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Die Tabak-Industrie freut sich, wenn junge Menschen zu rauchen beginnen © flickr/salendron

Die Tabak-Industrie pusht das Rauchen mehr denn je

Christian Müller /  Und wieder fliesst viel (Werbe-)Geld zum Thema Rauchen und Schutz vor Passivrauchen. Ein Blick in eine englische Studie zum Thema.

Wie reagieren Firmen, wenn sie erkennen, dass ein von ihnen vertriebenes Produkt gesundheitsschädlich ist? Die einen so, die anderen so. Holcim etwa hat den Baustoff Eternit relativ zügig aus dem Verkehr genommen, nachdem dessen krebserzeugende Wirkung bekannt geworden war. Nicht so die grossen Tabak-Multis. Sie wissen zwar seit langem, dass Rauchen in hohem Masse gesundheitsschädlich ist, aber sie wehren sich intensiv gegen alle Beschränkungen wie Rauchverbote in öffentlichen Räumen, Werbe-Verbote für Raucherwaren und ähnliche Massnahmen.

Im Hinblick auf die Initiative «Schutz vor Passivrauchen», die am 23. September 2012 zur Abstimmung kommt, haben die «Aargauer Zeitung» und die «Südostschweiz» darauf aufmerksam gemacht, dass die Tabak-Industrie in der Schweiz den Bau von Fumoirs mit direkter Kostenbeteiligung massiv fördert. Etliche Politiker beurteilen solches Vorgehen der Tabak-Multis zumindest als sehr problematisch.

Eine neue Studie über Tschechien lässt aufhorchen

Die Abteilung für Soziologie und Politische Wissenschaften der Universität von Bath (UK) hat kürzlich eine interessante Studie zum Thema Einfluss der Tabak-Industrie auf die Gesetzgebung veröffentlicht: «Tobacco Industry Manipulation of Tobacco Excise and Tobacco Advertising Policies in the Czech Republic: An Analysis of Tobacco Industry Documents».

Die Tschechische Republik gehört zu den Ländern Europas mit den geringsten Raucher-Beschränkungen. Und das ist, wie die Studie nachweist, kein Zufall. Die Tabak-Industrie lässt nichts unversucht, die entscheidenden Politiker für ihre Sache zu beeinflussen – wissend um die gesundheitsschädigende Wirkung des Rauchens und insbesondere um die Probleme gerade auch junger Menschen mit dem Rauchen. Über die Methoden des Lobbyings hat die Universität Bath einiges in Erfahrung bringen können. Die Studie, basierend auf über 500 eingesehenen Dokumenten und zahlreichen Interviews vor Ort, zeigt insbesondere auf, dass die Tabak-Industrie Einfluss nahm auf die Gesetzgebung betr. Werbung für Tabakwaren, auf die Besteuerung der Tabakwaren (sie setzte sich für möglichst niedrige Besteuerung ein und für ein System, bei dem die teuren Marken favorisiert werden), und sie hat mitgewirkt, dass die Tschechische Republik als einziger Staat der EU die «World Health Organization’s Framework Convention on Tobacco Control» von 2005 nicht ratifiziert hat.

Wer darüber hinaus weiss, wie allgegenwärtig die Korruption in Tschechien gerade auch im politischen Bereich heute ist, zweifelt nicht daran, dass da auch grosse Geldsummen im Spiel waren und sind.

Die wichtigsten Zahlen zu den Kosten und zum «Nutzen» des Rauchens

Dass das karzinogene Rauchen die Krankenversicherungen finanziell belastet, ist bekannt. Gemäss der «Studie Jeanrenaud» mit dem Referenz-Jahr 1995 (!) beträgt die Mehrbelastung des Gesundheitswesens durch tabakbedingte Behandlungskosten CHF 1.2 Milliarden pro Jahr. Nicht berücksichtigt sind bei dieser Zahl andere Kosten wie etwa Invalidität aufgrund tabakbedingten Herzinfarktes und andere negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Produktivität.

Im gleichen Jahr 1995 hat gemäss der gleichen Studie die AHV durch das frühere Wegsterben der Raucher CHF 1.7 Milliarden eingespart. – Beide Werte, Belastung des Gesundheitswesens ebenso wie Einsparung der AHV durch früheres Wegsterben der Raucher, dürften zwischenzeitlich deutlich höher liegen.

Aus der Tabakbesteuerung flossen der AHV im Jahr 2011 CHF 2.2 Millarden zu. Das sind knapp 6 Prozent der Gesamteinnahmen der AHV.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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