Die Grossbanken gehören an eine kürzere Leine
Die Euro-Griechenland-Krise hat es einmal mehr gezeigt: Private Banken leihen Geld aus, das sie eigentlich gar nicht haben. Dafür verlangen sie Zins – unter dem Titel «hohes Risiko» sogar oft zu einem hohen Zinssatz. Verwandelt sich dann das Risiko tatsächlich in die echte Gefahr, das ausgeliehene Geld zu verlieren, werden die Darlehen in sogenannte «Bad Banks» oder – im Fall Griechenland – an irgendwelche «Rettungsinstitutionen» übergeben und damit auf den Steuerzahler abgewälzt. Das System ist bekannt: Gewinne gehen in private Taschen, Verluste werden in die Staatskasse überführt.
Seit der internationalen Finanzkrise im Jahr 2008 hat am System aber nichts wirklich geändert. Nur das Krisenmanagement ist ein bisschen besser geworden. Und die Politiker sind Weltmeister geworden im Hinausschieben von wirksamen Massnahmen und echten Problemlösungen. Die Lobbys der globalen Konzerne und vor allem auch der Grossbanken sind, ob in Bern, Berlin oder Brüssel, viel zu stark, um die Probleme politisch an der Wurzel anpacken zu können.
Die Vollgeld-Initiative geht an die Wurzel
Nach der gegenwärtigen Geldordnung haben die Banken das Recht, selber Geld zu schöpfen. Um eine Million Franken auszuleihen, brauchen sie von der Nationalbank nicht einmal 50’000 Franken. Den Zins aber kassieren sie auf dem ganzen Betrag. Ist das logisch? Und ist das im Sinne der Erfinder unserer Wirtschaftsordnung? Sicher nicht. Aber es ist im Sinne der Grossbanken, die so Geld aus Geld machen können, das sie gar nicht haben. Und die deshalb ihren Managern Löhne und Boni zahlen können, die jenseits jeder moralisch vertretbaren Grösse liegen.
Die Vollgeld-Initiative will das System ändern. Sie verlangt, dass die Banken nur «echtes Geld» ausleihen dürfen, also nur Geld, das sie vollwertig von der Nationalbank haben. Geld auszuleihen, das nur im Computer existiert, sogenanntes Buch- oder Giralgeld, soll nicht mehr zum Einsatz kommen dürfen. Von diesem auch in anderen Ländern bereits von vielen Finanzwissenschaftlern geforderten System würden alle profitieren, da es wesentlich sicherer wäre: die Privaten, die einen Kredit brauchen zum Beispiel für ein Haus, und auch alle Firmen, die für Investitionen Geld brauchen. Verlierer des neuen Systems gäbe es keine, ausser den einen: die internationalen Grossbanken, da deren «Ermächtigung», selber Geld zu schöpfen, dahinfiele.
Trotz der Finanzkrise von 2008 sind die Banken daran interessiert, möglichst viel Geld auszuleihen – und sie verursachen damit immer wieder Blasen, die, meist zu einem unerwarteten Zeitpunkt, auch immer wieder platzen. Es ist deshalb dringlich, dass sie an eine kürzere Leine genommen werden.
Die Vollgeld-Initiative, für die gegenwärtig Unterschriften gesammelt werden, hat es nicht einfach, wird sie doch bisher von keiner Partei unterstützt. Trotzdem kommt sie recht gut voran. Bereits haben über 80’000 Schweizer Stimmberechtigte ihre Unterschrift gegeben. Damit sie zustande kommt, müssen es bis im November dieses Jahres mindestens 100’000 sein.
Die wissenschaftliche Begründung der Initiative
Die Idee des Vollgeldes gibt es in vielen Staaten. In Island, das den Crash von 2008 besonders stark erlebt hat, ist sie sogar Regierungsprogramm. Im deutschsprachigen Raum ist der deutsche Wirtschaftswissenschafter Joseph Huber der Vorkämpfer des neuen Systems. In der neusten Ausgabe der Vierteljahreszeitschrift DIE GAZETTE begründet er den Systemwechsel eingehend. Die Informationsplattform Infosperber.ch ist ermächtigt, Hubers Ausführungen im Wortlaut zu übernehmen.
(Zum Verständnis der Ausführungen von Prof. Joseph Huber müssen zwei Fachbegriffe verstanden werden: Giralgeld und Seignorage. Hier ein kurzer Erklärungsversuch:
Giralgeld, in der Schweiz meist Buchgeld genannt, ist «Geld», das nur als Kredit oder Guthaben besteht, heutzutage also meistens nur digital im Computer existiert. Giralgeld kann von den Geschäftsbanken geschöpft werden, ohne dass ein adäquater Betrag an echtem Geld von der Zentralbank – in der Schweiz von der Nationalbank – zur Verfügung steht. Die im Umlauf sich befindliche Geldmenge kann deshalb nicht mehr von der Zentralbank gesteuert werden.
Seignorage ist der von der Notenbank erzielte Gewinn, der durch die Emission von echtem Zentralbankgeld entsteht.)
Hier der vollständige Artikel von Joseph Huber (der Artikel kann unten auch als pdf heruntergeladen werden):
Die verkannte Ursache der Finanzkrisen
Hinter vorgehaltener Hand ist man sich einig: Die nächste Finanzkrise kommt. Die Frage ist nur: wann. Sind Finanzkrisen systemimmanent notwendig? Immer mehr Wissenschaftler, zumal in England und in den USA, aber auch in Frankreich, in Italien und in Deutschland, sind überzeugt: Nein. Die Ursache liegt in erster Linie an einer falschen Geldordnung, an der – illegitimen – Kompetenz der Geschäftsbanken, selber Geld zu schöpfen. Die GAZETTE hat den Vorkämpfer dieser These in Deutschland, Prof. Dr. Joseph Huber, gebeten, dies zu begründen.
