Colt

Ein Colt – wenn auch kein rauchender... © Wikipedia Commons

Die NZZ ruft zum Krieg der Religionen auf

Christian Müller /  Die Feuilleton-Redaktion der NZZ greift tief in die Kiste der Kriegshetze. Und in die Hetze gegen eine Religion. Das Feuilleton!

Es ist nicht selten, dass bei grossen Blättern politische Themen im Ressort Kultur – vielerorts Feuilleton genannt – etwas anders behandelt werden als in den politischen Ressorts: oft differenzierter, aus andern Perspektiven, vor allem weniger parteipolitisch. So etwa war es im Jahr 2003 bei der NZZ, die in ihrem Auslandteil die Invasion der USA im Irak bedenkenlos bejubelte. So war es vor dem allzu frühen Tod von Kulturchef Frank Schirrmacher gelegentlich bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ. So ist es gegenwärtig bei der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT. Die Herausgeber, Chefredaktoren und Polit-Ressortleiter sind oft die Kriegsbegeisterten: Da gibt’s was Handfestes zu berichten. Die Kultur-Journalisten sind eher jene, die versuchen, auch ein wenig hinter die Kulissen des geopolitischen Theaters zu schauen.

Am Dienstag der abgelaufenen Woche ist es dem Feuilleton der NZZ nun aber gelungen, eigenständiges Hinterfragen und Beurteilen gänzlich hintanzustellen und die politische Linientreue gegenüber der Chefredaktion auf die Spitze zu treiben – um nicht zu sagen: zu pervertieren.

«Der Islam: Gewalt oder Reform.» So lautete die Schlagzeile auf der Auftaktseite des Feuilletons in der NZZ am 17. November. Ein gutes Thema, mochte man denken. Nur: Was dem Leser, der Leserin da an «Information» und an Kommentar der deutschen Soziologin Necla Kelek an den Kopf geschmissen wurde, strotzt so was von Einseitigkeit, Einäugigkeit, von historischer Verkürzung und Simplifizierung, dass der Artikel wohl weder in der BaZ noch in der Weltwoche Platz gefunden hätte. Möglicherweise gerade noch in Ulrich Schlüers Schweizerzeit.

Die Religion ist schuld

Necla Kelek wörtlich: «Der Islam ist als Religion gescheitert. Und zwar bereits im Jahr 622 in Mekka. Mohammed konnte die Bewohner von Mekka nicht von seinen zum Teil mystischen Offenbarungen überzeugen und musste sich nach Medina absetzen. Dort wurde aus ihm ein Kriegsherr und aus seiner Botschaft eine Herrschaftsideologie.»

Na gut, Necla Kelek darf diese ihre Version der Religionsgeschichte gerne auf ihrem Blog verbreiten, auch wenn sie vielleicht lieber bei ihrem angestammten Beruf der Technischen Zeichnerin verblieben wäre. Aber die NZZ? Die NZZ übernimmt solche Schreibe auf der Auftaktseite ihres Feuilletons?

Wir machen der NZZ-Redaktion einen
Vorschlag für die Auftaktseite des NZZ-Feuilletons
am kommenden Samstag:

«Jesus Christus verkündete die Lehre: Liebet Eure Feinde (Matthäus 5.44). Seine Jünger und Apostel verbreiteten diese pazifistische Lehre anfänglich recht erfolgreich. Tausende gläubige Christen starben als Märtyrer, weil sie sich weigerten, Waffen zu tragen. Im Jahr 313 nach Christi Geburt allerdings machte der römische Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion, und ab diesem Tag waren es die Christen, die die Nicht-Christen umbrachten. Wer sich weigerte, eine Waffe zu tragen, wurde fortan von den christlichen Soldaten getötet. Und dies über Jahrhunderte. Noch 1300 Jahre später, 1618 bis 1648, bekämpften sich in Europa sogar die katholischen und die protestantischen Christen gegeneinander, in einem dreissigjährigen Krieg mit geschätzt 7,5 Millionen Kriegsopfern. Die christlich motivierten Kreuzzüge 1095 bis 1291, mit denen Palästina von den Christen zurückerobert werden sollte, forderten wissenschaftlichen Schätzungen zufolge 3 Millionen Opfer. Der von Papst Innozenz III. initiierte Kreuzzug gegen die nicht linientreuen christlichen Katharer 1209 bis 1220 forderte 1 Million Opfer. Der Rauswurf der Nordafrikaner aus Spanien und Portugal, die sogenannte Reconquista 1085 bis 1492, forderte, inklusive der Schlacht am Rio Salado 1340, die mit gütiger und vor allem finanzieller Unterstützung des Papstes Benedikt XII. inszeniert wurde, mehrere hunderttausend Kriegstote. Der Spanische Erbfolgekrieg vor genau dreihundert Jahren forderte 700’000 Opfer.

