Kommentar

Bis 2020: Eine Welt ohne Atomwaffen?

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsDer langjährige ehemalige ARD-Journalist Franz Alt betreibt den Blog sonnenseite.de und informiert über Möglichkeiten zur Energiewende. ©

Franz Alt /  Das Ächten und Abschaffen der Atomwaffen ist ausser Traktanden gefallen. Fast 7000 Bürgermeister aus 161 Ländern wollen das ändern.

Der frühere Bürgermeister von Hiroshima, Tadeshoki Akiba, schrieb 2005 an tausende Bürgermeister-Kollegen auf der ganzen Welt: «Die vornehmste Aufgabe eines Bürgermeisters ist es, das Leben und das Eigentum seiner Bürger zu schützen». Das war zum 60. Jahrestag der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.

«Das amerikanische Jahrhundert», Patrick Chappate in «Le Temps»
Jetzt, zum 70. Jahrestag ist das Resultat der Verhandlungen über die Abschaffung aller Atomwaffen vernichtend. 30’000 Atomsprengköpfe sind nach wie vor weltweit stationiert – davon sind knapp 7000 ständig einsatzbereit – darunter auch 20 im deutschen Rheinland-Pfalz.
Hiroshimas und Nagasakis Bürgermeister haben die Initiative «Mayors for Peace» (Bürgermeister für den Frieden) gegründet. Seither sind über 6779 Bürgermeister aus 161 Ländern beigetreten. Ihr Ziel: Bis 2020 soll die Welt atomwaffenfrei sein. Gedenken an die bis heute über 400’000 Todesopfer von Hiroshima und Nagasaki reicht nicht. Möglichst viele Menschen sollen aktiv werden für eine atomwaffenfreie Zukunft. Nur dann werden ihre Politiker den Mut haben, die schrecklichsten Waffen unserer Zeit wieder abzuschaffen. Auch 2015 gibt es am 6. und 9. August weltweit vielfältige und kreative Aktionen der Bürgergesellschaft für die Ziele der «Mayor of Peace».
Welche Zerstörungskraft Atombomben besitzen, wurde in Hiroshima und Nagasaki deutlich: 90’000 und 70’000 Sofort-Tote und noch mehr Krebstote in den Folgejahren bis heute. Ich werde nie vergessen, dass mich nach einem Vortrag in Nagasaki der Bürgermeister zur Seite nahm und sagte: «Ich möchte Sie an etwas erinnern, was in Europa kaum jemand weiss: Wir haben hier in Süd-Japan bis heute jedes Jahr über 3000 Folgetote – noch über 60 Jahre danach.»
Der aktuelle Ukraine-Krieg macht deutlich, dass auch 2015 die Gefahr eines Atomkrieges nicht gebannt ist. Solange es Atombomben gibt, ist die gesamte Weltzivilisation bedroht.
Nicht umsonst wurde die Doomsday-Clock (Atomkriegsuhr, Uhr des Jüngsten Gerichts) des «Bulletins of Atomic Scientists», welche die Gefahr eines Atomkriegs anzeigt, auf drei Minuten vor zwölf gestellt. Diesen Stand hatte die Uhr auch 1984 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in der Zeit der atomaren «Nachrüstung».
Die Menschen in Hiroshima und Nagasaki haben vor 70 Jahren das Tor zu Hölle erlebt: Tausende Tote in Sekundenschnelle. Sie zerfielen plötzlich und einfach zu Staub. Bis zum heutigen Tag haben sich die USA für dieses Verbrechen an der Menschheit nicht entschuldigt.
Ist das Ziel der «Mayors of Peace» nach Abschaffung aller Atomwaffen bis 2020 utopisch? Den Regierungen gelang es, die biologischen und chemischen Waffen zu ächten und weitgehend abzuschaffen. Warum sollte es bei Atomwaffen nicht auch gelingen?

Dieser Kommentar des langjährigen ARD-Journalisten Franz Alt erschien auch auf seinem Blog Sonnenseite

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der langjährige ehemalige ARD-Journalist Franz Alt betreibt den Blog sonnenseite.de und informiert über Möglichkeiten zur Energiewende.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.