Von Joseph Huber
Als Ursache für die anhaltende Finanzkrise werden viele Gründe vorgebracht. Die einen sehen eine klassische Überinvestitions- und Überschuldungszyklik als Ursache, andere geben der jahrzehntelangen Deregulierung der Devisen- und Kapitalmärkte mit einem Trend zum ‚Kasinokapitalismus‘ die Schuld, wieder andere dem fahrlässig gewordenen Umgang mit den Risiken des Kredit- und Investmentbanking in Verbindung mit windigen ‚Finanzinnovationen‘, Bilanzierungs- und Ratingpraktiken. Dies alles vor dem Hintergrund des Sachverhalts, dass die grossen Geld- und Finanzinstitute in einer Weise ‚systemrelevant‘ geworden seien – weil ‚too big to fail‘ oder ‚too interconnected to fail‘ – dass es für sie faktisch eine öffentliche Bestandsbürgschaft gebe und sie damit über ein weitgehendes Erpressungspotenzial verfügten.
Entsprechend verschiedenartige Reformmassnahmen sind vorgeschlagen und in verschiedenen Ländern teilweise bereits auch ergriffen worden – von der Erhebung einer Finanztransaktions-Steuer und der Überführung von ausserbörslichen Wertpapiergeschäften in den registrierten Börsenhandel über die Untersagung des Eigenhandels von Banken, striktere Vorgaben für Ratingagenturen und Schattenbanken, das Verbot von problematischen Praktiken im Derivatehandel, bis zu einer erhöhten Eigenkapitalausstattung der Banken gemäss Übergang vom Regelwerk Basel II zu Basel III, u.a.m.
Die betreffenden Gründe dürften ein Stück weit zutreffend und die vorgesehenen Massnahmen insoweit sinnvoll sein. Das Problem dauerhaft beheben werden sie dennoch nicht. Denn sie bleiben bei der Analyse von diversen Banking- und Finanzmarktpraktiken stehen und verkennen die eigentliche strukturelle Ursache des Problems: das Geld und seine wundersame Vermehrung. Man hält die aktuelle Finanz-, Staatsschulden- und Bankenkrise für ein unglückliches singuläres Ereignis, eine Art Betriebsunfall. Man will nicht wahrhaben, dass es sich um ein systeminhärentes Strukturproblem handelt. Subprime Crisis, Credit Crunch, Staatsschuldenkrise und fortgesetzte Bankenrettungen sind vorerst letzte Glieder einer immer längeren Kette solcher Krisen auf wandernden Hot Spots rund um den Globus. Im zurückliegenden Vierteljahrhundert hat es mehr Finanzkrisen gegeben als je zuvor in einem solchen Zeitraum. Mitarbeiter des IWF haben für die Zeit von 1970-2007 124 Bankenkrisen, 326 Währungskrisen und 64 Staatsschuldenkrisen gezählt.
Bei diesen Krisen mögen jeweils situative Sonderfaktoren mit im Spiel gewesen sein. Aber jenseits dessen gründen sie alle in den Fehlfunktionen des bestehenden Geldsystems, genauer gesagt, der ungebremsten Ausweitung von Bankbilanzen, Geldmengen, Geldvermögen und Schulden im bestehenden System der Geldschöpfung durch die Banken im Rahmen des fraktionalen Reservebanking
Die moderne Wirtschaft beruht auf dem Finanzsystem und dieses beruht auf der Geldordnung. Es besteht eine klare Systemhierarchie: Geld bestimmt die Finanzwirtschaft ebenso wie diese die Realwirtschaft bestimmt. Jede realitätsbasierte Wirtschaftswissenschaft sieht im Geld das zentrale Steuerungs- und Kontrollmedium der Wirtschaft – in seiner Schöpfung und Erstverwendung ebenso wie in seiner weiteren Allokation und Verteilung. Trotzdem wird in der Diskussion über die aktuelle Banken- und Staatsschuldenkrise die Rolle der Geldordnung als Kernkomponente des Finanzsystems kaum beachtet. Die schlimmste Krise seit der Grossen Depression der 1930er Jahre hat bisher nicht dazu geführt, die Aufmerksamkeit von Wissenschaft, Fachmedien und Politik auf monetäre Grundfragen zu lenken und eine Reform der Geldordnung zum Bestandteil aktueller Finanzreformen zu machen.
Fehlfunktionen des bestehenden Giralgeldregimes
Die heute weltweit verbreitete Lehrmeinung unterstellt, im vorhandenen zweistufigen Bankensystem habe die Zentralbank durch Mindestreservenpolitik, Zinspolitik und Offenmarktintervention die Giralgeldschöpfung der Banken unter Kontrolle. Das ist graue Theorie. Sie beruht auf einem realitätsfernen Modell des Kreditmultiplikators, der mit Geldschöpfung nichts zu tun hat, der Nichtberücksichtigung des Zusammenhangs zwischen Interbankenkreislauf mit Reserven und Publikumskreislauf mit Giralgeld, und sie beruht damit auf einer irreführenden Sicht auf die Rolle von Ersparnissen.
Die Wirklichkeit sieht so aus, dass die Banken, vor allem die Grossbanken, so viel oder so wenig Kredit ausstellen oder Wertpapiere kaufen, wie ihnen günstig scheint. Die Banken bezahlen das mit selbst ausgestelltem Giralgeld, auch Buchgeld genannt. Um den sich daraus ergebenden Zahlungsverkehr mit 100 Einheiten Giralgeld – Euros, Schweizer Franken, was immer – abzuwickeln, benötigen die Banken nur einen Bruchteil dessen als Zahlungsreserve, und zwar 1,4 Prozent Bargeld und 0,1 bis 0,6 Prozent Überschussreserve; die Grossbanken etwas weniger, kleine Banken mehr. Dazu kommen noch 1 Prozent (Euro) bis 10 Prozent (US$) brachliegende Mindestreserve ohne Funktion. Rechnerisch als Multiplikator ausgedrückt, betragen die Giroguthaben heute das über 70fache der Barbestände der Banken und ein Mehrhundertfaches ihrer Überschussreserven.