Apropos Spanien und Portugal: Sie haben im 16. und 17. Jahrhundert ganz Mittel- und Südamerika erobert und zwangschristianisiert – vor allem dank ihren Feuerwaffen, die den Eingeborenen noch nicht zur Verfügung standen. Glaubwürdige Schätzungen zur Zahl der Kriegsopfer liegen keine vor.

Die napoleonischen Feldzüge forderten 4 Millionen Opfer – aber lassen wir die: es waren zwar auch Bruderkriege, aber nicht spezifische Religionskriege. Die Eroberung Algeriens (Muslime) durch Frankreich (Christen) 1830 bis 1847 forderte 775’000 Opfer. Die versuchte Eroberung Libyens (Muslime) durch die Italiener (Christen) 1923 bis 1931 forderte nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 100’000 Opfer, wahrscheinlich aber das Mehrfache. Die Italiener setzten dabei unter anderem die neuerfundenen Gas-Bomben ein. Der Abessinienfeldzug der Italiener, ein paar Jahre später, 1935 bis 1941, also vor weniger als hundert Jahren, forderte 750’000 Opfer. Der Papst persönlich hatte bei der Ausfahrt der Flotte die Waffen gesegnet.

Der sich durchaus als Christ verstehende Adolf Hitler und seine christlichen Gefolgsleute brachten fünfeinhalb Millionen Juden um, von den 60 bis 70 Millionen übrigen Opfern des Zweiten Weltkrieges ganz zu schweigen. In Irland bekämpften sich noch bis ins Jahr 1998 zwei christliche Konfessionen, ebenfalls mit zusammengezählt Tausenden von Toten – und dies nicht etwa auf dem offenen Schlachtfeld, sondern vor allem mit hinterhältigen Anschlägen.

Die sich immer sehr christlich gebenden US-Amerikaner – in der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika von 1787 unterliessen sie allerdings bewusst einen Gottesbezug; Kompliment! – die US-Amerikaner verzichteten beim bewusst falsch begründeten Einmarsch im Irak im Jahr 2003 grosszügig darauf, die Opfer auf Seite der Angegriffenen zu zählen. (Warum diese auch zählen, sie zählen ja nichts.) Die nachträglichen Schätzungen variieren zwischen 150’000 und 650’000 – zivilen! – Opfern. Bravo, der Vietnamkrieg 1959 bis 1975 hatte noch 4,2 Millionen Opfer gefordert.

Die Aufzählung könnte beliebig fortgesetzt werden.

Das Christentum ist als Religion gescheitert. Und zwar bereits im Jahr 313. Noch vor Mohammed.»

Wäre das nicht ein guter Auftakt des NZZ-Feuilletons?

Aber nein, nach den Terroranschlägen in Paris weiss man es: Der Islam ist eine gescheiterte Religion. Das Feuilleton der NZZ sucht irgend eine deutsche Vorzeige-Muslimin, die diese These vertritt und zu berichten weiss, dass Mohammed, der Religionsstifter, als etwa Fünfzigjähriger von Mekka nach Medina umgezogen ist und sich dort der Herrschaftsideologie verschrieben hat. Und die sich – perfekter NZZ-Level – auch leserfreundlich auszudrücken versteht. Necla Kelek wörtlich: «Der Koran ist ein rauchender Colt».

Keine Debatte – ein Leitartikel!

Der nicht etwa als Gastbeitrag auf der täglichen Seite «Meinung & Debatte» abgedruckte, sondern als Feuilleton-Seitenaufmacher platzierte Leitartikel von Necla Kelek schliesst mit dem Satz: «Es besteht kein Generalverdacht gegen die Muslime, aber die Unschuldsvermutung gilt auch nicht mehr.» Eine juristische Glanzleistung.

