US-Umweltbehörde: Pestizide können Bienen schaden
Seit mehr als zehn Jahren stehen Pestizide im Verdacht, Verursacher des Bienensterbens zu sein. Am 6. Januar hat die US-Umweltbehörde EPA erstmals offiziell bestätigt, dass die verdächtigten Pestizide Bienenvölkern schaden.
Imidacloprid, eines der meistgenutzten Pestizide weltweit, habe einen «signifikanten Effekt» auf Bienenvölker. Das von Bayer hergestellte Insektizid könne Honigbienen schaden und damit zu den Verursachern des Bienensterbens gehören, stellte die EPA in einer Pressemitteilung fest.
Neonicotinoide stehen seit langem im Verdacht
Umweltschützer vermuten seit Langem Pestizide als Verursacher des Bienensterbens. Im Fokus stehen dabei die von Bayer und Syngenta vermarkteten Neonicotinoide oder Neonics, die auf das Zentralnervensystem von Insekten wirken. 2009 begann die EPA mit der Überprüfung dieser Stoffklasse. Nach Auswertung Dutzender Studien liegen nun die ersten Ergebnisse vor.
Sobald der Nektar, der von Bienen in den Stock gebracht wird, mehr als 25 ppb Imidacloprid enthalte, verringere das die Honigproduktion und führe zu einer Verkleinerung der Population, gibt die EPA bekannt. «Parts per Billion» (ppb) ist eine in der Analytik gebräuchliche Masseinheit und bezeichnet sehr kleine Mengen. 25 ppb sind in der Nähe von behandelten Feldern keine Seltenheit.
Das Pestizid mache Bienen generell anfälliger, sagte Jim Jones, Experte der Umweltbehörde, der Nachrichtenagentur AP. Unterhalb des Grenzwertes von 25 ppb konnte die EPA keine nachteiligen Auswirkungen für Bienen finden.
Imidacloprid wird unterschiedlich stark eingesetzt. Insgesamt nimmt der Verbrauch zu. (Quelle: USGS)
Trotz dieses neuen Befundes kommt es vorläufig zu keinem Verbot von Imidaclopird. Der Bericht der EPA ist zunächst nur eine Risikoabschätzung, der detailliertere Untersuchungen folgen müssen. Die Bewertung von vier anderen Neonicotinoiden steht noch aus.
Imidacloprid-Belastung ist von der Pflanze abhängig
Auswirken würde sich eine Einschränkung des Imidacloprid-Verbrauchs vor allem auf den Anbau von Baumwolle und Zitrusfrüchten, in deren Nektar Wissenschaftler höhere Konzentrationen der Chemikalie fanden. Nicht betroffen wäre Mais, der meist mit Clothianidin, einem anderen Neonicotinoid, behandelt wird, sowie die meisten Gemüsesorten, Beeren und Nüsse.
Für Soja, bei dessen Anbau am meisten Imidacloprid verbraucht wird, sind laut EPA gar keine Daten verfügbar. Und das, obwohl das Pestizid seit den 1990er-Jahren zugelassen sei, bemerkte das Magazin «Mother Jones». Einen Bericht über die Wirkung von Imidacloprid auf andere Tierarten wie Vögel und Wassertiere hat die EPA für Ende 2016 angekündigt.
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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts der New York Times und anderer US-Quellen erstellt. Grosse Medien in der Schweiz haben bisher nicht darüber berichtet. Einzig «Cash online» verbreitete eine Agenturmeldung.
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Nachtrag vom 16.1.2016 (Spiegel-online)
Der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd verlangt als erster grosser Händler von seinen Zulieferern, auf acht bienengefährdende Pestizide zu verzichten. Lieferanten von deutschem Obst und Gemüse sind seit Jahresbeginn dazu verpflichtet, heisst es in einem Schreiben des Konzerns an die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die neue Vorgabe betrifft beispielsweise Blumenkohl, Gurken und Salat, aber auch Äpfel. Der hohe Pestizideinsatz in der Landwirtschaft habe immense Auswirkungen auf die Umwelt; so habe sich die Zahl der Schmetterlinge, Bienen und anderer Insekten in den vergangenen Jahren dramatisch verringert. Trotzdem sperre sich etwa der Deutsche Bauernverband gegen strengere Regelungen. In dem Schreiben von Aldi Süd heisst es, man habe sich nach der Ankündigung «massiv der Kritik verschiedener Anbauverbände» ausgesetzt gesehen.
Der Infosperber berichtete bereits mehrmals über dieses Thema. Siehe auch
- «Die unzimperlichen Methoden der Pestizid-Lobby», Infosperber vom 27.3.2015
- «Bienensterben: Syngenta klagt gegen Pestizidverbot», Infosperber vom 27.8.2013
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Remember:
Rachel Carson «Silent Spring» 1962