Nationalbank: Versteckspiel mit Goldmilliarden
Die deutsche Bundesbank will sicher sein: Sie holt in den nächsten drei Jahren je 50 Tonnen ihrer Goldbestände aus den USA nach Deutschland und untersucht, ob es sich tatsächlich um reines Gold handelt, das ihr das US-Schatzamt aus den Bunkern in Fort Knox oder New York liefert. Das gab die Bundesbank vor wenigen Tagen bekannt. Das gab die Bundesbank vor wenigen Tagen bekannt.
Aus den Lagerorten ihres Goldschatzes macht die Bundesbank kein Geheimnis mehr: 1536 Tonnen oder 45 Prozent ihrer Goldreserven hat sie im Goldtresor der Federal Reserve Bank of New York oder im US-Armeestützpunkt Fort Knox im US-Bundesstaat Kentucky gelagert. Seit Jahren zirkulieren Gerüchte, dass nicht mehr alle Goldbestände ausländischer Nationalbanken in den USA vorhanden seien, oder dass es sich teilweise gar nicht mehr um reines Gold handelt. Auf ein Inventar haben die ausländischen Nationalbanken bis heute verzichtet.
Der republikanische US-Abgeordnete Ron Paul zweifelt am vollständigen Vorhandensein der Goldreserven noch stärker als schon vorher, seitdem das US-Treasury Department einer Gruppe von Kongressabgeordneten eine Besichtigung vor Ort verweigerte. Das US-Schatzamt wird verdächtigt, einigen Nationalbanken für einen Teil ihres Goldguthabens in den USA nur noch den Gegenwert in Dollar zu versprechen – und nicht mehr die physische Auslieferung des Goldes. Bestätigen lässt sich diese Vermutung nicht.
De Gaulle machte den Anfang
Weitere Goldbestände der deutschen Bundesbank befinden sich nach deren Angaben in Frankfurt (1036 Tonnen), London (450 Tonnen) und bei der französischen Nationalbank in Paris (374 Tonnen). Die Verteilung auf verschiedene Länder hatte während des Kalten Kriegs den Zweck, auf das Gold auch im Kriegsfall zugreifen und es verkaufen zu können.
Die USA könnten das fremde Gold in New York und Fort Knox auch als Druckmittel gegen die Gläubiger-Staaten nutzen. Jedenfalls hatte sich die US-Regierung äusserst verärgert gezeigt, als Frankreichs Präsident Charles de Gaulle Ende der Sechzigerjahre Goldbarren der französischen Nationalbank im Umfang von 89 Güterwagen mit Flugzeugen und U-Booten nach Frankreich schaffen liess. Der Dollar war damals offiziell noch zu einem fixen Kurs in Gold tauschbar, was in Realität jedoch eine Fiktion war. Denn die Goldbestände reichten längst nicht mehr, um die von der US-Notenbank geschaffenen Dollar zu decken.
Schweizer Nationalbank spielt mit verdeckten Karten
Wie ihrem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, besass die Schweizer Nationalbank Ende 2011 1040 Tonnen Gold im heutigen Wert von rund 53 Milliarden Franken. Es handelte sich um 986 Tonnen in Form von Barren, 39 Tonnen in Form von Münzen und 15 Tonnen in Form von Forderungen aus Goldgeschäften.
Doch die Nationalbank wollte und will partout nicht darüber informieren, wo genau die Goldbarren und -Münzen gelagert sind. Sie gab lediglich bekannt, dass sie «dezentral im In- und Ausland» lagern, und zwar wegen der «Vorsorge für den Krisenfall». Die «Standortländer» würden nach folgenden Kriterien ausgewählt: «Angemessene regionale Diversifikation; besonders stabile wirtschaftliche und politische Verhältnisse; Immunitätsschutz der Anlagen von Zentralbanken; Zugang zum Goldmarkt, an dem die Bestände nötigenfalls liquidiert werden können».