Es ist zu befürchten, dass auch die Unschuldsvermutung gegenüber der NZZ-Redaktion nicht mehr angezeigt ist. Oder in Necla Keleks bildhaften Worten: Die NZZ ist – mittlerweile – ein rauchender Colt.

Aber noch etwas – um keine Missverständnisse zu erzeugen: Kein noch so brutaler Krieg christlicher Potentaten und Abenteurer rechtfertigt Terroranschläge wie den in Paris vor ein paar Tagen. Aber daraus abzuleiten, dass eine im 7. Jahrhundert gegründete Religion schuld sei und die Unschuldsvermutung gegen deren Angehörige aufzuheben, ist, mit Verlaub, eine klare Aufforderung zum nächsten Religionskrieg. Propagiert von der NZZ.

* * * * * * * * * *

PS: Haben selbst bei der NZZ einige Redaktoren und/oder Redaktorinnen bemerkt, dass das Feuilleton am 17. November völlig überdreht hat? In der Ausgabe von heute, 25. November, bringt das Feuilleton auf seiner zweiten Seite (im Blatt auf Seite 40) eine immerhin fast halbseitige Buchbesprechung mit der Headline: Das frühe Christentum als fundamentalistische Religion: Neid, Mord, Streit, Betrug und Arglist. Untertitel: Der Althistoriker Manfred Clauss stellt das frühe Christentum als fundamentalistische Religion dar. Und der erste Satz der Rezension von Bernhard Lang lautet: «Das Wesen des Christentums, wie es sich im ersten halben Jahrtausend seiner Existenz dem Historiker von heute darstellt, lasse sich – so Manfred Clauss – durch ein einziges Wort zusammenfassen: Fundamentalismus.»

Die Buchrezension ist auch auf NZZonline einzusehen.

Es ist auf dieser Welt eben doch alles relativ.


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15 Meinungen

  • am 21.11.2015 um 12:10 Uhr
    Permalink

    Die berüchtigte und ebenso irrige wie brandstifterische Huntington-Theorie vom unausweichlichen Clash der Kulturen, insbesondere Islam gegen Christen – von George Bush II angewendet – ist wieder da.

    Es geht um etwas ganz anderes: Den Krieg der Fundamentalisten – jeder Couleur – gegen die Aufklärer. Aufklärung ist Zweifel und Skepsis gegen jede «absolut offenbare Wahrheit» und ist deswegen
    tolerant. Für Fundamentalisten ist dies des Teufels, unerträglich und auf den Tod verhasst.
    Die Intoleranz hat immer die Toleranz bekriegt.
    Es ist zum Heulen!
    So einfach? So einfach.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 21.11.2015 um 12:19 Uhr
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    Hier liegt, wenigstens vom Titel her, eine etwas zu grosse Aufgeregtheit vor.

    Was in einem Feuilleton steht, sollte man politisch, selbst auch im Hinblick auf den Kurs einer Zeitung, nicht überbewerten. Manchmal handelt es sich um ein geistiges Experiment, manchmal um höhere Dummheit. Auch das Theologoumenon der christlichen Nächstenliebe oder gar das Thema Konstantin und 313, worüber ich für den Komponisten Carl Rütti (Zug) den Text zu einem vor zwei Jahren im Wallfahrtsort Heiligkreuz uraufgeführten Oratorium geschrieben habe, kann wohl auf der zur Verfügung stehenden Spaltenlänge hier nicht differenziert ausdiskutiert werden.

    Mit Christian Müller und Frank A. Meyer habe ich gemeinsam, dass ich mich über die NZZ eher ärgere, als wenn zum Beispiel im «Blick» oder in der «Aargauer Zeitung», wo es eher normal ist, etwas Dummes steht. Die drei letzten Leserbriefe, die ich an die NZZ schrieb, wurden nicht gedruckt, einmal ausdrücklich mit der Bestätigung, dass man so etwas wirklich nicht bringen wolle. Darum schreibe ich nun halt mal gelegentlich im Forumteil von Infosperber. Danke hier für die Geduld bei gelegentlichen Zumutungen. Freue mich auf den Anlass vom 1. März kommenden Jahres.

  • am 21.11.2015 um 12:29 Uhr
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    Es mag ja alles gut und rechtens sein aber auf dem Bild ist kein Colt abgelichtet sondern ein Perkussions Revolver um das Jahr 1850.
    Mann sollte handwerklich hergestellte Kulturgegenstände nicht mit dem heutigen elektronischen geleitetem Terror in Zusammenhang bringen.
    Das ist wie ein Affe der nicht blöd ist.