Die Giralgeldschöpfung der Banken ist der Geldmengenkontrolle durch die Zentralbanken faktisch entglitten. Die Initiative zur Geldschöpfung liegt bei den Banken. Sie bestimmen vollständig, wie viel Giralgeld im Publikums- und Interbankenverkehr per Kredit geschöpft oder per Kredittilgung gelöscht wird. Die Zentralbank refinanziert dies stets bereitwillig und in der Regel zinsgünstig durch Bereitstellung der dafür noch nötigen Reserven.
Im Ergebnis weist das bestehende Giralgeldregime der Banken eine Reihe von inhärenten Fehlfunktionen auf:
• Die Funktionsweise des Systems ist unnötig kompliziert und so intransparent und unverständlich, dass selbst vermeintliche Fachleute es oft nicht wirklich verstehen.
• Die Geldschöpfung in diesem System ist ausser Kontrolle und erfolgt im Prinzip unbegrenzt bis zum Zusammenbruch.
• Die Geldschöpfung verläuft prozyklisch, das heisst mit den Konjunktur- und Finanzzyklen generell überschiessend und damit Krisen erzeugend und verschärfend.
• Das zumeist überschiessende Geldangebot wirkt inflationär, zuletzt vor allem auch kapitalanlage-inflationär (sogenannte Asset Inflation), in der Krise selbst gegebenenfalls auch deflationär.
• Das System stellt passivisch gesehen eine wiederkehrende Schuldenfalle dar, auf lange Frist vor allem für die öffentlichen Haushalte, aber auch für die Geld- und Finanzinstitute selbst.
• Giralgeld (auch Buchgeld genannt) ist unsicheres Geld. In Bankenkrisen ist sein Bestand ebenso gefährdet wie Bankeinlagen und andere Geldvermögen. Deshalb muss es durch Einlagesicherungsfonds (notdürftig) abgesichert und staatlich verbürgt werden.
• Die Giralgeldschöpfung ist illegitim und leistungsungerecht bezüglich des Geldschöpfungsgewinns, der sogenannten Seigniorage. Diese fliesst nur zum geringen Teil als Zentralbankgewinn der öffentlichen Hand zu, zum Löwenanteil aber den Banken als unverdienter Margen-Extragewinn durch vermiedene Refinanzierungskosten bei der Kreditgeldbereitstellung (der Giralgeldschöpfung). Jeder Wirtschaftsteilnehmer muss seine Geschäfte vollständig finanzieren, die Banken aber nur zum Bruchteil von 2,5 – 10 %, je nach Land.
• Das System ist ordnungspolitisch falsch verfasst. Das Geldregal, das Vorrecht der Geldschöpfung und der damit verbundenen Seigniorage, ist eine hoheitliche Prärogative von Verfassungsrang, ähnlich wie das Steuermonopol, das Gewaltmonopol u.a. Dieses Vorrecht de facto, inzwischen mit Art. 123 (1) AEUV (Lissabon-Vertrag) auch de jure, ausschliesslich dem Geschäftsbelieben der Banken anheimgestellt zu haben, stellt eine staatsrechtliche Fehlleistung ersten Ranges dar. Die Finanzen und die wirtschaftliche Lage von Staat, Unternehmen und privaten Haushalten sind von einer instabilen und immer wieder BIP-überschiessenden und damit Krisen-induzierenden Geldschöpfung direkt berührt.
Die Geldmenge expandiert seit Jahrzehnten weit stärker als die Wirtschaft. In den USA beispielsweise wuchs in den zehn Jahren vor Einsetzen der Krise 2008 das nominale BIP (mit Inflation) um 45 Prozent, während die umlaufende Geldmenge um 80 Prozent zunahm. In Deutschland wuchs zwischen 1992 und 2008 das nominale BIP um 51 Prozent, die Geldmenge aber um 189 Prozent. In der Schweiz wuchs im selben Zeitraum die Geldmenge um 121 Prozent, das nominale Wachstum aber nur um 37 Prozent. Die Hälfte bis zwei Drittel des nominalen Wachstums bestand in Verbraucherpreisinflation. Das Geldmengenwachstum um das Doppelte bis Dreifache über das nominale BIP hinaus bedeutet eine Zunahme, die über jedes plausible Ziel weit hinausschiesst, selbst wenn man das Wirtschaftswachstum in globaler Perspektive betrachtet.
Die Giralgeldschöpfung diente zuletzt überproportional der kreditären Aufhebelung (dem sogenannten Leverage) von blossen Finanzanlagen. Zugleich wurden normal rentable realwirtschaftliche Investitionen vernachlässigt. Vor allem die international agierenden Grossbanken haben ihr Geschäftsmodell verschoben: weg vom ‚kleinen‘ Kundengeschäft, hin zum Investmentbanking, wo mit der Platzierung von Staatsschulden, Börsengängen, der Spekulation mit Derivaten auf diesen Papieren sowie mit Devisen, der Kreditfinanzierung feindlicher Übernahmen u.a. ein auch für Grossbanken übergrosses Rad gedreht wird.