Fadenscheinige Begründung
Wo genau und wie viel des Nationalbank-Goldes die Nationalbank gelagert hat, gibt sie «aus Sicherheitsgründen» nicht bekannt. Diese Begründung ist wenig glaubwürdig: Die deutsche Bundesbank hat offensichtlich keine Sicherheitsbedenken, Ort und Menge ihres gelagerten Goldschatzes bekannt zu geben. Und auf den Einwand, dass Fort Knox und der Bunker in New York nicht unsicherer werden, wenn die Nationalbank sagt, wie viel Gold sie dort gelagert hat, reagierte die Nationalbank nicht. Sie weckt damit den Eindruck, etwas verschleiern zu wollen, und nährt das Misstrauen, dass das US-Schatzamt nicht mehr genügend Gold gelagert hat, um den Ansprüchen sämtlicher Nationalbanken gerecht zu werden.
Als die Schweizer Nationalbank ab dem Jahr 2000 aus heutiger Sicht den Fehler beging, insgesamt 1300 Tonnen ihres Goldes zu damals noch günstigen Preisen zu verkaufen, habe sie wegen «geopolitischer Risiken» (Was meint sie damit?) Gold vor allem aus «im Ausland gelegener Dépôts» veräussert, berichtete die NZZ am Sonntag. Die Nationalbank könnte zum Verkaufszeitpunkt lediglich den Gegenwert des Goldguthabens erhalten haben, ohne dass das Schatzamt physisches Gold verkaufte, und ohne dass die Nationalbank das Gold je gesehen hat. Die Nationalbank schweigt dazu und sagt nicht einmal, ob Schweizer Gold überhaupt in den USA gelagert war und heute noch dort lagert. Die Nationalbank lässt damit Gerüchten fahrlässigerweise freien Lauf.
Harry Truman soll der letzte US-Präsident gewesen sein, der im Goldlager war. Mehrere Jahrzehnte lang hat kein US-Kongressabgeordneter mehr das Gold in Fort Knox gesehen. Am 23. September 1974 hatten Kongress-Mitglieder und einige Medienleute Einlass zu Fort Knox erhalten. Sie hätten jedoch nur einen einzigen Raum mit Barren-Lagern besichtigen können.
«Ich kann Ihnen zweifelsfrei versichern»
Um Licht in die Angelegenheit zu bringen, organisierte Ron Paul als republikanischer Vorsitzender des zuständigen Unterausschusses des Repräsentantenhauses im Juni 2012 eine Anhörung. Als einer der Zeugen trat der Generalinspekteur des US-Finanzministeriums, Eric Thorson auf. Thorson war im September 2010 der erste «Aussenseiter» in 37 Jahren, dem Zutritt zum «Bullion Depository» – wie der Bunker in Fort Knox offiziell bezeichnet wird – gewährt wurde.
Thorson muss zwar jedes Jahr den Goldbestand überprüfen. Doch dieses Audit erschöpfe sich in der Kontrolle der Siegel an den Eingängen zu den Goldkammern, schreibt das deutsche «Manager Magazin». Sind die Siegel unverletzt, sei der Goldbestand gleich geblieben, würden die Gold-Prüfer erklären. Im Anschluss an die Inspektion schrieb Thorson an Ron Paul: «Ich kann Ihnen zweifelsfrei versichern, dass die Goldreserven in der berichteten Menge existieren.»
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NACHTRAG
Das Vertuschspiel geht weiter: Wo ist das Gold der Nationalbank?. Und: Sind die Schweizer Goldmilliarden im Ausland wirklich greifbar?
Christian Müller am 17. Januar 2013: Gold schon bald als normales Zahlungsmittel?
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Walter Hirt hat im Buch «Eigenständig» auf Seite 145 geschrieben wie durch ein z.T. noch heute geheim gehaltenes Gremium die Hälfte der Goldreserven der SNB zum Verscherbeln gezwungen wurde. Bis heute wird diese üble Geschichte von den Verantwortlichen vertuscht. Die Schweizer Bevölkerung wird bewusst nicht informiert was damals wirktlich und durch wen gemacht wurde. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass sie nicht mehr leben, wenn diese Archive geöffnet werden. Nur ganz wenige Politiker haben den Mut Aufklärung zu verlangen.
Gold der Nationalbank lagert NICHT in den USA.
Das hat mir in einem Gespräch Philipp Hildebrandt versichert,
und geanu diese Information habe ich auch im GELDBRIEF
veröffentlicht.
Hans-Peter Holbach
Herausgeber Geldbrief
http://www.geldbrîef.ch