FS2Jemen

Demonstrierende Männer in Sanaa tragen grosse Plakate mit dem Bild von Tawakkul Karman © gs

Tawakkul Karman kämpft seit Jahren für Freiheit

Barbara Marti /  Einsatz für Frauenrechte: Friedensnobelpreis für Tawakkul Karman (Jemen), Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf (beide Liberia.

Die Verhaftung der jemenitischen Frauenrechtsaktivistin Tawakkul Karman hatte Anfang dieses Jahres die Proteste im Jemen ausgelöst. Tausende Männer gingen darauf auf die Strasse und trugen ihre Foto.
Das gilt als Sensation in einem Land, wo viele Männer es nicht ertragen, wenn ihre Frauen und Töchter ihre Gesichter in der Öffentlichkeit zeigen. Die meisten Frauen tragen deshalb ein Gewand, das nur die Augen freilässt.

«Die Menschen müssen mein Gesicht sehen»
Tawakkul Karman hatte diesen Nikab früher auch an. Sie befand dann allerdings, dass dieser nicht zu ihrer Rolle als Aktivistin passe. Die Menschen müssten ihr Gesicht sehen, um mit ihr zu kommunizieren und sich mit ihrer Sache solidarisieren zu können, sagt sie und trägt nun ein Kopftuch. Der Islam schreibe Frauen nicht vor, das Gesicht zu verhüllen. Der Schleier sei eine kulturelle Praxis.
Eine Woche nach ihrer Verhaftung kam Tawakkul Karman wieder frei. Seither demonstriert sie erneut an vorderster Front für Freiheit, politische Reformen und den Rücktritt von Präsident Ali Saleh. Die Ökonomin und Journalistin ist Gründerin der jemenitischen Nichtregierungsorganisation «Journalistinnen ohne Ketten». Diese setzte sich anfänglich für die Medienfreiheit ein. Mittlerweile engagiert sie sich für Frauen- und Menschenrechte. Das gehöre alles zusammen, sagt Tawakkul Karman.
Wöchentliche Demonstrationen
Schon seit vier Jahren organisiert die Aktivistin wöchentliche Demonstrationen vor dem Regierungsgebäude in Sanaa. Sie stand oft fast alleine dort, um Freiheit, politische Rechte und die Freilassung politischer Gefangener zu fordern. Als öffentlich demonstrierende Frau eckte sie an, liess sich aber nicht einschüchtern.
Mordanschlag überlebt
Die Regierung verfolgte gegenüber der Mutter von drei Töchtern eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche. Mehrmals kam sie ins Gefängnis. Letztes Jahr bot man ihr ein Regierungsamt und eine finanzielle Entschädigung an, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie lehnte ab und erhielt erneut Morddrohungen. Einen Anschlag überlebte sie. Sie lasse sich nicht einschüchtern und werde weiterhin für ihre Prinzipien kämpfen, sagt Tawakkul Karman dazu.
Als Frauenrechtsaktivistin sei sie im Jemen doppelter Repression ausgesetzt. Die sehr konservative jemenitische Gesellschaft akzeptiere sichtbare Frauen nicht und schon gar nicht in einer politischen Führungsrolle. Doch es gebe im Jemen viele gut qualifizierte Frauen, die am öffentlichen Leben teilnehmen könnten. Jetzt gingen diese Frauen in grosser Zahl auf die Strasse: «Das ist nicht nur eine politische, sondern auch eine soziale Revolution.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht»

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