Da der finanzwirtschaftliche Anteil der Geldverwendung sich gegenüber dem realwirtschaftlichen Anteil zunehmend vergrössert hat und alle Geld-anlagen aus dem laufend produzierten Einkommen (BIP) zu verzinsen sind, hat sich über die Jahre hinweg auch die Primärverteilung der Einkommen verschoben: zugunsten von Finanzeinkommen und zum Nachteil von Arbeitseinkommen. Wir leben heute, beginnend in den 1980er Jahren, wieder in einer Zeit, in der tatsächlich ‚die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer‘ werden.
Dies zeigt sich auch in der Entwicklung der Geldanlagen in Form von zum Beispiel Terminguthaben, Wertpapieren oder Immobilien als Anlageobjekten. Bis in die 1980er Jahre bewegte sich der Wert dieser Finanzaktiva in den USA auf einem Niveau um 450 Prozent des BIP. Von da an bis zum Beginn der Bankenkrise im Jahr 2007 stiegen diese Assets steil auf über 1000 Prozent des BIP, was wiederum eine Zunahme jenseits aller realwirtschaftlicher Fundamentaldaten darstellt.
Besitzer von Aktien und anderen Wertpapieren sowie die Eigentümer von Immobilien sehen in jedem Preisauftrieb ihrer Vermögen eine willkommene Wertsteigerung und wollen nichts davon wissen, dass es sich ab einer gewissen Grenze fast immer um eine spekulative Blase und dementsprechend um eine Vermögens-Illusion handelt. Deren Implosion richtet jedesmal grossen Schaden an, und zwar nicht nur, indem sie private Vermögen dezimiert und Finanzinstitute in bilanzielle Schieflage bringt, sondern auch indem sie die Realwirtschaft mit ihren Arbeitsplätzen und Einkommen in die jeweilige Überinvestment- bzw Überschuldungskrise der Finanzakteure mit hineinzieht.
Unter den Bedingungen einer faktisch kaum begrenzten Giralgeldschöpfung durch den Bankensektor erweist sich das Modell sich selbst regulierender Finanzmärkte (Efficient Market Hypothesis) als blosse Banking-Ideologie, die keiner Prüfung durch ökonomische Tatsachen standhält. Weit davon entfernt, ein selbstbegrenzendes Gleichgewicht zu finden, überschiessen und kollabieren die Finanzmärkte immer wieder.
Reform der Geldschöpfung
Um der wiederkehrend kollabierenden Überschussdynamik des Giralgeldregimes vorzubeugen, ist es zuerst und vor allem erforderlich, die Geldmenge und also die Geldschöpfung unter Kontrolle zu bekommen. Finanz- und Realwirtschaft können nur dann einigermassen störungsfrei funktionieren, wenn sie auf einem stabilen Geldsystem beruhen, mit einer weder über- noch untersteuernden Geldversorgung im Einklang mit dem gesamtwirtschaftlichen Wachstumspotenzial bei Auslastung der Kapazitäten. Letzteres beinhaltet nicht nur realwirtschaftliche Aktivitäten im engeren Sinne, sondern auch finanzwirtschaftliche Bedarfe, soweit diese mit den langfristigen bzw. lebenszyklischen Planungsbedarfen von unternehmerischen, privaten und öffentlichen Haushalten in einem plausiblen Zusammenhang stehen.
Von daher und vor dem dargelegten Hintergrund haben sich in den zurückliegenden Jahren in vielen Industrieländern neuerlich Geldreforminitiativen gebildet. Teilweise knüpfen diese an die sogenannten 100-Prozent-Reserve-Ansätze der 1930er Jahre wieder an, insbesondere das 100-Prozent-Banking, auch bekannt als Chicago- Plan nach Henry Simons, Milton Friedman u.a., sowie das 100-Prozent- Money nach Irving Fisher. Mehr noch verfolgen sie einen Ansatz, wie ihn der Autor unter dem Begriff ‚Vollgeld‘ entwickelt hat. ‚Vollgeld‘ steht als Kurzform für voll gültiges unbeschränktes gesetzliches Zahlungsmittel‘. Münzen der Regierung, Zentralbanknoten und unbare Reserven bei der Zentralbank haben bereits heute den Status von Vollgeld; nicht jedoch das Giralgeld, das zwar wie Geld benutzt wird, in Wirklichkeit jedoch nur ein Geldsurrogat darstellt, eine (in aller Regel uneingelöst bleibende) Forderung auf Zentralbankgeld.
Ein wachsende Zahl von Initiativen setzen sich für einen Übergang von Giralgeld zu Vollgeld ein. Dazu gehören unter anderen zum Beispiel in Deutschland der Verein Monetative, in der Schweiz der Verein MoMo und eine Vollgeld-Initiative zur Ergänzung der Eidgenössischen Verfassung, in Grossbritannien Positive Money, in den USA das American Monetary Institute. In Island hat der Wirtschaftsausschuss des Parlaments mit Unterstützung des Ministerpräsidenten Ende März 2015 eine Vollgeldreform befürwortet. Allen diesen Reforminitiativen ist gemeinsam, dass sie das bestehende fraktionale Reservesystem als die grundlegende Ursache der wiederkehrenden Banken- und Finanzkrisen ausmachen. Ihre Reformforderungen enthalten von daher drei Kernpunkte:
1. die Ausweitung des Banknotenmonopols auf das Buchgeld (das heutige Giralgeld) und elektronisches Bargeld sowie die Übertragung der Verantwortung dafür auf ein unabhängiges staatliches Geld- und Währungsorgan, in der Regel die Zentral- bzw. Nationalbank.
2. die Unterbindung der Giralgeldschöpfung durch Banken
3. die Inumlaufbringung von neu geschöpftem Geld als originäre Seigniorage durch öffentliche Ausgaben. Dies schliesst nicht aus, dass im situativen Bedarfsfall neues Geld kurzfristig auch per herkömmlichen Zentralbank-Kredit an Geschäftsbanken in Umlauf gebracht werden kann.
