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Urs Gredig: Die Gemeinden wollen weder Atomendlager noch Flüchtlingsunterkünfte © srf

Asyldebatte: Zynismus in der Tagesschau

Erich Schmid /  Atommüll und Flüchtlinge in einem Topf: Entsetzliche Vergleiche werden gezogen und irreführende Behauptungen verbreitet.

Welchen Drall die Asyldebatte mittlerweile bekommen hat, demonstrierte Moderater Urs Gredig am letzten Freitagabend in der Tagesschau-Hauptausgabe: «Schweizer Gemeinden wehren sich nicht nur gegen Asylunterkünfte, auch Atomendlager wollen viele nicht auf ihrem Gebiet.»
In der prominentesten Informationssendung am Fernsehen werden Unterkünfte für Menschen und Endlager von Atommüll in einem Atemzug genannt und miteinander verglichen, als handle es sich um die gleiche Qualität von Unerwünschtem.
Jeder dritte Asylsuchende hat gute Gründe für seine Flucht
«Die Asylverfahren sind kafkaesk», titelt der Tages-Anzeiger vom Samstag, 21. Januar, über einem ganzseitigen Interview mit Thomas Kessler, den die Journalisten als «Migrationsexperten» vorstellen. Und dieser Experte darf unwidersprochen sagen, dass 90 Prozent der Asylsuchenden «im Sinne unseres Asylgesetzes keine Flüchtlinge sind». Obschon diese Aussage irreführend ist.
Warum wird dieser Experte nicht hinterfragt? Weil die Journalisten nicht recherchiert haben und dem falschen Mann für eine allgemeine Lagebeurteilung des Asylwesens einfach glauben.
Denn nicht nur 10 Prozent sondern 32 Prozent der Asylsuchenden dürfen in der Schweiz bleiben: Bei 20 Prozent der Asylsuchenden wird das Verfahren positiv entschieden, und bei 12 Prozent wird aufgrund der Gefahrensituation im Herkunftsland die «vorläufige Aufnahme» verfügt.

Auch beim Gejammer über die gestiegene Anzahl der Asylgesuche wird übertrieben. Warum ist sie gestiegen? Unter anderem weil in der Zeit, als Christoph Blocher für das Asylwesen zuständig war, 10’000 Asylgesuche illegal verschwunden sind. In Wirklichkeit werden heute nur noch halb so viele Asylgesuche eingereicht wie in den Spitzenjahren zuvor.

Der Zynismus der Tagesschau und das Verbreiten der Aussagen des zweifelhaften Migrationsexperten im Tages-Anzeiger sind problematisch. Sie erinnern inzwischen unweigerlich an Viktor Klemperers Tagebücher, die minutiös beschreiben, was der Sprachgebrauch einst für eine Auswirkung auf die ganze Gesellschaft hatte.

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Eine Meinung zu

  • am 23.01.2012 um 11:51 Uhr
    Permalink

    Also ich finde den Vergleich «Atommüll und Flüchtlinge» etwas an den Haaren herbeigezogen. Ja, die beiden Begriffe werden in einem Satz genannt, aber man kann ja auch alles missverstehen wollen und in meinen Augen ist dies eine Über-Reaktion.

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