Anderthalb Millionen sollen umgebracht werden
Nicht nur im Gazastreifen, auch in der Ostukraine sind die Zahlen der zivilen Opfer des Bürgerkrieges massiv steigend, was mittlerweile sogar die westlichen Medien, wenn auch zurückhaltend, konzedieren müssen, auch etwa die NZZ. Bisher wurden die Bombardierungen der ukrainischen Armee im Donbass fast gänzlich totgeschwiegen.
Prowestliche TV-Station macht auf Rassismus
Die in Kiev seit den Meidan-Protesten äusserst populäre Internet-Fernsehstation Hromadske.tv wurde im Sommer 2013 gegründet. Auf ihrer Website kann man nachlesen, wer sie finanziert hat und weiterhin finanziert: die Niederlande und die USA stehen an erster Stelle. Von der Niederländischen Botschaft hat Hromadske.tv vom 25. Juli 2013 bis am 4. Dezember 2013 793’000 ukr. Hrywnja erhalten, von der US-Botschaft 400’000 Hrywnja. Damit musste vor allem einmal das technische Equipment bezahlt werden. Im ersten Quartal 2014 haben die USA erneut 288’000 Hrywnja an Hromadske.tv bezahlt (siehe unten die Links zu den Financial Reports).
Und was ist die Gesinnung, die da auf diesem prowestlichen ukrainischen Sender verbreitet wird? Könnte man es nicht im Internet gespeichert anschauen und nachhören (auf ukrainisch), kein anständiger Mensch würde es glauben: es ist die reine Menschenverachtung, der pure Rassismus.
Konkret als Beispiel: In einem halbstündigen Interview am 29. April 2014, also sogar noch vor dem Abschuss der MH17, erklärt Bogdan Boutkevitch, ein Journalist der Ukrainer Woche, wie dumm, primitiv und unnütz die Menschen in der Ostukraine seien. Sie seien schlicht zu nichts zu gebrauchen. Es gebe dort zwar auch so etwas wie einen Mittelstand, Lehrer etwa oder Ärzte, aber die Mineure, diese Lumpen, seien zu nichts zu gebrauchen. Wörtlich, direkt aus dem Ukrainischen übersetzt: «Das Donbass ist schlimm überbevölkert mit Leuten, die für niemanden von Nutzen sind. Glauben Sie mir, ich weiss, was ich sage. Wenn wir, als Beispiel, den Bezirk Donezk nehmen, da sind ungefähr 4 Millionen Einwohner. Zumindest 1,5 Millionen von denen sind total überflüssig. Wir müssen Donbass nicht ‚verstehen’ wollen, wir müssen die nationalen Interessen der Ukraine verstehen. Das Donbass muss als Ressource genutzt werden. () Ich behaupte nicht, dass ich ein schnelles Rezept habe, aber das wichtigste, was getan werden muss, es mag noch so schrecklich tönen: es gibt dort eine Kategorie Leute, die müssen einfach umgebracht werden.» (umbringen, töten, killen: auf russisch убить)
Für die Moderatorin war das kein Anlass, den Redenden zu unterbrechen. Diese Denkweise ist in Kiev zurzeit die Normalität.
Und da wundert es noch, wenn einige dieser «Lumpen» lieber eine von Kiev autonome Provinz sein oder sogar zu Russland gehören möchten.
- Zum Video mit der oben erwähnten Aussage, dass 1.5 Mio Menschen im Donezk getötet werden müssen (mit englischen Untertiteln).
- Zum Video des ganzen Interviews in ukrainischer Sprache.
- Zum DOSSIER: «Die Ukraine zwischen Ost und West»
ACHTUNG
In der Nacht vom 2. auf den 3. August machte auf Twitter eine Meldung die Runde, dass die Aussagen des Journalisten Bogdan Boutkevitch ein Fake, also eine Fälschung der russischen Propaganda seien. Diese Behauptung wiederum stammt von der Internetplattform Euromaidan.press, die nach eigenen Angaben eine «DIVISION OF EUROMAIDAN PR» ist. Dort wird auf das «Original-Interview» verwiesen.
Eine genaue Überprüfung der oben angegebenen, rund 31 Minuten langen «Originalversion» des Interviews und der auf Euromaidan.press angegebenen und verlinkten «Originalversion» hat ergeben, dass die beiden identisch sind.
