Sperberauge
Kanton Wallis: Erneut ein prächtiges Geschenk
Der Kanton Wallis ist nicht auf Rosen gebettet und erhält jährlich ein halbe Milliarde Franken aus dem Eidgenössischen Finanzausgleich. Umso mehr erstaunt es, dass der Kanton Wallis jedes Jahr grosszügig auf rund 15 Millionen Franken Dividende verzichtet, die seine Aktien bei der Walliser Kantonalbank (WKB) abwerfen würden. Während der Dividendensatz im Durchschnitt der anderen Kantonalbanken bei 29 Prozent liegt, leistet sich der Kanton Wallis für seine WKB-Aktien einen Dumping-Satz von nur 15 %. Die privaten WKB-Aktionäre hingegen profitieren von einem Sondersatz von 25 %. Mit dieser einzigartigen Praxis verzichtete der Kanton Wallis in letzten 10 Jahren zugunsten der WKB auf insgesamt über 100 Millionen Franken.
Die zuständigen Walliser Finanzminister aus den Reihen der CVP weigerten sich bisher erfolgreich, den Missstand zu beheben. Bereits im Jahr 2005 hat die Oberwalliser Zeitung «Rote Anneliese» (RA) das Millionen-Geschenk kritisiert. Später kam jedes Jahr wie ein Ritual die Kritik des Walliser Finanzinspektorats und der parlamentarischen Geschäftsprüfungskommission hinzu. Im Jahr 2010 bestätigte sogar eine offizielle, kantonale Studie die Kritik am Millionengeschenk.
Weitere zwei Geschäftsjahre sind seit der Publikation der Studie vergangen, ohne dass der Walliser Finanzdirektor Maurice Tornay (CVP) zur Tat schritt. Einmal mehr wurde dies vor zwei Wochen im Kantonsparlament bemängelt. Wie viele Jahre diese staatsrätliche Verweigerung noch andauert, kann kein Mensch im Rhonetal sagen. Die Geduld des Walliser Volkes ist wirklich bewundernswert. Zum Glück gibt es genügend Ablenkungsmanöver wie den Wolf, die Zweitwohnungs-Initiative oder die Kapriolen des frischgebackenen SVP-Staatsrates Oskar Freysinger.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Redaktor der «Rote Anneliese» 2000-2010