Es gibt unterschiedliche institutionelle Arrangements und technisch- operative Varianten, durch die sich diese drei Kernpunkte realisieren lassen. Aber in welcher Variante auch immer, Vollgeld stellt im Unterschied zu Giralgeld nicht bloss eine Forderung auf (Zentralbank-) Geld dar, auch keine derartige Verbindlichkeit, sondern es ist unmittelbar voll gültiges Geld in eigenem Recht, auf Vollgeldkonten, die ausserhalb der Bankbilanzen geführt werden, sinngemäss analog zur Führung von Kundendepots. Vollgeld kann frei auf jedes andere Vollgeldkonto fliessen, aber es kann nicht aus einer Bankbilanz und damit in seiner Existenz verschwinden. Das Vollgeldkonzept steht in der geldpolitischen Tradition der Currency-Schule seit den 1840er Jahren (Geld als chartales Geld, staatlich kontrollierte Geldschöpfung), im Unterschied zu Banking-Lehren (Geld als Bankenkredit, geschöpft und getilgt von den Banken nach individuellem Geschäftsbelieben).
Im Prinzip vollzieht eine Vollgeldreform heute mit dem Buchgeld, was vor 100 bis 150 Jahren bereits mit dem Bargeld vollzogen wurde. Damals wurden, aufgrund einer ähnlichen Krisensymptomatik wie heute, private Banknoten ausgeschleust zugunsten des seither bestehenden Banknotenmonopols der Zentralbanken. Eine wirksame Kontrolle der Geldschöpfung wurde dadurch jedoch noch nicht erreicht, zum einen, weil das Bargeld auch damals schon durch Bankenkredit in Umlauf kam (als sekundäre Wechselmenge aus den primären Reserven bzw Giroguthaben), und diese Giroguthaben, zum anderen, schon damals bereits ein Drittel und mehr der realen Geldmenge M1 ausmachten. Nach hundert Jahren liegt ihr Anteil heute je nach Land bei 80–97 Prozent der umlaufenden Geldmenge.
In einer Vollgeldordnung besteht zwischen Geld und Kredit ein klarer Unterschied. Geld ist ein allgemeines Zahlungsmittel und somit ein Gemeingut, das sich von daher auch in Gemeineigentum befinden sollte (im Eigentum einer staatlichen Zentralbank). In der modernen Wirtschaft ist jedes Geld so genanntes Zeichengeld. Dieses besteht, wie schon Aristoteles erkannte, ‚nicht von Natur aus, sondern durch Gesetz‘ (sogenanntes Fiat Money). Es kann nach dem Willen dazu autorisierter Stellen frei geschöpft und in Umlauf gesetzt werden. Daraus ergibt sich sowohl rechtlich als auch funktional, dass die Schöpfung und Mengenkontrolle der gesetzlichen Zahlungsmittel unter jemandes zurechenbarer Verantwortung und Kontrolle stehen müssen – unter heutigen Bedingungen naheliegenderweise unter Verantwortung und Kontrolle unabhängiger staatlicher Zentralbanken. Ein souveräner Staat sollte in Ergänzung seiner legislativen, exekutiven und judikativen Souveränität auch monetäre Souveränität geniessen und nicht vom Wohl und Wehe kommerzieller Kredit- und Investmentbanken abhängig sein.
Die Zentralbanken sollten den Namen ‚Geld- und Währungshüter‘ zu Recht verdienen und also zu einer vierten, gewaltenteilig unabhängig gestellten Staatsgewalt werden, zur Monetative – unabhängig von Weisungen der Regierung, aber auch unabhängig gegenüber den Partikularinteressen der Banken; nur dem Gesetz verpfichtet, auf dessen Grundlage eine diskretionäre Geldpolitik ausübend, und verpflichtet, diese öffentlich zu rechtfertigen.
Vorteile einer Vollgeldreform
Eine Vollgeldreform, in welcher institutionellen und technisch-operativen Variante auch immer, würde eine Reihe von unmittelbaren Vorteilen mit sich bringen. Nachteile einer Vollgeldordnung haben sich bisher noch keine ausmachen lassen – ausser freilich aus Sicht der Banken. Sie würden ihr illegitimes und verheerend praktiziertes Privileg der Giralgeldschöpfung und den damit verbundenen Margenextragewinn verlieren. Ansonsten hätten Staat, Wirtschaft und Gesellschaft erkennbar nur Vorteile zu erwarten:
1. Die Beträge auf Geldkonten wären sozusagen unverschwindbar und in einer Bankenkrise nicht länger gefährdet. Bankenkonkurse würden den allgemeinen Zahlungsverkehr nicht beeinträchtigen. Regierungen gerieten von daher weit weniger in Zugzwang, Banken zu retten.
2. Die Zentralbank hätte als Monetative eine lückenlose Kontrolle über die Geldmenge und wäre deshalb in der Lage, einer In_ation von Konsumentenpreisen und Anlagewerten dadurch vorzubeugen, dass sie die Zunahme der Geldmenge am Potenzial des gesamtwirtschaftlichen Wachstums orientiert.
3. Infolgedessen würde sich auch die prozyklische Über- und Unterversorgung der Wirtschaft mit Bankenkredit in massvolleren und realistischeren Bahnen bewegen, da jeder ausgestellte Kredit vollständig finanziert sein müsste. Den Finanzmärkten, ehe sie in ein Stadium von ‚irrational exuberance‘ übergingen, ginge beizeiten der allzu billig verfügbare Geldtreibstoff aus. Wirtschaftszyklen und Finanzmarktzyklen würden in der Regel moderater verlaufen.
4. Die aktuelle Finanz- und Überschuldungskrise mit ihren negativen Auswirkungen lässt sich zwar mit keiner Reform ungeschehen machen, eine Geldreform würde solchen Krisen aber künftig nicht nur wirksam vorbeugen, sondern sofort auch erheblich dazu beitragen, die Staatsverschuldung abzubauen
– durch die schuldenfreie Seigniorage aus der fortlaufenden potenzialorientierten Geldschöpfung,
– durch die hohen Summen, die sich als einmalige Übergangs- Seigniorage ergeben infolge der Ausschleusung der alten kredit-emittierten Giralgeldbestände und ihrer Ersetzung durch neues Vollgeld.
Von dem Tag an, an dem die Geldreform in Kraft tritt, würden die alten Bankkredite in Höhe der vorhandenen Zahlungsmittelbestände kontinuierlich auslaufen und von der Zentralbank durch Vollgeldemissionen per Seigniorage für Staatsausgaben in gleicher Höhe ersetzt. Der grösste Teil dieser Substitution würde nach Massgabe der Fälligkeit der betreffenden Kredite in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren stattfinden. Das neue Geld, das den Giralgeld-Bestand ersetzend eingeschleust werden muss, stellt eine einmalige Übergangs-Seigniorage dar. Sie sollte zur Senkung der Staatsverschuldung auf ein verträglicheres Niveau verwendet werden. In den meisten Industriestaaten liesse sich die öffentliche Verschuldung auf diesem Weg um die Hälfte oder noch mehr reduzieren. Die Staatsschuldenkrise wäre in kürzester Zeit beendet.
Über die einmalige Substitutions-Seigniorage hinaus gäbe es zusätzlich die laufende, jedoch variabel anfallende Seigniorage in Form des jeweils neu geschöpften Geldes. Um sich eine Vorstellung davon zu machen, wie hoch die den öffentlichen Haushalten heute entgehende originäre Seigniorage ist, kann man in erster Annäherung den jährlichen Zuwachs der realen Geldmenge betrachten. Zwar waren diese Zunahmen zurückliegend Ausdruck einer überschiessenden Geldversorgung. Aber selbst wenn die Geldschöpfung nur etwa die Hälfte der zurückliegenden Zunahmen ausmachen würde, wäre die jährliche Ausweitung der Geldmenge genug gross, um mit einem Anteil von um 2 bis 5 Prozent laufend zum öffentlichen Gesamthaushalt beizutragen – je nach Höhe der öffentlichen Ausgaben und des Wirtschaftswachstums in den verschiedenen Ländern.
Die Seigniorage aus der Schöpfung bzw. Erstverwendung von modernem Buchgeld und E-Geld ist vermutlich der einzige Free Lunch, den es in der Ökonomie gibt. Es ist unverständlich, zumal in Zeiten chronischer Haushaltsdefizite und unhaltbar gewordener Staatsschuldenquoten, dass die Politik diese geldreformerische Option ignoriert und damit den Staat weiterhin in einer sehr einseitigen Abhängigkeit von Banken und Finanzmärkten hält.
Kleiner Nachtrag von Christian Müller
Nicht nur die Politik ignoriert die geldreformerische Option des Vollgeldes. Auch die Medien ignorieren sie. Auf NZZ online erschien am Morgen des 20. Juli 2015 ein Artikel von Wirtschaftsredaktor Michael Felber über das Verhältnis Staat/Banken, in dem er bestätigt, dass seit der Finanzkrise 2008 keine substanziellen Reformen durchgeführt wurden, und er referiert andere Autoren, die einen Eigenkapitalanteil der Banken von 20 bis 30 Prozent fordern. Die internationale Bewegung, die das von ihm angesprochene Problem an der Wurzel anpacken möchte, erwähnt er indessen mit keinem Wort. Das kann sich die NZZ, die im Anzeigenteil vor allem auch von den Banken lebt, offensichtlich nicht leisten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. – Seit Anfang 2014 ist der Autor auch Chefredakteur der Vierteljahreszeitschrift DIE GAZETTE.
Zugegeben der Artikel ist etwas anspruchsvoll.
Ich will hier trotzdem schon mal mein Einverständnis dafür kundgeben. Das Problem ist aber immer wieder dasselbe, es müsste WELTWEIT geschehen und somit schon wieder fast hoffnungslos, denn es gibt immer wieder Staaten die von einer » Ausnahmesituationen profitieren wollen » somit ist das ganze wieder in Frage gestellt.
Es müsste also ein Wunder geschehen, und daran glaube ich leider nicht. Und nur in der Schweiz so was umzusetzen ist gleich nochmals ein doppeltes Wunder.
Schade um die sehr gute Idee !
Nur 10 Prozent der umlaufenden Geldmenge sind Münzen oder Noten der Nationalbank. 90 Prozent der Geldmenge sind kein Nationalbankgeld, sondern Giralgeld der Geschäftsbanken. Ein Kredit wird von Banken nicht aus Spargeldern von anderen Bankkunden weitervermittelt, sondern per Gutschrift praktisch selbst aus dem Nichts geschöpft. Finanzinstitute sind Geldschöpfungsmultiplikatoren. Limitiert wird diese Kreditgeldschöpfung durch Mindestreserven und durch Eigenkapitalvorschriften. Diese Begrenzungen sind aber wenig wirksam und können umgangen werden. Deswegen kommt es immer wieder zu Blasenbildungen. Das führt zwar nicht immer zu Inflation, aber treibt die Spekulation an – zurzeit insbesondere auf dem Immobilienmarkt.