Was richtig ist: Die KURZVERSION ist zusammengesetzt aus zwei kurzen Passagen des Interviews zwischen den Positionen 19.30 und 23.30. Die Aussagen sind indessen nicht verfälscht. Der Journalist sagt klar, dass 1.5 Millionen Menschen absolut überflüssig seien. Und er sagt klar, dass eine gewisse Kategorie Leute, die Nomenklatura und die lokale Mafia getötet werden müssten. An einem anderen Ort (Position 28.50) sagt er, dass alle Leute, die nicht bereit seien, ihre Waffen niederzulegen, er schätze das auf 20 Prozent der Bevölkerung (das Donbass hat 7 Mio Einwohner) getötet werden müssten.
Fazit: Die Kurzversion mit den englischen Untertiteln ist ein Zusammenschnitt, was dort nicht explizit erwähnt wird. INHALTLICH verfälscht sie die Aussagen des ganzen Interviews absolut nicht.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Primeur der Sonderklasse. Hoffentlich schreiben die Printmedien hier ab und unterbrechen die Hofberichterstattung von Frau Nudelmann und ihrem Jasi im Reich des Guten und dem bösen Zauberer in Moskau.
Werner T. Meyer
vielen Dank Herr Müller für Ihre Recherchen und Publikation.
Der böse Zauberer in Moskau ist nicht unschuldig, er giesst ständig neues Öl ins Feuer, siehe MH17. Das heisst nicht, dass die Führung der Ukraine über alle Zweifel erhaben ist, im Gegenteil. Die Bösen auf beiden Seiten brauchen einander, damit der Krieg weitergeht.
Das Problem ist einfach: Das Ansehen der USA und von Obama ist weltweit auf einen Tiefstwert gesunken. Deshalb will Obama einen neuen Kalten Krieg. Alles was schlecht klingt für Putin sei gut für die USA.
Er soll indirekt die MH17 abgeschossen haben und sei deswegen ein Mörder. Die NZZ nutzt ähnliche Andeutungen.
Wahr ist doch wohl, dass der Abschuss kein Terrorakt war, sondern ein extrem dummer Fehler. Eine Art Fehler aus dem niemand profitierte.
Wenn man so argumentiert, dann ist NATO-Generalsekretär Asmussen mit seinen Ambitionen auf sofortige Bewaffung der Ukraine und Hilfe der NATO schon im Februar 2014 auch ein Anstifter und eher noch schuldiger als Putin.
Diesen Sommer trägt man Putin-Verhetzung – als ob das irgend etwas
bringen würde.
Lieber Hannes Keller,
100 % einverstanden. Aber der NATO-GeneralSEKRETÄR
… heisst Rasmussen (mit so viel R wie er verdient). Ich würde an seiner Stelle allerdings auch knurren, so viel Ambitionen und nur der SEKRETÄR vom General.
Werner T. Meyer
Gedanken einer Frau :
Da haben wir es … «Europas-Expansions-Gelüste» tragen ihre erste (bittere) Früchte, Bravo, bin begeistert, weiter so !
Alles begann mit der „Einmischung“ des Westens in den Osten (V. Klitschko & Co. auf den Maidan, die Verjagung eines – regulär – gewählten Präsidenten) … da hatte ich schon mein erstes ungute Gefühl im Bauch.
Ich frage mich: Was ist mit unserer Welt bloss los ?
Überall Streit, Kriege, Kämpfe, Gemetzel, … und nun hier, 1.5 Mio. Leute sollen einfach entsorgt werden !!! …
Sind wir doch schon zu viele, … sind das die ersten Anzeichen eines gewissen „Dichtestress“ auf dieser Erdkugel ???
Wenn es so ist, dann kommt es nie mehr gut, nirgends, weder in Syrien, Israel, Afrika, Irak noch in der Ukraine !
Und wo kämpft man sonst noch, die Liste ist ja unvollständig !?
Ist der Mensch noch zu retten ?
Ist der Mensch, eurer Meinung nach „immer noch besser als ein Tier“ … ?
Ich selbst bezweifle dies ernsthaft !
@Carmey Bruderer «Und wo kämpft man sonst noch, die Liste ist ja unvollständig !? «
Anfang Monat publiziert CRISIS WATCH jeweils eine Liste der gewaltsamen Konflikte / Kriege. August 2014:
http://www.crisisgroup.org/~/media/Files/CrisisWatch/2014/cw132.ashx
Wie Sie sehen werden, ist sie sehr lang.
Ob vollständig müssen sie selber überlegen. Die Aufsichtsorgane der Organisation bestehen typischerweise aus (westlichen) Ex-AussenministerInnen und ähnlichem. Sie werden wohl eher alle Bürgerkriege finden als alle CIA – Operationen.
Werner T. Meyer