Schwule und Lesben: Jetzt öffentlich angeprangert
Die öffentliche Jagd auf Schwulen und Lesben erreicht in Uganda neue Dimensionen: Eine Boulevard-Zeitung veröffentlichte die Namen von 200 «Top-Homos», darunter etliche, die sich bisher noch nicht geoutet haben. Das berichtet die «Huffington Post». Weitere Personen, die sich gegen das neue Gesetz ausgesprochen hatten, erwähnte das Boulevard-Blatt mit Namen als «Sympathisanten».
«Wieder freie Bahn für die Hexenjagd durch die Medien», erklärte Jacqueline Kasha, eine bekannte lesbische Aktivistin auf Twitter, deren Name unter den 200 figuriert.
Einen Tag zuvor, am 24. Februar, hat Ugandas Präsident Yoweri Museveni trotz aller Warnungen und Proteste das umstrittene Gesetz unterzeichnet, das für Schwule und Lesben lange Haftstrafen vorsieht.
«Die Ablehnung von Homosexualität durch einige Menschen kann niemals die Verletzung fundamentaler Menschenrechte anderer rechtfertigen», erklärte Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay in Genf. Das Gesetz sei derart weit gefasst, dass es zu Machtmissbrauch sowie zu Denunzierungen selbst von Menschen einlade, die gar nicht homosexuell seien, kritisierte Pillay.
Das neue Gesetz würde «Hass und Diskriminierung gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle institutionalisieren», sagten Vertreter von «Amnesty International».
Und wo bleiben die öffentlichen Proteste der christlichen Kirchen und fortschrittlichen Muslime?
Homosexualität ist in den meisten afrikanischen Ländern verboten. In Uganda ist gleichgeschlechtlicher Sex schon seit der Kolonialzeit illegal. Das neue Gesetz verschärft die Strafen und «Tatbestände» und lässt Platz für Willkür. In «besonders schweren Fällen» wie für Sex mit einem Minderjährigen oder bei einer Infektion mit HIV ist sogar eine lebenslängliche Haftstrafe möglich. Zum ersten Mal werden lesbische Beziehungen unter Strafe gestellt.
Das neue Gesetz bestraft bereits blosse «Verabredungen» (conspiracy) zu sexuellen Handlungen wie auch das «Helfen und Vorschub leisten» oder das «Fördern» mit bis zu sieben Jahren Gefängnis, berichtet die «Huffington Post».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
"Und wo bleiben die öffentlichen Proteste der christlichen Kirchen?» Das kann man zum Beispiel hier, auf der Website der wichtigsten kirchlichen Einrichtung in Uganda nachlesen. Die Kirchen in Uganda haben Fragen der Sexualität, von AIDS/HIV seit Jahren zum Schwerpunkt ihrer Arbeit, unterstützt unter anderem vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf. Man muss sich nur ein wenig umschauen und zur Kenntnis nehmen. Mit dieser kontinuierlichen Arbeit vor Ort haben sich Erfolge und Fortschritte eingestellt, die leider immer wieder, wie jetzt mit der neuerlichen Gesetzgebung einen Rückschritt erleiden.