Die Vollgeldreformer Huber, Binswanger und der Schweizer Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) fordern in ihrer Initiative, dass es statt Buchgeld der Geschäftsbanken nur Vollgeld – das ist Zentralbankgeld – gibt. Nur die Notenbank soll Geld schöpfen dürfen und nicht die Geschäftsbanken. Mit einer Vollgeldreform wäre das Geld auf dem Bankkonto in vollem Umfang von der Notenbank gedeckt. Die Sparguthaben wären in einer Bankenkrise deshalb nicht gefährdet. Vor allem aber würde aus dem per Kreditschuld geschöpften Giralgeld gedecktes Geld. Die Geschäftsbanken vergäben Kredite nur mit vorhandenem Vollgeld, das sie sich von Sparern oder auf dem Finanzmarkt besorgen.
…und Investoren würden sich dann wie Hyänen auf den Vollgeld-Franken stürzen und die Schweiz wäre im Nu ausverkauft.
Die Dreistigkeit der Banken und ihrer Drahtzieher ist kaum übertrumpfbar: Der Staat besitzt das Geldmonopol. Normal wäre, dass die Nationalbank ihm, wenn er Geld braucht, zinslose Darlehen gewährt.
Aber was macht dieser idiotische Staat? Er schiebt den Banken den ganzen Zaster zu einem läppischen Zins in den Arsch, um sich alsbald bei ihnen zu fetten Zinsen zu verschulden.
Das Volk berappt den Blöd- und Irrsinn!
Nichts dokumentiert eindrücklicher, wer da der Herr, wer der Knecht ist.
@ Frau Carmey Bruderer
Wenn Ihnen die Darlegungen von Prof. Huber zu anspruchsvoll sind, dann empfehle ich das sehr gut lesbare Buch von Thomas Mayer; Vollgeld; Das Geldsystem der Zukunft; Tectum 2014. – Gerade die Schweiz als potenter internationaler Finanzplatz könnte mit gutem Beispiel vorangehen, denn die Argumente sind überzeugend!
Richard Bisig
Nach diesen ziemlich kruden Ausführungen zur «Vollgeld-Theorie» wäre es hilfreich, eine Stellungnahme zur Geldpolitik und zur Geldmengensteuerung durch die Notenbanken von einem anerkannten, auf diesem Gebiet spezialisierten Ökonomen bzw. Ökonomin zu publizieren, der bzw. die auf diesem Gebiet spezialisiert sind. Davon gibt es in der Schweiz eine ganze Reihe. Vieles in den Darlegungen ist einfach falsch. Es ist zwar offensichtlich zu Fehlentwicklungen gekommen. Das ist aber kein Grund, das bisherige System abzuschaffen, sondern es zu verbessern.
Georg Müller
@ Richard Bisig, Herzlichen Dank für den Buch Tipp !
Die Idee des Vollgeldes klingt verlockend und ist eigentlich „logisch“ und doch bleibe ich skeptisch bezüglich der Umsetzung, wir kommen damit vermutlich zu spät.
Der Mensch hat über Jahrzehnte «Systeme» entwickelt die ihn voran gebracht haben und von denen, ob gute oder moralisch verwerfliche, profitieren wir alle, das müssen wir (leider) auch zugeben.
Nun, wenn wir so einen mutigen Schritt im „Alleingang“ begehen, bedeutet das unseren raschen Untergang. Wie Bregy sagt, würde der Franken so an Wert gewinnen dass wir kaum noch konkurrenzfähig wären.
Besser wäre es gewesen wenn die Politik das Finanzwesen in der Vergangenheit besser beaufsichtigt und reguliert hätte. Man sagt ja „gouverner c’ est prevoir“ … hier wäre es hilfreich gewesen solche „kranke Entwicklungen“ voraus zu sehen (z.B. an den internationalen Unis lauschen was sich da so an Gedankengut entfaltet …), um es schon im Keim zu ersticken … aber eben, wer denkt schon so weit voraus in der Politik !
Eine Abstimmung darüber so in dieser Form ist «für die Katz», nur kleine Schritte in diese Richtung können etwas bringen.
Gehen wir mal solche vorab an !
Wenn ein Staat in der globalen Wirtschaft partizipieren und agieren will, muss er die global gepflegten Spielregeln anwenden.
Das Letzte was der Franken braucht, ist eine Attraktivitätssteigerung. Keine Frage, das Geldsystem ist weder gerecht, krisensicher, noch durchdacht (oder eben doch, die Frage ist nur für wen). Doch nachdem man den anderen mit hohem Kräfteverzehr blindlings in den Ozean der Geldvermehrung ex nihilo nachgewschwommen ist, wäre es töricht, sich überstürzt der ursprünglichen Fortbewegungsart zu besinnen.
Doch es gäbe aus meiner Sicht eine Alternative: Eine überregionale, interkantonale Parallelwährung:
Gerade im globalisierten Handel, der dem lokalen Gewerbe im wahrsten Sinne das Handwerk legt, und zwar durch Ableger globaler Schwergewichte, die hemmungslos mit Verlusten einen Markt solange bearbeiten, bis sich traditionelle, lokale Anbieter zurückziehen, wäre eine Parallelwährung sinnvoll.
Regionale Währungen beleben die regionale Wirtschaft – wenn ein hoher Umlauf sichergestellt ist.
Es wäre dringend notwendig, jetzt da diese «Uber-mentalität» aus den USA unsere lokalen Anbieter immer mehr gefährdet.
UND: Sozialleistungen könnten gemischt in Franken und der neuen Matterhorn-Franken oder von mir aus Röschti-Franken ausgegeben werden. Dann bliebe das Geld in der Schweiz und würde nicht das Handwerk in an deren Regionen beleben 😉
Der Franken ist alternativlos, aber Kantone sollten sich zu einer Parallelwährungsunion zusammenschliessen.
