche»). In einem Lied hat er zwar angekündigt, dass er sich allen verweigern wird, die Unangenehmes von ihm wollen, verweigern wird mit dem Satz: «Ich habe keine Lust!» Der liebestollen Ehefrau, dem Steueramt und auch dem Tod. Aber der Tod hat das nicht respektiert.
So ist das jetzt alles Erinnerung: Das «Tauben vergiften im Park», der «Opernboogie», der «General» und auch unsere makaber boulevardeske Freude an den Katastrophen dieser Welt, «als der Zirkus in Flammen stand».
Aber Kreisler wird uns nachgehen mit seiner grenzenlosen Phantasie und seiner erbarmungslosen Aktualität. Zum Beispiel mit dem schönen Lied: «Spielen wir Unfall im Kernkraftwerk» (siehe unten: Link).
Über seine Laufbahn ist in allen seriösen Publikationen alles zu lesen. Hier nur so viel:
Kreisler wurde am 18. Juli 1922 in Wien geboren. In der Hitler-Zeit musste er als Jude nach dem «Anschluss» Österreichs an Deutschland aus seiner Heimat fliehen und ging in die USA. Von dort kehrte er 1955 nach Wien zurück und startete in der legendären «Marietta-Bar» seine Karriere als Musiker und Kabarettist.
Georg Kreisler wird uns fehlen. Als Dichter und Denker und Musiker und Kabarettist, der uns zu dem Lachen brachte, das uns im Halse stecken bleibt.
Gestorben ist Georg Kreisler im Alter von 89 Jahren in einem Krankenhaus in Salzburg. In Österreich. In dem Land, das dem emigrierten und re-migrierten Juden auch 66 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus die österreichische Staatsbürgerschaft nicht zurückgeben wollte.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine