RoyBourgeoisphoto

Priester Roy Bourgeois vom Maryknoll-Orden © Flickr/com.cc

«Männerpriestertum ist Sexismus und Rassissmus»

Barbara Marti /  Der US-Priester Roy Bourgeois ist der Prominenteste von Hunderten von Priestern, die das Frauen-Priestertum diskutieren möchten.

Hunderte katholische Priester in den USA, Österreich und Australien hinterfragen öffentlich das männliche Priestertum. Sie verlangen, dass über die Zulassung der Frauen innerhalb der Kirche mindestens diskutiert werden darf. Doch der Vatikan will keine Diskussion zulassen.
Das erste Mal seit Jahren gibt es in mehreren Ländern ähnliche Initiativen, berichtet die «New York Times». Kirchenexperten seien von der Häufung überrascht, rechneten aber nicht mit einer raschen Zulassung der Frauen zum Priesteramt.

In den USA haben mehr als 150 katholische Priester eine Erklärung zugunsten von Roy Bourgeois unterzeichnet, der sein Amt verlieren soll, weil er an der Weihe einer Frau zur Priesterin teilgenommen hatte. Bourgeois hat bei der Weihe, welche die Gruppe «Roman Catholic Womenpriests» bereits vor mehreren Jahren organisiert hatte, die Predigt gehalten und den Segen gesprochen. 2008 drohte ihm der Vatikan mit der Exkommunikation, wenn er seine Ansichten zugunsten der Frauenordination nicht widerrufe. In einem offenen Brief erklärte Bourgeois damals, er sei nur seinem Gewissen gefolgt. Darauf hat der Vatikan bisher nicht reagiert.

«Ausschluss der Frauen ist nicht der Weg Gottes»

Roy Bourgeois ist Mitglied des Maryknoll-Ordens. Auf Druck des Vatikans hat ihm der Orden nun eine kirchenrechtliche Ermahnung zugestellt. Wenn er nicht widerrufe, verliere er sein Priesteramt. Der 72-Jährige antwortete, dafür müsste er lügen. Das wolle er nicht, um sein Priesteramt oder seine Pension zu retten. Das Frauenpriestertum sei für ihn eine Frage von Sexismus und dieser sei wie Rassismus eine Sünde, sagte Bourgeois gegenüber der «New York Times». Der Ausschluss der Frauen vom Priesteramt sei nicht zu rechtfertigen. Er sei nicht der Weg Gottes, sondern der Weg der Menschen.

Über 150 Priester solidarisieren sich

Die über 150 Priester nehmen in ihrer Erklärung nicht zum Frauenpriestertum Stellung, sondern unterstützen das Recht von Roy Bourgeois, seinem Gewissen zu folgen. Der Maryknoll-Orden sei zwischen seinem Priester und dem Vatikan gefangen, sagte Michael Virgintino, Kommunikationsbeauftragter des Ordens. Der Orden wolle den engagierten Priester behalten und hoffe deshalb auf eine Versöhnung zwischen Roy Bourgeois und dem Vatikan.

300 Priester unterzeichnen Aufruf zum Ungehorsam

In Österreich hat eine Initiative von rund 300 Priestern und Diakonen im Frühsommer einen «Aufruf zum Ungehorsam» veröffentlicht. In einer 7-Punkte-Erklärung fordern sie unter anderem die Diakonats- und Priesterweihe für Frauen und verheiratete Männer (www.pfarrer-initiative.at).
In Australien hat sich die Priestervereinigung «National Council of Priests», die nach eigenen Angaben fast die Hälfte der katholischen Priester in Australien vertritt, öffentlich mit Bischof William Morris solidarisiert. Dieser hatte vor einigen Jahren vorgeschlagen, angesichts des Priestermangels über die Zulassung von Frauen und verheirateten Männern zu diskutieren. Schon dieser Vorschlag war für den Vatikan zuviel. Er leitete eine Untersuchung ein und drängte Morris Anfang dieses Jahres schliesslich zum Amtsverzicht .


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Autorin ist Herausgeberin und Autorin der Zeitschrift «FrauenSicht».

Zum Infosperber-Dossier:

Petersdom_Rom

Der Vatikan und die Katholiken

Auf Papst Benedikt XVI. folgt Papst Franziskus I. Wird er die katholische Kirche reformieren oder konservieren?

we_can

Gleiche Rechte für Frauen und Männer

Gleichstellung und Gleichberechtigung: Angleichung der Geschlechter – nicht nur in Politik und Wirtschaft.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.