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Kernmantel des KKW Mühleberg © pd

Mühleberg: Zuganker um Kernmantel sind unsicher

Marcel Hänggi /  Das Gutachten sollte geheim bleiben. Doch jetzt hat es die WOZ veröffentlicht. Die Zuganker müssen Risse des Kernmantels sichern.

Die Schweiz ist nicht Japan und Mühleberg nicht Fukushima. Der Super-Gau in Japan sei menschlichem Versagen geschuldet, einer unglaublichen Schlamperei der Betreiberin Tepco und der Klüngelei mit den Behörden; in der Schweiz sei alles ganz anders – so lautet eine der Beschwichtigungen derer, die noch immer die Atomkraft verteidigen.
Ein geheimes Gutachten, das die Wochenzeitung WOZ heute auf ihrer Website publiziert hat, lässt an dieser Sichtweise zweifeln.

Geheimniskrämerei des Uvek

2006 hat die HSK – das heutige Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi – ein Gutachten bei der deutschen Prüfanstalt TÜV Nord erstellen lassen. Das Uvek hat das Gutachten (sowie die Stellungnahme des Ensi dazu) für geheim erklärt. Die Gegner des AKW Mühleberg haben sich aber gerichtlich die Einsicht in das Gutachten erstritten. Indes verbot ihnen das Bundesverwaltungsgericht unter Androhung einer Buße von 10.000 Franken, das Gutachten zu publizieren oder öffentlich daraus zu zitieren.
Am 21. März hat der Anwalt der Mühleberg-Gegner, Rainer Weibel, beim Uvek ein «Gesuch um Entzug der Betriebsbewilligung des Kernkraftwerkes Mühleberg» eingereicht. Weil dieses aus dem TÜV-Gutachten zitiert, darf das Gesuch ebenfalls nicht publiziert werden.

Zuganker unsicher

Weil «die Bevölkerung ein Recht darauf hat, die Gefahren zu kennen, und weil so niemand wird sagen können, man habe es nicht gewusst», hat sich die WOZ entschlossen, das Gesuch samt den Zitaten aus dem TÜV-Gutachten zu publizieren. Daraus geht hervor, dass die Zuganker, die den von Rissen durchzogenen Kernmantel des Atomkraftwerks zusammenhalten sollen, nicht sicher seien; ja sie könnten im Schadensfall sogar mehr schaden als nutzen, wie WOZ-Redaktorin Susan Boos in ihrem begleitenden Artikel in der heutigen WOZ schreibt.
Von Mühleberg gehe «keine akute Gefahr aus», lässt das Ensi immer wieder verlauten. «Bis der Tsunami anrollte, war das in Fuku­shima auch so», schreibt Boos.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Regelmäßiger freier Mitarbeiter der WOZ. Marcel Hänggi hat im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung ein Buch verfasst («Ausgepowert. Das Ende des Ölzeitalters als Chance», Zürich 2011).

Zum Infosperber-Dossier:

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