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Zwischen dem Lago Bianco am Berninapass und Poschiavo plant Repower ein neues Pumspeicherwerk © Repower

Stromkonzern Axpo wird Sieger im Repower-Deal

Hanspeter Guggenbühl /  Die Gewichte im Schweizer Strom-Monopoly verschieben sich: Alpiq verkauft ihre Beteiligung an der Repower. Axpo gewinnt.

Die Bündner Repower AG mit Sitz in Poschiavo/Brusio ist die Nummer vier im Schweizer Stromgeschäft, hinter Axpo, Alpiq und der Berner BKW. Sie beschäftigt rund 700 Personen und erzielte letztes Jahr einen Umsatz von 2,5 Milliarden Franken. Ihr Geld verdient Repower (vormals Rätia Energie AG) mit der Produktion von Strom im Puschlav und Prättigau, dem Stromhandel sowie der Versorgung von Endverbrauchern in Teilen Graubündens. Ihren schlechten Ruf verdankt sie vor allem ihrem Kohlekraftwerk-Projekt in Saline Joniche in Süditalien.

Trennung in einem Dreiecks-Verhältnis

Die Besitzer-Struktur der Repower glich bislang einem lustigen Dreiecks-Verhältnis: Vater Staat (der Kanton Graubünden als grösster Minderheits-Aktionär) war verbandelt mit den zwei Müttern Alpiq und Axpo, die sich als Mitbesitzerinnen gegenseitig konkurrenzieren. Für das Repower-Management war das herrlich. Denn wenn zwei Mütter sich streiten, kann das Kind machen, was es will.

Mit dem Stromunternehmen Alpiq zieht sich jetzt eine der Mütter aus dem Dreieck zurück. Ihre Minderheitsbeteiligung von 24,6 Prozent an der Repower verkauft sie je zur Hälfte an den Kanton Graubünden und an das staatliche Nordostschweizer Stromkonglomerat Axpo. Die Axpo erhöht damit ihre Minderheitsbeteiligung auf 34 Prozent, während der Kanton Graubünden mit 58 Prozent die Mehrheit an der Repower erhält.

Diese Transaktion, die von den Behörden noch abgesegnet werden muss, soll im ersten Quartal 2013 vollzogen werden. Damit erhalten die beiden verbleibenden Hauptaktionäre zusammen 92 Prozent der Repower-Aktien; der Rest befindet sich in den Händen von Fonds und privaten Anlegern; diese konnten sich gestern über einen zwölfprozentigen Anstieg des Repower-Aktienkurses freuen.

Die Alpiq desinvestiert aus einer Notlage heraus

Der Rückzug des Westschweizer Stromkonzerns erfolgt nicht aus Eifersucht, sondern aus Not: Die Alpiq hat sich im Auslandgeschäft übernommen und leidet unter der aktuellen europäischen Stromschwemme und dem Zerfall der Marktpreise. Darum will sie jetzt Schulden im Umfang von 1,5 bis 2,0 Milliarden Franken abbauen und trennt sich von einigen Beteiligungen: Schon früher hat die Alpiq ihre Anteile an der italienischen Stromproduzentin Edison verkauft. Jetzt folgt Repower; dieser Verkauf allein, über dessen Preis Schweigen vereinbart wurde, dürfte der Alpiq rund 200 Millionen in die Kasse spülen. «Weitere Devestitionen sind in Vorbereitung», schrieb die Alpiq in ihrer gestrigen Medienmitteilung.

Beim Repower-Verkauf schränkte der Aktionärs-Bindungsvertrag die Wahl ein. Andere Käufer als der Kanton Graubünden, der die Mehrheit an der Repower wohl nur widerwillig übernimmt, und die Axpo kamen kaum in Frage. Die staatliche Axpo, die sich als Stromproduzentin und –händlerin international betätigt, ist damit die grosse Siegerin im Repower-Deal. Ihr Einfluss auf die Repower und ihr Geschäft werden zweifellos steigen.

Absicht zum Weiterverkauf – aber an wen?

Die Axpo und die Bündner Regierung als Käufer beteuern, sie wollten die Repower als «selbstständiges Energieunternehmen» erhalten und die neu erworbenen Anteile an einen «strategischen Partner» weiter veräussern. Das ist aber keine vertragliche Verpflichtung, sondern eine blosse Absichtserklärung. Auf eines aber kann man wetten: Ein direkter Konkurrent der Axpo, wie Alpiq es ist, wird das Aktienpaket nicht erhalten. Logisch hingegen wäre die Beteiligung eines starken Industriekonzerns wie etwa Alstom oder ABB, die im Kraftwerkbau und Stromtransport tätig sind. Oder eines Baukonzerns wie Implenia, wo der einstige Energieminister Moritz Leuenberger als Verwaltungsrat seine Pension aufbessert. Damit liesse sich auch das Klumpenrisiko, das die Repower mit dem Pumpspeicher-Projekt Lago Bianco eingeht, auf breitere Schultern verteilen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Hanspeter Guggenbühl ist als Privatperson Besitzer einer Photovoltaik-Anlage mit 6,3 Kilowatt Leistung im Verteilungsgebiet der Axpo-Mitbesitzerin EKZ.

Zum Infosperber-Dossier:

Stromleitungd

Die Politik der Stromkonzerne

Elektrizitätsgesellschaften verdienen am Verkaufen von möglichst viel Strom. Es braucht endlich andere Anreize.

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