    Anm. cm:
    Es ist, um genau zu sein, ein Perkussions-Revolver vom Typ Colt Navy 51. Achtung: Colt ist ein Hersteller, nicht ein Waffentyp! Wenn Necla Kelek aber das Bild "rauchender Colt" bemüht, dann denkt sie an die Waffen aus der Zeit des Wilden Westens. Sie benutzt "Colt" im metaphorischen Sinne. Genauso wie in der Berichterstattung über den Terroranschlag in Paris immer von Kalaschnikows die Rede war, obwohl es sich ebensogut um MPs vom Typ AR-15 einer anderen Marke gehandelt haben könnte. Für die meisten Journalisten (und andere Nicht-Schützen) ist eine MP einfach eine Kalaschnikow. Zu Ihrer Info: https://en.wikipedia.org/wiki/Colt_1851_Navy_Revolver

  • am 21.11.2015 um 12:51 Uhr
    Permalink

    Eine solche Kolumne ist natürlich Unsinn, oder krasser: schlicht Dummheit wie Pirmin Meier schreibt. In Situationen wie der heutigen, gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren, unnötige Provokationen zu vermeiden. Was sich die NZZ gerade leistet, ist genau das Gegenteil. Man kann der Kolumnistin historische Unkenntnis und intellektuelle Seichte vorwerfen. Geistiges Unvermögen ist allerdings keine Straftat, aber es kann zu Straftaten animieren..Sprich: Anschläge provozieren. Eben: Dummheit kann auch verheerend gefährlich sein.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 21.11.2015 um 12:53 Uhr
    Permalink

    @Albrecht Marco. Sie erinnern mit Ihrem Lob des guten Handwerks, vergleiche die Beschreibung der Waffe auf den ersten drei Seiten von Gottfried Kellers «Fähnlein der sieben Aufrechten», an die Zeit, da selbst das Waffenhandwerk noch als ehrlich galt. Vergleiche noch die Hymne an die Armbrust bei Wilhelm Tell im dritten Akt von Schillers Drama, die Waffe wird vertraulich mit «Du» angesprochen und macht auf beeindruckende Weise die Unschuld des Geräts offenbar.

  • am 21.11.2015 um 15:40 Uhr
    Permalink

    Auch in der heutigen (Sa 21./22.11.) Ausgabe der NZZ liest man auf der Frontseite: «Europa und die FEINDE der Freiheit» (von Eric Guter), auf der Frontseite des Wirtschaftsteils: «KAMPF den Steuer Deserteuren», auf der ersten Seite des Feuilleton: «der KAMPF um die Sprache tobt weiter» – die Kriegsrhetorik verstärkt sich, die Vergangenheit des Leitartiklers scheint durch. Im übrigen hat die NZZ für die Leser ein neoliberales Erziehungsprogramm vorgesehen: «Was die Schweiz alles tun sollte»…. ja es ist so, dass man sich über die NZZ eben mehr ärgert als über andere Publikationen – ist dies schlussendlich immer noch ein Kompliment?

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 21.11.2015 um 16:15 Uhr
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    @Frau Gattiker, obwohl ich Sie in diesem Fall völlig verstehe, müssen Sie wissen, dass die NZZ im Zeitalter von Nationalsozialismus, Faschismus und Kommunismus jahrzehntelang Leitartikel veröffentlichte in der Art von «Europa und die Feinde der Freiheit». Einer der Leitartikler dieser Sorte war – neben Dr. Bretscher – der spanische Philosoph Salvador de Madariaga. Es handelt sich also um eine Art Schwergewicht der Tradition eines im Prinzip rechtsliberalen Blattes.

    Sie sehen aber durchaus richtig, dass ein Herr Eric Guyer viel repräsentativer ist als jemand, der wie ich vor 30 Jahren, dort gelegentlich im Feuilleton schreibt. Meine Beiträge dort wurden, wie ich vermute heute ebenfalls, nicht zensuriert, mit einer Ausnahme. Das Zitieren von Anthroposophen, die in diesem Fall sogar so genannt wurden (sonst hätten sie es nicht gemerkt), war unerwünscht.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 22.11.2015 um 12:31 Uhr
    Permalink

    PS. Im heutigen Sonntagsblick übt Frank A. Meyer vernichtende Kritik an Necla Keleks Artikel in der NZZ. Mein Hinweis heisst nicht, dass FAM reflexartig recht haben muss, selber kritisierte ich dessen Islamkritik in meiner Studie über Fundamentalismus vor 25 Jahren. Aber mir scheint: FAM hat diesmal recht, wobei die Bundesrätin S.S. eher noch stärker kritisiert wird als die NZZ.

