Millionen-Investition in Algenzucht für Biodiesel
Investor ist die US-amerikanisch-israelische World Health Energy Holdings Inc. (WHEN), welche Algenprojekte für Biodiesel, Fischfutter und Nahrungsergänzungsmittel entwickelt. Ihr Joint-venture-Partner ist die indische Industrie- und Transportkonzern Prime Inc., zu deren Kunden Exxon Mobil, Shell, General Electric und Siemens gehören.
Investitionen von 100 Millionen US-Dollar
Die in den Teilstaaten Tamil Nadu und Karnataka gelegene Anlage wird mit einer Algenanreicherungstechnik ausgerüstet. Hergestellt wird sie unter der Bezeichnung GB3000 von der WHEN-Firma Global Natural Energy Ltd. GB3000 ist ein Bioreaktor-System für die Algenzucht zur Öl- und Proteingewinnung. In jeder GB3000-Einheit treiben zwei Elektromotoren über eine zentrale Achse mehrere Kolben an, die mit Rohren von 100 m Länge verbunden sind. Die wechselseitige Bewegung der Kolben erzeugt Wellen, welche die Algenproduktion fördern. Die Einrichtung dieser Technik kostet 600 000 US-Dollar pro Hektar, die gesamten Investitionskosten werden auf 100 Millionen US-Dollar veranschlagt.
Auch Algenbiodiesel verdrängt Nahrungsproduktion
Der unbescheidene WHEN-Slogan «Saving the World with Healthier Energy» ist wohl vor allem für europäische und nordamerikanische Ohren bestimmt, denen er Ökologie ohne Komfortverzicht verspricht. Energie aus Algen klingt zuerst einmal einfach patent, so, als ob aus eh nur störender Biomasse in den Ozeanen etwas Sinnvolles gewonnen würde.
Für die Bevölkerung in Indien, die jetzt schon zu wenig Land zur Produktion ihrer Nahrung hat, tönt das weniger verheissungsvoll. Wenn die Produktion auf 100 Hektar Gewinn bringt, werden die Investoren auch Geld haben, um Abertausende Hektar unter ihre Algenzucht zu zwingen. Selbst wenn, wie WHEN behauptet, die Biodiesel-Ausbeute aus Algen höher ist als jene aus Mais, Raps, Ölpalmen oder Yatropha – auch Algenzuchten sind kein Nullsummenspiel, sondern konkurrieren ganz direkt die menschliche Ernährung.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Fachstellenleiter des Vereins fair-fish und Beirat des Vereins Friend of the Sea
Dazu zwei Ausschnitte auch dem Gedichtband Öko-Balance:
Auch Bio-Treibstoff, muss man sehn,
Führt zu ganz anderem Problem.
Denn um der Reichen Treibstoff willen,
Kann mancher nicht den Hunger stillen.
Beste Wirkung
Ja selbst die Umweltschutzverkünder
Sind irgendwo auch kleine Sünder.
Und jede Umweltsünd’ wird zum Problem,
Wenn viele Menschen sie begeh’n.
Drum lasst uns beste Wirkung denken.
Sie heisst: Geburtenanzahl senken. *
* Wenn nur schon die weltweit rund 80 Millionen ungewollten Schwangerschaften vermieden werden könnten, indem die Hilfsorganisationen ihre Projekte mit Familienplanung kombinieren würden, wäre schon viel erreicht.
Markus Zimmermann-Scheifele
6047 Kastanienbaum