Ärzte geben Verhütungspillen mit doppeltem Risiko
«Moderne» Verhütungspillen sind meistens nicht nur teurer, sondern haben ein doppelt so hohes Risiko von Nebenwirkungen wie ältere, meist günstigere Pillen. Trotzdem verschreiben Ärzte unterdessen viel häufiger die modernen als die herkömmlichen.
Das geht aus dem neusten Arzneimittel-Report der grössten deutschen Krankenkasse «Barmer GEK» hervor. In der Schweiz sind Verhütungspillen nicht kassenpflichtig, so dass die Schweizer Krankenkassen über keine Absatzzahlen verfügen.
Professor Gerd Glaeske, Medikamenten-Experte an der Universität Bremen, nennt die Verschreibungspraxis der Ärzte «besorgniserregend». Nach aktuellem Stand des Wissens erkrankten 15 von 100’000 Frauen, die ein Jahr lang herkömmliche Pillen schlucken, an einer gefährliche Thrombose. Bei den «modernen» Pillen der dritten Generation seien es 30 von 100’000. Für Professor Glaeske ist deshalb klar: «Erprobte Pillen der zweiten Generation bleiben die Mittel der Wahl, bei allen anderen Pillen sind die Risiken höher oder schwer abschätzbar.»
Glaeske kritisiert, dass die Ärzte nicht rational nach dem Nutzen-Risiko-Verhältnis verschreiben, sondern der Werbung und dem Marketing der Pharmaindustrie folgen.
In der Schweiz kommt dazu, dass Ärzte und Apotheker an den teuren Pillen mehr verdienen als an den günstigeren.
Glaeske rät den Frauen, vom Arzt risikoärmere Präparat zu verlangen, auch wenn die modernen Mittel «lustige Namen» trügen und in Frauenzeitschriften beworben würden. Zu den «modernen» Pillen gehören Yasmin und Yasminelle von Bayer oder NuvaRing und Cerazette von der Essex Chemie.
Der Pharmakonzern Bayer bestreitet, dass das Thrombose-Risiko höher sei als bei herkömmlichen Mitteln und widerspricht damit namhaften unabhängigen Forschern.
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keine