Sollte heissen: Der Franken im Bretton-Woods-System ist für die Teilnahme an der Weltwirtschaft alternativlos. Eine interkantonale Parallelwährung, (die nur in der Schweiz getauscht werden kann), schützt und belebt die Binnenwirtschaft und beugt unter anderem der Kapitalflucht vor.
@ Georg Müller
Sie schreiben: «Vieles in den Darlegungen ist einfach falsch.» Schreiben Sie uns bitte, was an den Darlegungen zum Vollgeld einfach – oder allenfalls – mehrfach falsch ist.
Richard Bisig
„Der Mensch hat über Jahrzehnte «Systeme» entwickelt die ihn voran gebracht haben und von denen profitieren wir alle, … das müssen wir (leider) auch zugeben“.
Alle?
Die Schweizer Unternehmer beuten die ganze Welt aus, Menschen auf allen Erdteilen verrichten zu Hungerlöhnen Sklavendienste, aus welchen jene fette Profite schlagen. Bei diesem sich in der Schweiz akkumulierenden ungeheuren Reichtum fallen ein paar Batzen auch für das hiesige Volk ab.
Und nur deswegen geht es den Schweizer ja soooo gut – wobei gut erst noch in einem rein materiellen Sinne zu verstehen ist.
Fragen Sie doch die gegen zwei Millionen Menschen, welche seit Beginn der Zwangspsychiatrie im vorletzten Jahrhundert in die Anstalten versenkt und alle übrigen, welche durch diese „Systeme“ an den Rand der Verzweiflung und in den Selbstmord getrieben worden sind, ob sie „profitiert“ haben!
Letztlich herrschen in der Schweiz Verhältnisse wie im alten Rom: panem et circenses. Damals nährten die Herren das Volk mit von Sklaven im ganzen Reich produzierter und herangeschiffter Nahrung und unterhielten es mit Spielen.
Auch in der Schweiz werden die Menschen pausenlos mit Spielen und anderen Lockvögeln unterhalten, damit sie nachher ganz im Sinne der Drahtzieher verkünden, es geht uns allen ja soooo gut.
Nur weil Ihr Bankkonto stimmt, können Sie nicht davon ausgehen, dass „alle“ und insbesondere die Ausgebeuteten profitieren.
"Die Schweizer Unternehmer beuten die ganze Welt aus"
Alle?
Vielleicht nicht alle, aber die meisten trachten danach, auf dem Weltmarkt mitzumischeln. So verkaufen die Schweizer zB. Käse nach Asien, Australien, Afrika, Amerika und in ganz Europa und fressen Käse aus Asien, Afrika, Amerika und ganz Europa…
Ich finde es eine Vernuenftige und noetige Initiative und ich werde mich bemuehen dass dieses Thema auch International in die Aufmerksamkeit gelangt. In der CH sind noch zu wenig Leute verantwortlich, in Sinne von Ihr Zivil Engagement, und deshalb muss man neue Wege finden, und umsetzen damit nicht nur CH sondern alle Menschen sich jetzt, unmittelbar, mit einer gewissen Not, sich in die lokale, sowie Welt Ereignisse stuerzen. Wir, als CH koennen soeben wie die Islaender es im 2009-2010 gemacht haben, revolutionaer in den Vortschritt von varsagten Institutionen eingreifen und Probleme loesen.
…und ich kenne Schweizer, die gebrauchen PC’s aus Asien. Mit denen kann man sogar Käse ins weltweite Web verschicken.
@ Rechtsanwalt E. Schönenberger
Mensch, ich neige sonst auch zur «Dramatisierung», aber sie übertreffen mich bei weitem !
Was kann ich noch dazu sagen ?
Ernst darf ich dabei nicht bleiben, also vielleicht dies. … Wir Menschen sind noch weit entfernt von „ihrem“ Idealbild davon, eher stehen wir dem Tier nahe immer noch ausgerüstet mit kräftigem Raubinstinkt, insbesondere zu finden … bei Schweizer Unternehmer.
Also lassen wir uns noch etwas Zeit, die Evolution ist (hier), offensichtlich noch nicht so weit ! …
Womit ja auch die Frage nach Ihrem Bankkonto wieder vom Tisch wäre.
Geschickt gemacht…
@ Rechtsanwalt E.S.
… wir sie sagen, die ist «vom Tisch» …
Die sogenannte «Ausbeutung» die sie erwähnen ist ein teil der Entwicklung.
Wir schreien lauthals weil eine Näherin die in Bangla Desh für ein europäisches Unternehmen arbeitet nur (umgerechnet), etwa 60 Rappen in der Stunde verdient, vergessen aber dass abertausende so (später) eine Chance bekommen selbst etwas auf die Beine zu stellen. Besonders begabte und lernwillige einheimische kopieren die Geschäfts Modelle, stellen eigene kleine Unternehmen auf und beschäftigen ihrerseits wieder viele neue Leute die sonst «hungern» (Lieblings Wort der hiesigen Gutmenschen), würden.
So auch in China geschehen. Hunderte von klein Unternehmer sind entstanden aus solchen Gegebenheiten, nun geht es diesen Gruppen dermassen gut dass die sich sogar eine Reise nach Luzern leisten können um auf Uhren Shopping zu gehen …
Klar dass „unterwegs“ einige leiden müssen, aber so ist die Natur, die ist immer noch auf „Selektion“ aus, und dies ist teilweise das grausame dabei.
Aber sie haben bestimmt ein besseres Rezept, … also „her damit“ wir wollen es hören !
Eine absolut vernünftige Initiative, die mehrere Übel an der Wurzel packt.
Jetzt sieht Russia Today in der Schweiz eine Revolution kommen. Oder eine Konterrevolution der Banker.
https://www.rt.com/op-edge/327191-switzerland-money-banks-ban-referendum/
MfG
Werner T. Meyer