Sperberauge

Wir brauchen das Schweizer Radio!

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Die spürbar schwindende Pressevielfalt macht die Existenz öffentlich-rechtlicher Medien – der SRG – unabdingbar.

Auch politisch wenig interessierte Leute dürften es mittlerweile mitbekommen haben: Der Schweizer Verlegerverband hat eine Grossoffensive gegen die SRG eröffnet. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und Radio muss demontiert werden, finden sie, die Herren Verleger, denn die Medien gehören in die Hände der Privaten, so der Tenor. Will heissen: in die Hände der vier Medien-Konzerne Tamedia, Ringier, NZZ und AZ Medien – und natürlich von Christoph Blocher, der aus politischen Gründen daran interessiert ist, Schweizer Medien unter seine Kontrolle zu bringen.

Nur: Die SRG, das Schweizer Fernsehen und vor allem das Schweizer Radio, sind einfach unentbehrlich. Auch wenn es mehr als nur ärgerlich ist, dass sich die SRG mit der Swisscom und mit dem privaten Medien-Konzern Ringier in Sachen Werbevermarktung ins gleiche Bett gelegt hat – Infosperber hat mehrmals darüber berichtet – , es braucht die SRG einfach, wenn wir nicht völlig einseitig informiert werden wollen.

Das Echo der Zeit, die meist etwa 40 Minuten am Abend auf SRF 1, 2 und 4, sind einfach etwas vom besten, was es im gegenwärtigen Schweizer Informationsangebot gibt. Aber auch die Mittagssendung auf SRF 1, das Rendez-vous am Mittag und das Tagesgespräch, sind oft sehr gut. Das Tagesgespräch vom 1. September zum Beispiel mit Ulrike Herrmann, der Autorin des neuen Buches «Auch kein Kapitalismus ist keine Lösung», war so reich an Informationen, wie man sie aus den privaten und also Banken-nahen Medien einfach kaum erhalten kann. Da kann man nur sagen: Zum Glück gibt es noch die SRG, die öffentlich-rechtlichen Medien! Für sie müssen wir – und gehen wir, notfalls – auch auf die Strasse!


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6 Meinungen

  • am 3.09.2016 um 13:03 Uhr
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    In den USA hat man weitaus mehr Meinungspluralismus als in Europa und braucht keine «öffentlich-rechtlichen» Medien dafür. Große Weltanschauungsgruppen haben gewöhnlich große Medien und kleine kleine, aber als interessierter Leser kann man Informationsquellen aller Couleur finden. (Gut, vielleicht nicht im lokalen Bereich, da mag es Monopole geben.)
    Das amerikanische Modell ist so nicht vom Himmel gefallen, sondern rejustiert sich immer wieder von selbst. Z.B. die Rechtsopposition war dort einige Jahrzehnte lang stark unterrepräsentiert, bis sie mit Fox News ein neues Medium fand.
    Man sollte sich lieber nicht an diese öffentlich-rechtlichen Sender klammern. Im alten Italien hatten die Christdemokraten und die Kommunisten den Staatsrundfunk unter sich aufgeteitlt; das hat diese beiden Parteien nicht gerettet. Man sollte gucken, wie die Amerikaner das machen.

    Zusatzinfo von Infosperber: In den USA leben über 230 Millionen Menschen (über 5 Jahre alt), die Englisch sprechen. In der Schweiz leben rund 4 Millionen Menschen (über 5 Jahre alt), die Deutsch sprechen. Vor allem für das Fernsehen mit sehr hohen Fixkosten sind die beiden Märkte deshalb kaum vergleichbar. Aber erlaubt ist es natürlich.

  • am 4.09.2016 um 11:12 Uhr
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    Wer die Erde für eine flache Scheibe hält, wer nur eine Meinung gelten lässt, jedes noch so verletzende Mittel gegen Andersdenkende einsetzt, Journalismus für überflüssig hält – der mag Herrn Möller zustimmen und Fox-News der rechtsextremen Milliardäre für erwähnenswert halten. Informationsquellen aller Couleur lassen sich theoretisch finden – vielleicht wenn man selbst professionellen Aufwand triebe.
    Wenn man unabhängigen und professionellen Journalismus als Treuhänder der Vermittlung für wichtig erachtet, aus einer Vielfalt von Fakten und Meinungen seine Auffassung bilden und in Gemeinde, Kanton und Bund fundiert mitwirken will, das Wohl der Gemeinschaft, Öffentlichkeit und des Zusammenlebens entwickeln und schützen will, Fairness gegen Andersdenkende einhält, dann muss man sich für öffentlich-rechtliche, staatsunabhängige Veranstalter mit einem differenzierten Leistungsauftrag wie die SRG einsetzen. Kommerzielle, werbeabhängige Veranstalter können auch nicht den rasanten Wandel der Gesellschaft vermitteln und wesentlich zu dessen Bewältigung beitragen, wie es ein den Werten der Schweiz verpflichteter Veranstalter.
    Seltsam, wie Infosperber dauernd und undifferenziert gegen Admeira schiesst: sollen denn Facebook, Google, Amazon & Co die Schweizer Werbeordnung aufrollen und die Einnahmen einsacken, schlussendlich die Information bestimmen? Die Medienpolitik ist schon lange internationalisiert und wird noch mehr globalisiert und digitalisiert. Verbote verzerren bloss.

  • am 4.09.2016 um 15:39 Uhr
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    Als Steuerzahler und Gebührenzahler stört es mich, dass die öffentlich-rechtlichen Medien *überhaupt* Werbung schalten: je mehr Werbung, desto ärgerlicher und abhängiger. (Ich finde auch die Infosperber-Werbung ärgerlich. Man kann sie zwar mit einem Zusatz wie einem Adblocker abstellen, aber ich würde wissen, welche Mindereinnahmen der Adblocker bei Infosperber verursacht und diese Beitrag bei meiner jährlichen Spende dazuschlagen.)

    Das Loblieb auf die amerikanischen Medien kann ich nicht verstehen. Es gibt zwar qualitativ hochstehende private und «public service» Medien, aber auch viel lautere Desinformationskanonen.

  • am 4.09.2016 um 16:31 Uhr
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    Ihre Frage an Infosperber kann ich wie folgt beantworten: Die Banners tragen knapp zehn Prozent zum Budget von Infosperber bei. Die restlichen Erträge stammen von Spenden, die man bei den Steuern abziehen kann. Ihr regelmässiger Beitrag freut uns natürlich. Da unser Budget sehr knapp ist und wir etlichen Mitarbeitenden nicht einmal Spesen vergüten können, nehmen wir die Banner-Einnahmen gerne entgegen. Sie gehören zu den 1 bis 2 LeserInnen pro Jahr, welche die Banner stören. Mit einem Adblocker können Sie die Banner ohne weiteres ausblenden.

  • am 4.09.2016 um 20:57 Uhr
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    Ja, wir brauchen das Schweizer Radio in der heutigen Form dringend. Spitze ist das 2. Programm vor allem mit dem ECHO DER ZEIT. Auf Privatstationen mit Blocherschen Wellen im Äther kann ich gut verzichten. Martin A. Liechti, Maur

  • am 6.09.2016 um 07:45 Uhr
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    Das «Echo der Zeit» ist etwas vom Besten, was es im gegenwärtigen Informationsangebot in der Schweiz gibt. Gefolgt vom «Rendezvous am Mittag». Das unterschreibe ich! Das höre ich überall in meiner Umgebung, wenn wir uns über «die Medien» unterhalten. Ein herzliches Dankeschön an die Macherinnen und Macher!

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