  • am 22.11.2015 um 12:54 Uhr
    Permalink

    Der «Vorschlag für die Auftaktseite des NZZ-Feuilletons» finde ich sarkastisch, aber leider auch eskalierend. Er überbietet den zu recht kritisierten Artikel noch an polemisierender Oberflächlichkeit!
    "Der sich durchaus als Christ verstehende Adolf Hitler…"???? wenn dem überhaupt so ist/wäre und nach welcher «Kategorisierung», wie hat er denn seine (angebliche?) christliche Überzeugung geäussert und umgesetzt?
    Beispiel 1. Weltkrieg: Papst Benedikt 15. versuchte sich als Pazifist, während sich die Bischöfe Frankreichs und Deutschlands an der nationalistisch-kriegerischen Aufhetzung beteiligt hatten.
    Nach Belieben könnten nun die kirchlichen Exponenten pauschal zu Gunsten oder zu Lasten des Christentums zitiert werden.
    Wir bräuchten eher eine objektive Analyse und Darlegung, dann darf sie hart und schonungslos sein.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 22.11.2015 um 13:06 Uhr
    Permalink

    @Urs Lachenmeier. Wie vielleicht noch nie in vergleichbarer Sensibilität haben Sie eine schwache Stelle in einem konzeptionell durchaus berechtigten Artikel bemerkt. Das Thema dahinter hat mal Friedrich Heer von Wien, den ich noch gleichzeitig mit Herrn Ratzinger kennengelernt habe vor etwas 4 Jahrzehnten, dargestellt: «Der Glaube des Adolf Hitler.» Nach meiner Meinung sagt der Satz aber eher etwas über die eigenen Probleme von Christian Müller und anderen mit dem Christentum aus als über die Phänomenologie dieser Weltreligion. Natürlich betonte in den Gesprächen, die ich mit ihm führte, auch der muslimische Extremist Ahmed Huber stets bis zum Gehtnichtmehr, der Nationalsozialismus sei eine «christliche Bewegung» gewesen. Die Wiederlegung, nicht bloss polemisch, leistete u.a. der Theologe Karl Barth, nicht nur mit der Barmer Theologischen Erklärung, ohne deren Lektüre man in dieser Diskussion fast nicht mitreden kann. Ich las den Text 1985, weil ich einige Artikel über Karl Barth im damaligen «Aargauer Tagblatt» veröffentlichte.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 22.11.2015 um 13:18 Uhr
    Permalink

    @wtmeyer. Sie haben recht. Sie haben mich beim unaufmerksamen Lesen ertappt. Gehe bloss davon aus, dass FAM einen etwas anderen Ansatz hat als Kelec. Diese stimmt wohl nicht unbedingt mit dem ebenfalls zitierten Freisinger überein. Ich entschuldige mich, schätze Sie stets als kritischen Leser und entsprechenden Kritiker.

  • am 23.11.2015 um 09:23 Uhr
    Permalink

    Vielleicht hilft dieser komplizierte aber blitzgescheite Text von reformjüdischer Seite die Flut von Aufrufen zum Religionskrieg zu verdünnen: http://jfjfp.com/?p=78179

    MfG
    Werner T. Meyer

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 23.11.2015 um 11:45 Uhr
    Permalink

    @Werner T. Meyer. Der von Ihnen angezeigte Artikel samt Foto ist nicht gerade ein Ausbund von Neutralismus, zeigt aber, wie jüdisch-intern die Fetzen fliegen. Verdient eine aufmerksamere Lektüre als Frank A. Meyer, bei dem man gelegentlich schon nach ein paar Zeilen merkt, was er heute sagen will.

  • am 30.11.2015 um 17:48 Uhr
    Permalink

    Ich finde den Artikel von Necla Kelek gut. Im Gegensatz zu einem Grossteil des auf dieser Seite Geschriebenen weiss diese Frau was Sache ist. Keine intellektuellen Pirouetten.

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